Februar 2022
Mo
28
Feb
2022
Was für ein Wochenende! Die Sonne scheint, die Christrosen blühen, die Schneeglöckchen, die Krokusse. Es sieht aus wie Frühling. Aber die Luft ist eisig kalt. Morgens sind die Böden gefroren, bis dicht ans Haus heran. Kalte, ungemütliche Winterluft. Ich wehre mich, habe alles hereingeholt, was in Kübeln wächst und die Balkonkästen in Noppenfolie gepackt ...
An der Straßenbahnhaltestelle habe ich einen jungen Mann gesehen. Kurze Hose überm nackten Knie, Turnschuhe mit weißen Socken und türkisfarbene Pudelmütze. Hauptsache das Denken friert nicht ein ...
Mein Früchtetee hat den Namen "Russischer Winter" und ich bin der Ansicht, er muss jetzt weg. Wegen Frühling und sowieso. 2 Beutelchen habe ich noch ...
Und überhaupt ist heute Helau Rosenmontag. Nur dass danach heute in meinem Land niemand zumute ist ...
Mein Vater hätte heute seinen 100sten Geburtstag, der Opa, den unsere Kinder nie kennengelernt haben, der schon vor so vielen Jahren gestorben ist. Was würde er zu unserer Welt heute sagen ... Zu Corona und zum Klima und zu so vielen Dingen ... und zum Krieg, vor allem zum Krieg ... Das einzige, was bei mir gegen kreisende und kreisende und kreisende Gedanken und umstülpende Magenwände hilft, ist Gartenarbeit. Oder Sport, aber angesichts des mit trockenen Ästen und Blättern und Zapfen voll liegenden Gartens, doch lieber Gartenarbeit, da sieht man hinterher gleich, was man getan hat.
Mit der Familie liefen wir am Wochenende durch den Stadtpark, Sonne genießen und Seele baumeln lassen. Dort aber war Pokémon-Sammeltag, viele junge Leute waren da, Blick starr auf die Smartphones. So richtig Abschalten und Bummeln ging nicht. Ich ärgerte mich über eine Frau mit Hund, der an den Bäumen auf der Wiese das Bein hob. Obwohl an den Eingängen Piktogramme mit einem durchgestrichenen Hund hängen. Hundefreie Zone. Als wir sie darauf hinwiesen, beschimpfte sie uns als unfreundlich und noch so einiges und sagte, sie habe andere Kenntnisse. Und, bumms, wir sollten sie in Ruhe lassen. Und ich sagte, diese Kenntnisse seien falsch und zur Not könne man ja mal die Ordnungshüter holen. Da drehte sie sich um und ging langsam. Also entspannend war das nicht so recht. Doch lieber wieder nach Hause und Gartenarbeit.
Do
24
Feb
2022
Mir ist kalt, der Magen krampft sich bei jedem Lesen der Nachrichten. Ich wünsche mich in ein Märchen, da gewinnt immer das Gute und das Böse verliert. Ich bin mittlerweile der festen Überzeugung, dass es das pure Böse gibt, einfach nur Böse und nichts mit Ying und Yang. Manchmal versteckt es sich und kommt dann unerwartet hervor.
Ja, so ein Märchen wäre nicht schlecht. "Und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Ende." Im Moment lebt niemand glücklich und zufrieden ist nur das Böse.
So
20
Feb
2022
Der dritte Sturm in Folge ist angekündigt. Wie Perlen an der Kette rauschen diese Stürme über uns hinweg, dazwischen immer eine kleine Knotenpause. Dann gehen wir bangen Herzens hinaus, einmal rund ums Haus, schauen nach, ob noch alles da ist, ob alles steht. Die Rasenfläche liegt voll mit abgerissenen Zweigen, kleinen Ästen, den Zapfen der Bäume. Die Elfenkrokusse, die schon vorwitzig geblüht hatten, liegen platt am Boden. Ach wie schade. Und Aufräumen lohnt sich auch nicht, nicht vor Dienstag.
Am Freitag kam am späten Nachmittag das Regenband, das dem Sturm Zeynep vorauslief, in Hannover an. Und gleich danach rissen die Wolken auf und Sonnenstrahlen brachen durch und ein wunderbarer Regenbogen entstand. Hannover war entzückt. Unsere Zeitung sammelte Regenbogenfotos, fast 200 Stück kamen da zusammen, sagt die Zeitung. (Meines erspare ich euch, es ist nicht viel anders als das vom Donnerstag.)
Aber dann kamen die Sturmböen. 133 Stundenkilometer soll eine davon gehabt haben, ich weiß nicht wo und wie das gemessen wird, vielleicht am Flughafen. Aber wenn das was bei uns ankam irgendwo zwischen 80 und 100 lag - das hat auch schon gereicht.
Als wir das letzte Mal im Stadtpark waren, war es auch schon sehr windig. Die Büsche und Gräser bogen sich und mir wurde richtig kalt. Schneeglöckchen und Winterlinge aber blühten um die Wette.
Die Enten begrüßten uns begeistert und folgten uns auf unserem Weg durch den Stadtpark. Nein, wir hatten nichts zum Füttern dabei. Das darf und soll man auch nicht. Ich glaube, sie fanden das auch nicht so schlimm und wollten einfach mal etwas Abwechslung. Was sie wohl in den letzten Sturm-Tagen getan haben? Jetzt ist erst einmal alles geschlossen: Parks und Gärten, sogar die Friedhöfe. Und heute abend kommt der nächste Sturm ...
Fr
18
Feb
2022
Was ist die Steigerung von Wind? Sturm. Was ist die Steigerung von Sturm? Orkan.
Und genau den hatten wir in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag und auch noch am Tage.
Gleich vorweg: Wir sind noch heil. Aber meine Nerven haben arg gelitten. Wie ein Düsenjet brauste der Wind heran und machte auch den Lärm eines Düsenjets. Seit wir vor einigen Jahren zusehen mussten, wie bei den Nachbarn rundherum im Orkan die Bäume umfielen, bin ich da ganz und gar nicht mehr ruhig. Die Bäume bogen sich, ich zitterte um die Eichhörnchen, die Rolläden klapperten bedenklich und es hörte und hörte nicht auf ... Ich stopfte Lärm-Stopp in die Ohren und versuchte zu schlafen. Und nur nicht hinaus schauen.
Am Morgen brauste es noch immer, im Nachbargarten war ein großer Ast vom Baum gebrochen. Zwei der Hemmis kamen sturmverachtend zum Frühstück. Der Postbote klingelte und wehte ein unerwartetes Päckchen, einen Seelenschmeichler, hinein. Und Nachmittags hörte der Sturm dann langsam auf.
An der Granit-Fassade unseres niedersächsischen Parlamentsgebäudes hängen die bronzenen 'Fahnenträger' von Jürgen Weber. Sie heißen Sonnenwind, Regenwind und Sturmwind. Den Sturmwind hätte er vielleicht weglassen können ... ? Die Figuren wurden angebracht, weil die Hannoveraner die schlichte Fassade, so wie sie der Architekt Oesterlen geplant hatte, schlicht zu langweilig fanden.
Jürgen Weber hat Bildhauerei studiert, Bronzegießer gelernt, war Professor an der TU Braunschweig für elementares Formen. Seine Werke waren für den 'öffentlichen Raum' , also zum Kauf durch Städte und Gemeinden, gedacht und viele deswegen nicht ganz klein. In Braunschweig, Salzgitter und Nürnberg stehen Bronzen, jeweils 14 Meter hoch. Da haben wir in Hannover ja nochmal Glück gehabt. Ich habe nicht herausfinden können, ob sich tatsächlich Fahnen an den Bronzen anbringen lassen. Eines aber sind sie bestimmt nicht. Langweilig.
Nach dem Orkan rissen die Wolken auf und die Sonne schien etwas, dann wurde der Himmel wieder schwarz, wieder Regen. Ja, und dann ein Regenbogen, ein doppelter sogar, wenn man ganz genau hinschaut. (Und das erste Bild, erkennt ihr es?)
In der nächsten Nacht auf Samstag soll der nächste Orkan ankommen. Nicht Euer Ernst ... wirklich? Meine innere Anspannung steigt bereits. Ich habe es satt - so satt.
Di
15
Feb
2022
Wir haben den Valentinstag verschlafen. Einfach so, obwohl das auch unser Verlobungstag ist und wir die 'Perlenverlobung plus', also den 35ten hatten. Unsere Verlobung wurde damals von der Familie groß gefeiert, alle saßen in Wohn- und Esszimmer im Kreise mit Tellern voller Kuchen und Schnittchen und Gläsern voller Sektchen und die Kaffeekanne kreiste. Dieser Tag wirkt nach, denn damals vermissten wir ein noch-nicht-so-ganz-Familienmitglied und fanden es nach Suchen auf dem Gäste-WC, wo es den Schlüssel gedreht hatte und nicht mehr zurückgedreht bekam. Mit einem eisernen Gitter vor dem Fenster war das WC zur Falle geworden und erst nach vielen guten Ratschlägen und vielen Versuchen gaben Schloß und Schlüssel die Tür wieder frei. Das war viel Aufregung und seither hat in diesem Gäste-WC, dass inzwischen unseres ist, niemand mehr abgeschlossen. Außer Neulingen, die die Geschichte noch nicht kannten. Aber dann.
Wir haben lange und viel und schon früh wieder geschlafen, weil es war doch Superbowl.
Und wir haben geschaut und weil es uns so egal war, wer das Ding gewinnen würde, war es entspannt und spannend zugleich. Einmal im Jahr kann man das, oder?
Mo
14
Feb
2022
Die Rosebudbears wünschen Euch einen schönen Valentinstag und viele Herzen für Euer Herz.
Das Herz im Schnee stammt vom Valentinstag des letzten Jahres. die Orchideen ebenfalls. Beides ist in diesem Jahr nicht möglich. Mangels Schnee und mangels der Möglichkeit, die Gewächshäuser im Berggarten zu besuchen. Denn die sind geschlossen. Alles wegen Corona.
Also der Schneemangel natürlich nicht ... Dafür haben sie nun bei Olympia Schnee, echten Schnee, den sie eigentlich gar nicht brauchen können.
Do
10
Feb
2022
Der Wind, der Wind. Kein Tag vergeht ohne. Immerhin hatte der starke Wind am Montag endlich einmal die Wolken fortgeweht und die Sonne schien. Hin und wieder. Wenn es nicht gerade mal eben schüttete. Eigentlich war es wie Aprilwetter. Nun ja, wir sind ja genügsam geworden. Und fuhren in den Stadtpark.
Dort waren kaum Besucher und die dort wohnende Tierwelt langweilte sich ganz offensichtlich. Eines der Eichhörnchen musterte uns - und holte dann eine - hmm - Nuss? aus dem Bodenversteck - und verspeiste sie ganz genüsslich. Na dann, guten Appetit. Und der Rest: coming soon.
Mo
07
Feb
2022
Die olympischen Winterspiele dominieren das Fernsehprogramm. Wir schauen die Berichte über die Winterspiele und drücken unseren Sportlern die Daumen, weil wir finden, dass sie sich das verdient haben.
Und ja, die Menschenrechtssituation in China ist schrecklich, die Umweltsituation in China ist schrecklich, die Korruption in den Gremien des IOC ist schrecklich. Auf unserer Erde ist so vieles schrecklich, politische Führungen und manche Menschen und Habgier und Raffsucht und Geltungsbedürfnis und Gewalt und ... und ... Kriege. Die Mikrobe der menschlichen Dummheit steht immer noch nicht auf der roten Liste der gefährdeten Arten. Schade. Fänden sonst die Spiele vielleicht an einem anderen Ort statt?
Etwas Geschichte: 1916 fand wegen des Ersten Weltkriegs und seiner Folgen keine Olympiade statt. Hätte sie stattgefunden, wäre das in Berlin gewesen, aber so wurde Deutschland als Kriegsverursacher geächtet und von zukünftigen olympischen Spielen ausgeschlossen. Der Bann dauerte bis 1925, dann hatte sich Deutschland in den Augen des IOC als Weimarer Republik demokratisch bewährt. 1930 bewarb sich Berlin erneut als Austragungsort, 1931 bekam es den Zuschlag. Dann begann 1933 Hitlers Drittes Reich und es gab Forderungen nach einem anderen Austragungsort der Spiele und nach einem Boykott von Spielen im Hitler-Deutschland. Hitlers Staatsführung versprach dem IOC die Einhaltung aller olympischen Regeln - und das wars. Die Spiele fanden statt, selbst ein Boykott fand nicht statt.
Was uns beim Schauen im TV auffällt, während der Regen an die Fensterscheiben trommelt:
Die haben in China genausowenig echten Schnee wie wir hier in Hannover. Das tröstet so rein grundsätzlich, aber wenn ich mir die Schneefotos vom letzten Jahr ansehe, werde ich doch ganz wehmütig.
Und was uns noch auffällt: Das zweite öffentlich-rechtliche TV hat seine Kommentatoren der Geschehnisse offenbar vom Rundfunk ausgeliehen. Oder sie bekommen ihr Gehalt nach Anzahl der gesprochenen Worte. Jedenfalls habe ich noch nie vorher so ein Gesabbel erlebt, das beim Eiskunstlauf die Krönung in den Worten "Das müssen Sie sich ansehen!" fand. Ja, ich habe gesehen und hätte gern die Musik dazu gehört.
Maskottchen der Spiele ist übrigens ein ... husthust ... Panda. Er heißt Bing Dwen Dwen, sieht aus wie ein Ei (= Ganzkörper-Eis-Schale) mit Gesicht und ist "die Umarmung neuer Technologien für eine Zukunft mit unendlichen Möglichkeiten". Höchst symbolisch. (Alles zum Nachlesen im Net.) Genauso hoch-höchst-symbolisch ist das Maskottchen für die Paralympics in einigen Wochen, das nämlich ist eine rote Laterne, also Laternenkind und sieht aus wie ... wie eine rote Laterne mit Gesicht.
Fr
04
Feb
2022
Schöne sanierte 1-Zimmer-Wohnung mit Gartenmitbenutzung in bester Lage zu vermieten. Randlage Mittellandkanal mit Badeplatz und Grünanlagen in unmittelbarer Nähe. Wenige Flugsekunden zu Sonnenblumenkernimbiss und Obstrestaurant. Als Mietzins wird Mitarbeit bei der Schädlingsbekämpfung erwartet, Nebenkosten fallen nicht an. Die Vermietung erfolgt provisionsfrei direkt vom Eigentümer. Die Wohnung ist nicht für eine WG-Vermietung geeignet.
Besichtigungen erfolgen nur nach Vereinbarung.
Mi
02
Feb
2022
Der Februar begann mit Sturm und einer Gewitterzelle, die sich über uns austobte und die Straße vor dem Haus unter Wasser setzte. Am Morgen danach war die grau-grau Wolkenschicht endlich einmal verweht und die Sonne schien. Blauer Himmel und Sonnenschein, meine Stimmung hob sich um viele Tausend Prozent - und die Straße war auch wieder trocken. Egal, dass heute Murmeltier Phil in Pennsylvania weitere Wochen Winter vorhergesagt hat, was weiß das schon, und wen interessiert das Wetter in Punxsutawney. Außerdem hat Phil seinen Schatten nur deshalb sehen können, weil große Flutlichtstrahler auf die Bühne gerichtet waren.
Was so ein wenig Sonne doch ausmacht: Die gelben Narzissen strahlten gleich viel intensiver, die kleinen Vögel zwitscherten lauter als zuvor in den Bäumen, die Märzenbecher öffneten die Kelche. Jedes einzelne Staubkorn auf unseren Möbeln und Fensterscheiben wurde sichtbar. Und die feinen Fäden der Spinnennetze zwischen den Zimmerpflanzen. Ich holte tief Luft und begann mit dem Hausputz.