Rosebudbears by SyKe

Träume in die Kinderzeit

von

Sylvia Keese

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 letztes Update am 20.12.2024

 

 

das Un-Wort des Tages:

ambulantisierbar

aus einem Beitrag im Heute Journal - April 2023

 

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Mai 2023

Di

30

Mai

2023

es geht los

Derzeit blüht es im Garten an allen Ecken. Vor dem Haus die Rhododendren, hinter dem Haus die Rosenbüsche. Das ist eine gute Aufteilung, denn sie stellen unterschiedliche Ansprüche an Sonne und Wasser und Boden. Und wir haben etwas zum Schauen und Freuen beim Nachhausekommen und beim Ausruhen Arbeiten im Garten.

Rose Tuscany

Rose Tuscany ist wieder einmal die erste mit ihren Blüten: "Hallo, ihr anderen, ich bin schon soweit. "

Und die anderen Rosen beeilen sich, die Glockenblumen, das Allium, die Pfingstrosen. Der Flieder schüttelt sich im Halbschatten und sagt: "Ich war schon vor dir in Blüte und bleibe das auch noch ein wenig. "

 

 

So

28

Mai

2023

Hallo Pfingsten

10 Tage sind seit Christi Himmelfahrt vergangen. Lange genug für alle Väter und Nicht-Väter um den Alkoholpegel herunter zu bekommen. Und nun die Ankunft des Heiligen Geistes zu feiern. Pfingsten.

Ich weiß immer noch nicht, was das so genau ist, der Heilige Geist. Das Trösterchen für die Gläubigen, denen Jesu genommen wurde, nun wenigstens das? "Der Heilige Geist schenkt Weisheit, den Glauben und die Liebe zwischen Gott und den Menschen." schreibt Google. Allen Menschen, einfach so, vorbehaltslos - Weisheit, Glauben, Liebe.

 

Lange dachte ich in kindlichem Irrglauben der Heilige Geist sei eine Erleuchtung zum besseren Leben, die kommt, ob man will oder nicht. Aber wenn ich mich umschaue - nein, definitiv nein. Lange dachte ich, er sei eine Verabredung zu Moralvorstellungen, unantastbaren Moralvorstellungen. 'Du sollst nicht töten' und so. Aber nein, definitiv nein.

die ersten Pfingstrosen - die Biene hat es in den gefüllten Blüten schwer an den Pollen zu kommen
die ersten Pfingstrosen - die Biene hat es in den gefüllten Blüten schwer an den Pollen zu kommen

Was er auf jeden Fall schenkt sind zwei freie Pfingsttage. Wir nutzten sie für eine Gartenparty, auf der die Meisen- und Finkenfamilien uns umschwirrten und tatsächlich die Pfingstrosen blühten. Wie schön. Die Temperaturen nachts sind immer noch einstellig, am Tage aber bis auf die 20 Grad Celsius hoch und höher, vor einer Woche sogar 27, aber das war ein Ausrutscher. Und dankbar vermerkten wir, dass die als Endpunkt der kleinen Hitzewelle prognostizierten Unwetter einen eleganten Schwenker um uns herum machten. Allerdings Regen, den hätten wir gerne gehabt und hätten ihn auch gerne jetzt, denn es ist trocken in den Beeten.

Pfingstrose
mehr als eine Blüte am kleinen Teich

Andere nutzten die freien Tage zum Fußballspielen, es war letzter Spieltag der Saison mit der jährlichen Frage, wer denn absteigt, wer auf, wer sich noch einmal gut präsentiert, wer nicht. Fürs Blamieren war wieder einmal Hannover 96 zuständig. Sie verdienen so viel Geld mit Balltreten und dann so etwas. Wie sie gespielt haben? 1 zu 5 - verloren, was sonst. Es ist so armselig.

 

Do

25

Mai

2023

die Erste

1972 feierte ich meinen Geburtstag mit allen Mädchen aus meiner damaligen Klasse. Zwei von ihnen schenkten mir eine Schallplatte, eine kleine Schallplatte, eine Single. Sie wussten nicht, dass wir keinen Schallplattenspieler besaßen. Meine erste Schallplatte. Naja fast, die allererste war eine Aufnahme des Chores unserer Schule, die wir kauften, kaufen mussten, weil ich im Chor war. Wir hörten sie bei den Nachbarn und alle waren enttäuscht, dass man mich nicht heraushörte.

Zu Weihnachten bekam ich einen Plattenspieler: klein, tragbar, auch mit Batterien zu benutzen, ORANGE. Ich musste den Deckel aufklappen, im Deckel saß der Lautsprecher, den Tonarm musste ich mit der Hand auf die Schallplatte setzen. Weihnachten hörte ich meine erste Schallplatte zum ersten Mal:

Proud Mary von Ike und Tina Turner. (Und die zweite Seite vergessen wir - besser)

 

Es gibt einige wenige Musiker und Musikerinnen, die mich durch mein Leben begleitet haben, deren Platten, ach nein, da waren es schon CDs, ich später für meinen Walkman auf Kassette spielte und zurückgezogen ganz intensiv hörte, die auf meiner Playlist stehen werden bis in alle Ewigkeit: darunter Tina Turner. Es ist ein Gefühl von "Und nun?", von "Warum?", von "83 ist doch eigentlich zu früh". Alle Radiosender übertreffen sich  erwartungsgemäß mit TinaTurner-Titeln, alle Promis mit Betroffenheits-Statements, im Fernsehen erwarten uns Livekonzert-Aufnahmen und das verfilmte Leben. Es hilft nichts. Ich bin traurig.

 

Mi

24

Mai

2023

tierische und menschliche Besucher

Wir hatten einen Besucher auf der Terrasse. Gleich früh am Morgen. Da saß er an unserem Schalenbrunnen: ein Eichelhäher. Er war gar nicht scheu. Und wir überlegten, ob er krank oder verletzt sei. Hatten die Eltern ihn vielleicht ausgesetzt? Denn er schien noch sehr jung.

Er hatte so gar keine Lust, den schönen Platz auf unserem Brunnen zu räumen und hüpfte erst einmal in einen der Blumentöpfe und zerdrückte mein bis dahin schön rosa blühendes Gänseblümchen. Platt!

Eichelhäher

Dann flog er in den Apfelbaum. Ach schau, fliegen ging. Und dann hinüber zum Nachbarn, da mal Hallo sagen.

Am nächsten Morgen saß er wieder auf unserem Brunnen. Uns kannte er nun schon und ignorierte uns. Bis er dann davon flog. Hoch in die Spitze der großen Zeder. Da krächzte er etwas und dann war er weg. Bisher kam er nicht wieder. Aber der Sommer kommt ja erst noch. Wer weiß.

Eichelhäher

Nachmittags kam dann noch einmal Besuch, diesmal humanoid. Es klingelte und zwei Männer (Stoffhose, weißes Hemd, Krawatte, dünne Besprechungsmappe) standen vor mir. "Guten Tag. Das ist Herr Y, ich bin Herr X." Der ältere sagte natürlich nicht X und Y, sondern schon gebräuchliche Nachnamen, aber weiß ich, ob die echt waren? Drum. Ich sagte: "Ja, und?" "Wissen Sie, das Thema des Tages ist, ob wir unseren Alltag in der Bibel wiederfinden." Ich schluckte, das waren keine Vertreter für Staubsauger sondern Zeugen Jehovas.

In meiner Kindheit wohnten uns in unserem kleinen Weg schräg gegenüber zwei alte Frauen, für mich waren sie damals furchtbar alt, sie waren wohl um die 60. Eine verwitwet, eine ein 'Fräulein'. Und beide gehörten zu den Zeugen Jehovas. Bei uns im Ort war ein Versammlungssaal, an den Tagen mit Versammlung spuckte die Eisenbahn im Bahnhof ganze Kohorten an Zeugen Jehovas aus. Wir erkannten sie sofort. Ich, Kind, verstand nicht, warum man zum Beten weit fahren musste. Das ging doch überall ... Die beiden Frauen versuchten immer wieder, meine Eltern zum Beten und zu religiösen Gesprächen zu überzeugen. Standen am Gartenzaun und redeten auf meinen Vater, der gerade Rasen mähen wollte, ein. Und er sagte, sie könnten ja gerne helfen kommen und dann könne man mal sehen mit dem Reden ...

Ich bin seitdem immun gegen Sekten und Bigotterie.

Ich holte deshalb tief Luft, lächelte Herrn X und auch etwas Herrn Y an und sagte: "Ach wissen Sie, sowas les ich nicht." Pause. Die beiden sahen sich an. Der Blick war es wert. - "Ach je." Und ich sagte freundlich "Guten Tag" und machte die Tür zu.

 

Sa

20

Mai

2023

Himmelfahrtsaktivitäten

An Himmelfahrt hatten wir frei, also frei von familiären Aktivitäten. Gefeiert hatten wir schon Elterntag am Sonntag davor, wie berichtet. Die weibliche Familienjugend bestand auf ihrem Recht auf Ausruhen und eigene Wohnung, die männliche auf dem Recht auf Vatertag. Wir hatten Himmelfahrt ganz für uns - und wussten nicht so recht.

Hannover Herrenhausen Berggarten Innenhof
der Bibliothekspavillon im Berggarten (ca. 1820 gebaut nach Laves'schem Entwurf) vor Ostern

Was tun? Die Nacht war kalt gewesen, richtig kalt, angeblich mit Bodenfrost, aber nicht in unserem Garten. Verspätete Eisheilige, sagten die Medien. Der Himmel war blitzeblau. Wir standen früh auf und fuhren nach Herrenhausen hinaus. 9 Uhr, wir wollten in den Berggarten bevor die Massen strömten. Und wirklich, bis gegen halb zwölf war es nur ein wenig voller als sonst, aber dann ... besonders im Eingangsbereich. Zu dem Zeitpunkt hatten wir das meiste schon gesehen, flanierten noch durch den Staudengrund und dann fuhren wir zum Mittagessen nach Hause. Da war es bereits 17 Grad warm, in der Sonne einiges mehr. Die Gartenliegen lockten.

Hannover Herrenhausen Berggarten Innenhof
rund um die Sonnenuhr (eine Replik, das alte Original steht im Pavillon) Anfang Mai

Wir waren vor Ostern im Berggarten gewesen, da waren die Gärtner gerade beim Bepflanzen des Innenhofs mit der Sonnenuhr im Zentrum. Die Kaiserkronen, Fritillaria in allen Sorten, dominierten zu diesem Zeitpunkt und blühten herrlich, die Stiefmütterchen kamen gerade in die Erde, die Tulpen zeigten die ersten Blätter.

Der nächste Besuch war Anfang Mai. Fritillaria war im Samenkapselstadium, dafür standen die Tulpen in voller Blüte, die Stiefmütterchen, die Lunaria (Silberblätter). Es war ein Traum in Weiß-Orange-Rot.

Hannover Herrenhausen Berggarten Innenhof
Himmelfahrt: Bänke laden zum Päuschen ein, das Beet vor dem Pavillon ist noch in Blüte

Zu Himmelfahrt nun waren die meisten Tulpen verblüht, nur im Schattenbereich der Gebäude blühte es noch üppig. Im Sonnenbereich reckten sich die Samenstände zum blauen Himmel und das passte auch wunderbar und betonte die Sonnenuhr im Zentrum. Mir gefiel das. Allerdings - per Mail informierte die Gartenleitung bereits, dass die Beete nun alle neu angelegt würden, für den Sommer. Pfingsten wollen sie fertig sein.

Garten im Wandel.

Di

16

Mai

2023

The Winner takes it all

Morgens bin ich immer müde. Besonders, wenn am Abend zuvor ESC-Finale (Eurovision Song Contest) war, denn da war ich wach bis nach Mitternacht. Und dann kam am Sonntag die Quittung fürs lange vor dem Fernsehapparat hocken und lange ausschlafen ging nicht. Denn am Sonntag war Muttertag und wir machten daraus einen Elterntag, weil, der "Vatertag" ist ja eigentlich Himmelfahrt und nur von den Männern, besonders den Nicht-Vätern, gekapert zum Saufen und nicht richtig ernst zu nehmen. Ich kenne keine Frau, die auf dem Gefeiert werden am Muttertag besteht ohne selbst Mutter zu sein. Weil Väter aber so empfindlich sind mit der Gleichberechtigung ist bei uns nun Elterntag. Und Himmelfahrt machen wir einen Ausflug.

Unsere Kinder waren da, die Sonne schien, wir saßen auf der Terrasse, wir schwelgten in Erdbeerkuchen und Gegrilltem und schauten alte Fotos an. Es war schön.

Im Radio stöhnte der Sprecher zu den Fußballergebnissen: "Meine Herren!" Und wir diskutierten, ob er nicht "Meine Herren und Damen und Sternchen!" hätte sagen müssen, und ob er nun in Schwierigkeiten käme ... Aber das nur am Rande.

Stadtpark Hannover
das Wetter war prächtig

Ich war müde vom ESC Schauen und mich Ärgern über den letzten Platz. Mal wieder. Obwohl selber vorhergesagt, trotzdem ärgern. Wir diskutierten auch das ausgiebig. Wacken-Fans schauen nicht den ESC. Das Genre eines Gewinnertitels lässt sich frühestens in 10 Jahren wieder erfolgreich zum ESC schicken.

Mein Favorit übrigens war Belgien, das Gustaph schickte, mit Scherenschnitt und rosa Gauchohose und schönem Soul.

Stadtpark Hannover
wer meinen Blog kennt - ja, wir waren im Stadtpark

Ich gehe vollkommen d'accord mit Guildo Horn. Nicht mehr teilnehmen, die Gelder sparen, mit etwas Abstand das Ganze neu bewerten und ein neues Team finden und dann - zack - kommt Deutschland und räumt ab. Mit einem richtig guten Titel, der den Zeitgeist trifft und nicht so einem Nischending oder Newcomern, die sich ihre Zukunft versauen. Deutschlands ESC-Macher brauchen dringend die Erkenntnis, dass der ESC nicht so ein Schlager-Singe-Sange und deshalb egal ist, sondern sehr ernst zu nehmender Wettbewerb und europäischer Geist und inzwischen für Deutschland nur noch peinlich, weil wir so am Geschmack aller vorbei agieren.

Stadtpark Hannover
die ersten Rhododendren blühen

Ich bin NDR2-Hörer, zumindest morgens bin ich das, und da wurde der Teilnahme-Titel Deutschlands nicht einmal gespielt. Dafür an fast jeden Morgen der letzten Woche der im letzten Jahr auf dem letzten Platz gelandete "Rockstar". Insofern war mein Seufzer, das Gute am letzten Platz sei, dass ich das nun nie wieder hören müsse, verfrüht und vergebens.

Stadtpark Hannover Rhododendren

Was bei unserem deutschen Vorentscheid so outstandig strange hervorstach, war im ESC-Zirkus der seltsamen Beiträge gar nicht mehr outstanding sondern schwamm so mit. Richtig, richtig strange waren dieses Mal nur wenige Beiträge, die meisten scheiterten in den Halbfinals. Aber Kroatien war im Finale, so bekloppt und auffallend, dagegen kam Lord of the Lost nicht an, trotz aller blumigen Ankündigungen. Und Finnland war dabei und wurde Zweiter, wer um Gottes willen, hat für Finnland gevotet? Ich hatte ein Deja-Gehört bei Finnland, noch mehr bei Australien, ich konnte es nicht greifen, dann war der Song schon weiter, aber war das nicht aus einem ESC-Titel? Bei der Gewinnerin (Frage: Was nimmt sie?) klang es sowieso nach Euphoria und viel, viel, viel nach Abba: The Winner takes it all. Und ganz zufällig ist im nächsten Jahr das 50-Jahre-Jubiläum des Waterloo-Gewinns und Schweden trägt nun ganz zufällig den ESC 2024 aus, denn die Länderjurys haben ganz zufällig fast alle den schwedischen Beitrag ganz, ganz hoch bewertet. Und der Oberaufseher des ESC ist heuer ganz zufällig ein Schwede.

Wie sagte Gibbs? Es gibt keine Zufälle (Regel 39).

 

Sa

13

Mai

2023

Einkäufe

Eigentlich begannen heute Morgen die Pflanztage im Stadtpark, die Möglichkeit, zwei Tage lang Pflanzen zu shoppen. Ich hatte mich aber im letzten Jahr so über die Eintrittsmodalitäten geärgert, dass ich heuer einfach keine Lust hatte. Deshalb hatte ich schon Pflanzen geshoppt - beim Gärtner meines Vertrauens seit 30 Jahren. Und außerdem, das war das Entscheidende - brauchten wir dringend neue Sitzauflagen für die hohen Stühle auf der Terrasse.

Eichhörnchen
Hemmi Baby Eichhorn würde die alten Sitzauflagen nehmen

So fuhren wir zu den diversen Möbelhäusern in Hannovers Umland und liefen durch die Gartenausstellungen. Und landeten zuletzt beim Möbel Höffner, da war ich noch nie drinnen. Es waren nur wenige Kunden da, allerdings eine ganze Menge Personal. Und ich bin mir selten so überflüssig vorgekommen. Das Personal war hauptsächlich mit sich selbst, den Smartphones oder dem Tratsch mit den Kollegen beschäftigt. Kunden? Die störten nur. In der Geschirr-Gläser-Abteilung standen zwei, Mitarbeiter kann man dazu nicht sagen, weil - sie arbeiteten ja nicht, also Angestellte. Ich fragte, ob sich denn auch jemand für den Gartenbereich zuständig fühlen würde. Ach, sie würden Bescheid sagen, da käme dann jemand. Und unterhielten sich weiter. Wir warteten 15 Minuten, die mir Gelegenheit gaben, die Box mit den Stuhlauflagen zu entdecken, durchzusehen, über Preise zu rätseln, schließlich online auf der Webseite nachzuschauen, was das alles denn so kostet. Dann endlich kam jemand - ach, der hatte schon Kunden im Schlepptau. Also warten bis fertig. Und dann fragen. Er tat nichts anderes als ich: im Computer nach dem Preis schauen. Ich sagte: "Ich brauche Vier. Haben Sie Vier?" Hektische Suche im Computer, dann "Ja". Wir bekamen eine ausgedruckte Rechnung, wir müssten an der Kasse bezahlen, dann bekämen wir die Ware an der Abholung gleich daneben.

Eichhörnchen
es dauert nicht mehr lange, dann fallen auch die Ohrpuschel aus

Die Dame an der Kasse unterhielt sich mit ihrem Kollegen eine Kasse weiter und schob uns dazwischen, immerhin fragte sie: "Kennen Sie sich mit der Abholung aus?" "Nein."  "Das ist da drüben neben dem Klo. Wenn Ihre Abholnummer auf dem Monitor auftaucht kommt jemand und gibt ihnen ihre Ware."

Die Nummer stand schon auf dem Display als wir uns davor stellten. Nach 5 Minuten stand sie noch immer da, es war nur niemand gekommen. Der beste-Ehemann-forever ging zur Kassiererin und fragte, wie lange es denn so im Schnitt dauere bis jemand ... "Ja, steht denn ihre Nummer schon da? Hmm. Haben Sie geklingelt?" "Geklingelt? Welche Klingel?" Als ich sie entdeckte klingelte ich, ziehmlich oft. Dann kam jemand. Er könne ja nicht riechen, dass wir da stünden, nach dem Klingeln hätte er sich auch gleich auf den Weg gemacht, er habe schließlich auch noch anderes zu tun. "Ja, glauben Sie, ich stehe dahinten und warte nur auf Sie?" (O'Ton) Immerhin holte er zügig die Sitzauflagen nach vorn. Und es waren sogar die richtigen. Und dann sagte er, er habe hinten keinen Monitor und könne nicht sehen, wenn eine Auftragsnummer aufgerufen sei, deshalb sei ja die Klingel da.

 

Eichhörnchen
Was habt Ihr denn da gekauft? Gleich komme ich zum Ausprobieren. Moment.

Wir nahmen unsere Sitzauflagen und gingen nochmal zur Kasse daneben. "Warum weisen sie nicht darauf hin?" Ja, da stünde doch ein Schild - uups - also da habe mal ein Schild gestanden. Ja, Pech. Wir hätten doch unsere Ware, was wir denn wollten.

 

Übrigens, wir waren die ganze Zeit über die einzigen Kunden im Kassen- und Abholbereich.

Nie wieder Höffner.

Do

11

Mai

2023

Waren Sie auch bei der Krönung?

Ja, ich weiß, es ist schon etwas vorbei. Letzten Samstag. Aber die Tage rennen. Deshalb - habt Ihr geschaut? Wir haben. Schließlich sind wir hier in Hannover fast so etwas wie verwandt mit dem König und flanieren regelmäßig durch die ehemals königlichen Gärten in Herrenhausen. Mit Sophie fing alles an, die Gärten und die Windsors, auch wenn die sich daran nicht mehr so gern erinnern, wegen Hitler und so. Und die Besuche der Queen und des Kronprinzen Charles in Hannover wurden hier besonders gefeiert, weil sie so selten waren. Gut, im letzteren Fall galten Feiern und Begeisterung mehr seiner Ex-Frau Diana, damals noch schlechtgelaunte Ehefrau, aber das vergessen wir schnell. Und nun ist er König Charles III.

passend dazu der Fürstliche Blumengarten im Großen Garten in Herrenhausen
passend dazu der Fürstliche Blumengarten im Großen Garten in Herrenhausen

Ich finde es ja blöd, wenn erst der königliche Amtsinhaber, in diesem Fall Queen Elisabeth, sterben muss, bevor der nächste auf den Thron darf. Wie soll der sich denn da so richtig freuen? Trauer vermischt sich mit Anspannung, mit vielleicht Freude, in die Feiern. Die Niederländer haben es meiner ganz unmaßgeblichen Meinung nach da viel besser gemacht.

Fürstlicher Blumengarten Großer Garten Herrenhausen
in diesem Frühjahr ganz in weiß-rosa-lila-grün

Prächtig war die Krönung, so schöne Kutschen, so schöne Menschen, so schöne Kronen, die Diamanten funkelten. Was hätte man damit bei "Bares für Rares" an Aufsehen erregen können. Natürlich haben wir geschaut, die letzte Krönung, die von Elisabeth II. war vor unserer Zeit, aber unsere Eltern haben damals geschaut, meine bei den Nachbarn, die hatten schon ein Schwarz-Weiß-Fernsehgerät. Danach wurde auf ein eigenes gespart. Man wusste ja nie, ob nicht bald wieder ... Mir fiel ein Buch aus dem Regal meiner Schwiegermutter ins Auge: Paul Gallico. Herr Gallico hat viel geschrieben, über eine Mrs. Harris, die ein Kleid von Dior haben will und das gekenterte Schiff Poseidon, deren Passagiere verzweifelt versuchen sich zu retten. Er starb übrigens bereits 1976 mit Ende 70 und hat mehr oder weniger, schließlich war er US-Bürger, die Krönungen von Edward VII. (1902), Georg V. (1911), Georg VI. (1937) und Elisabeth II. (1953) miterlebt. So entstanden die zwei Kurzgeschichten in meinem Buch, eine zur Krönung Georg VI., eine zur Krönung Elisabeth II. Besonders die erste schildert die Krönungsgeschehnisse aus Sicht einer jungen Amerikanerin und ihrer Freundin, als sei es Samstag gewesen ...

Fürstlicher Blumengarten im Großen Garten Herrenhausen
wunderschöne Tulpen, in meinem Garten blühen ähnliche, aber weniger - viel weniger

Lesen wir auf Seite 20: "In meinem ganzen Leben hat mich nichts so beeindruckt wie die Art und Weise, in der das Lamm von einem König ... all die Dinge tat, die sie ihn zu tun zwangen. Ich meine, dauernd nahmen sie ihm Kleider ab und legten ihm andere an, beteten über ihm, gaben ihm Gegenstände zu halten und nahmen sie ihm wieder weg, ehe er noch einen richtigen Blick darauf werfen konnte; und vermutlich muss er zum Juwelen-Tower gehen, wenn er sich die Kronjuwelen einmal richtig ansehen will, denn hier hatte er sie kaum in der Hand, da stürzte schon irgendein freundlicher alter Erzbischof herbei, nahm sie ihm ab und gab sie einem andern, und ganz plötzlich reichten sie ihm eine ganze Menge von Dingen auf einmal, und ehrlich, noch nie im Leben hat mir jemand so leid getan: in der einen Hand einen goldenen Ball mit einem Kreuz darauf, in der anderen Hand ein Zepter und auch noch etwas im Schoß. ...wie ein Collegeboy bei einer Teeparty ... 

Fürstlicher Blumengarten im Großen Garten Herrenhausen
und persische Kaiserkronen und Narzissen, Wolken in Weiß und rosa

Dann griff der Erzbischof nach einer Art goldenen Ente und drehte ihr den Hals ab - vielleicht war das auch schon vorher geschehen - ich meine, da passierte so viel - und goss etwas Öl auf einen goldenen Löffel, und einen Moment dachte ich schon, das wolle er dem armen König eingeben, weil der aussah, als würde er sich einfach alles gefallen lassen, doch statt dessen tauchte er nur seinen Finger hinein und machte seine Zeichen auf dem König. Ach beinah hätte ich den Teil vergessen, in dem der Erzbischof den König allen Leuten in der Abbey nach allen vier Seiten hin vorstellte, und alle schrien: "Es lebe der König!" Und Trompeten schmetterten..." EinsA aktuell, nicht wahr?

 

Aus dem rororo Taschenbuch Nr. 1097 von 1968 "Waren Sie auch bei der Krönung" - Paul Gallico, Originaltitel der Geschichte: "Did you see the Coronation?", erschienen 1961 in London

Fürstlicher Blumengarten im Großen Garten Herrenhausen
Tulpen wohin man schaut - und eine Bank zum Ausruhen

In der Kurzgeschichte dreht sich viel um den Hunger, den die an der Krönung beteiligten Offiziellen hatten und um belegte Brote, die die jungen Amerikanerinnen, praktisch denkend, in ihre Kleidung genäht hereingeschmuggelt hatten. Als am Samstag die Wandschirme um König Charles gestellt wurden hatten wir sofort die Vision von Tee und Toast - und habt Ihr es bemerkt? Hinterher sah er viel entspannter aus.

 

Mo

08

Mai

2023

Rehe

Wer früh genug unterwegs ist, sieht sie.

Reh Hannover

Am Stadtrand, die Häuser nur einen Steinwurf weit entfernt, gehen die Rehe auf Frühstückssuche. Was der Bauer davon hält? Ein kleines Stückchen weiter gibt es einen Hochstand für den Jäger.

Hannover Stadtrand
was hier so schön gelb blüht ist kein Raps sondern Löwenzahn

Wir wollten eigentlich nach den Feldhasen sehen, die hier regelmäßig durchs Feld hoppeln. Sie hatten wohl vor den Rehen reißaus genommen. Es waren vier, die wir sehen konnten und leider für bessere Fotos in der falschen Richtung unterwegs.

Hannover Stadtrand Reh
Frühling - das frische Grün lockt

Fr

05

Mai

2023

Essenssuche

Hannover Umgebung
am Stadtrand - es wird wieder grün

Die Nächte sind immer noch knapp vor Bodenfrost, die Tage sind äußerst frisch, aber das soll nun werden, sagen die Wetterfrösche. Die überschaubare Sonnenwärme hat jedoch gereicht, damit es grünt und blüht. "Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus." Oh ja, das tun sie.

Blaumeise Nahrungssuche
Familie Blaumeise benötigt dringend Futter für die Kleinen

Und in den Bäumen sitzen die Vögel und tirilieren, derzeit bereits morgens um halb sechs. Der Zaunkönig sitzt dann direkt vor der Schlafzimmertür im Balkonkasten und wir benötigen keinen Wecker.

Vogelyoga - bis so ein Blaumeischen endlich an die Raupe kommt
Vogelyoga - bis so ein Blaumeischen endlich an die Raupe kommt

Die meisten kleinen Vögel haben bereits Nachwuchs und müssen Futter heranschaffen, das beginnt schon mit Sonnenaufgang. Wie wir das von unseren Kindern kennen, als sie noch Babys waren. Da war es auch erschreckend früh, allerdings bekamen sie Muttermilch und ich musste nicht auf Würmer/Käfersuche gehen. Nur Windeln wechseln, das müssen Vögel nicht.

 

Di

02

Mai

2023

GuteLauneBooster

Die Zeit ist geflogen. Ich darf gar nicht daran denken, was ich alles noch nicht gemacht habe. Und nun ist schon Mai. Zum größten Teil liegt das Nicht-Machen an den Temperaturen, besonders den nächtlichen Temperaturen. Das Gewächshaus ist noch nicht ausgeräumt, so wie ich das in den Vorjahren immer schon getan hatte, ich habe noch keine Sommerblumen in Töpfchen parat stehen, die aufs Pflanzen warten, wir haben noch nicht einmal den Rasen vertikutiert, während die Nachbarn ... Aber hei, bei 3 Grad Celsius in der Nacht und in den Morgenstunden, wer macht da schon Garten?

Rapsfelder
rund um Hannover schimmert es gelb

Nun jedoch verwöhnte uns der erste Mai mit Sonne und blauem Himmel und immerhin 19 Grad Celsius, bei Nachbarns lief der Grill und stank in die klare Frühlingsluft. Sonst macht das deren Kaminofen mit der Holzbefeuerung, schwarzer Rauch steigt dann aus dem Schornstein. Irgendwie egal also.

Rapsfelder
der Raps blüht

Es war Tag der Arbeit, aber mir war so gar nicht nach Arbeit. Ich erhole mich noch immer von Familienfeiereien. Wir standen früh auf und fuhren hinaus in die Wälder und Felder rund um Hannover, weit weg von allen Demonstrationen mit Megafonbeschallung und Fußballspielenden Vätern und ihren "kleinen Männern", also Söhnen, ihrem "Jaaaa, so muss das laufen" Geschrei und an Wände knallenden Bällen.

blühender Raps
gelber Raps - blauer Himmel

Rund um Hannover blüht es Gelb: Raps. Man muss ihn suchen, wir mussten die Rapsfelder suchen. Denn es blüht immer auf anderen Feldern als im Vorjahr. Auf einem Boden, auf dem Raps angebaut wurde, sollte drei Jahre anderes wachsen, Wintergerste oder -roggen oder Weizen zum Beispiel, Fruchtfolge nennt das der Bauer, damit die Böden nicht einseitig ausgelaugt werden und der Ertrag sich verbessert.

Rapsfelder rund um Hannover
am nördlichen Stadtrand

Wir suchten nicht lange. Das Gelb leuchtete durch Büsche und Bäume. "Schau, da hinten ist noch eins." Raps macht das Finden leicht, wenn er denn erst einmal blüht. Und er hebt die Laune, irgendwie. Die Insekten hatten ihn auch gefunden. Ein ganzer Schwarm fliegender Ameisen war da, Bienen und Hummeln.

Rapsblüte Hannoer
auf dem linken Bild: ein ganzer Trupp Ameisen fliegt auf die Blüte zu

Müde fuhren wir wieder nach Hause. Und dann war der erste Mai auch schon vorbei.