August 2020
Mo
31
Aug
2020
Sind wir wirklich schon am letzten Augusttag? Für die Meteorologen ist heute der letzte Sommertag. Und für uns? Zwar warm, aber mit 20 Grad Celsius nicht übermäßig warm, obwohl sonnig. Die letzten Nächte aber waren kalt. Runter auf 8 Grad Celsius, da habe ich die Gewächshaustür für die Tomaten schnell zugemacht. War es das mit Sommer?
Was es wirklich nicht war ...Es war kein Schmetterlingssommer. Vielleicht lag es an den kalten Juninächten, auch da herunter ins einstellige, vielleicht auch an allen anderen Gründen, also Klimawandel, Pestizide, fehlende Futterpflanzen, kein großes Wanderjahr für Distelfalter und Admirale ... Mein Garten jedenfalls hat selten so wenige Schmetterlinge gesehen - außer diesen 'scheiß verdammten Buchsbaumzünslerwichserschweinen' (frei nach dem Film "Besser geht's nicht").
Kohlweißlinge, die waren da, die haben nämlich meine Kohlrabipflanzen entdeckt und fanden sie toll für die Eiablage und die Raupen. Ich habe tief Luft geholt und gedacht: Egal. Lass sie. Wenigstens Schmetterlinge.
Als dann die Buddleia blühte kamen doch noch einige mehr: Zitronenfalter, Bläuling, ein C-Falter, Tagpfauenauge, ein Admiral und sogar ein Distelfalter. Aber kein Vergleich zu den vielen Flatterflügeln in den letzten Jahren.
Aber eines ist ganz bestimmt kein Grund dafür und das ist der Sch...virus. Ja, es gibt tatsächlich Dinge, auf die er keine Wirkung hat. Über all dieser Corona-Fixierung geraten Dinge in den Aufmerksamkeitshintergrund, die eigentlich ganz vorn stehen sollten: unsere Umwelt, die Kriegstreiberei im Mittelmeer, die Situation in Syrien immer noch, die Putin-Lukaschenko-Allianz.
All das gar nicht so weit weg. Der Fokus aber ist auf dem Sch...virus. Mittlerweile bin ich der Überzeugung, dass er sich unbemerkt in Gehirnen festsetzt, ohne weitere Symptome, sich dort versteckt und das Denken beeinflusst, hin zu günstigen Vermehrungsbedingungen für ihn.
Anders kann ich mir diese Demo in Berlin nicht erklären. Waren das wirklich meine deutschen Mitbürger, die da gelaufen sind und geschrien haben, unreflektiert zusammen mit den Nazis? Die Dinge gesagt haben, also Dinge ... völlig sinnfrei und blödsinnig?
Bis vor einem halben Jahr habe ich gedacht, ein Trump wäre in meinem Deutschland nicht möglich - jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher.
Hannover samt Umland übrigens hat aktuell 303 Erkrankte - wir waren schon auf 13 herunter. Wir sind damit fast wieder auf dem Höchststand von Anfang Juni angelangt.
Mi
26
Aug
2020
Der/Die/Das Küsten-Norddeutsche sagt dazu
"Schietwetter"
und
"ssssteife Brise" (mit über den spitzen Stein gestolpertem st).
Das bedeutet, dass der Wind so stark bläst, dass der Spaziergänger nicht auf den Deich heraufkommt. Und ohne gelbes Ölzeug schon gar nicht.
Alles, was weiter südlich lebt, nennt das heutige Wetter "Sturm" und gibt eine Unwetterwarnung heraus. Hier im schönen Hannover sind einige Bäume umgefallen, einige Planen sind von Dächern geflogen und mein Garten ist mit Zweiglein zugedeckt. Das, was an Blättern und Nadeln während der Hundstage-Hitzeperiode trocken geworden ist, ist aus den Bäumen heraus und auf den Rasen geweht. Und das sonnige warme Sommerwetter ist futsch. Dafür - Schietwetter eben.
Wir richten uns auf Frühherbst ein und dabei ist doch noch immer August. Ja ja, nicht mehr lange, ich weiß. Beim Kaufmann gibt es jetzt die ersten Kürbisse. ... Lecker. ... Eigentlich gar nicht so schlecht, der Herbst. Aber die paar Tage bis September hätte er ruhig noch warten können.
Mo
24
Aug
2020
Die Hummeln sind wie hypnotisiert. Diese Blüten - ooh - dieser Nektar - haben wollen - haben müssen. Aber was so verlockend aussieht und eine leckere Mahlzeit verspricht ist gar nicht so leicht zu erreichen.
Hummeln lieben den Löwenmäulchen-Nektar. Wie aber herankommen? Wir Menschen drücken mit zwei Fingern die Blüte im Gelenk auf ... Kinder lieben das ... auf ... zu ... auf ... Hummeln haben aber keine Finger. Schwerarbeit für eine Hummel. Sie muss den unteren Teil der Blüte herunterdrücken und in sie hineinkrabbeln, denn der Nektar ist ganz unten, wirklich ganz unten in der Blüte. Und eng ist es, so eng. Aber so landet der Pollen in den Hummelhaaren und der fremde Pollen auf dem Blütenstempel. Nichts ist umsonst.
Auch in meinem Garten sind sie ein absolutes Must-Have. Ihr lateinischer Name lautet Antirrhinum, sie sind Lippenblütler. Sie lieben Sonne, ansonsten sind sie recht anspruchslos. Es gibt sie in allen Weiß-, Gelb-, Rosa-, Rot-, Orange- und Lilatönen, auch zweifarbig,
Meistens kaufen wir im späten Frühjahr große Töpfe mit Löwenmäulchen, denn für die Aussaat und das Pikieren und Umtopfen und so fehlt mir die Geduld. Dann ziehen die Löwen in die Pflanztöpfe auf den Terrassen und Balkon und auch in die Beete. Und im Herbst weichen sie den Herbstbepflanzungen.
Aber eigentlich sind sie winterhart, vorausgesetzt man hat nicht die hochgezüchteten Hybriden gekauft. Und eigentlich samen sie sich zuverlässig aus und im nächsten Frühjahr entsteht ein ganzer Wald aus Löwenmäulchen, vorausgesetzt man hat nicht die hochgezüchteten Hybriden gekauft. Ich habe in diesem Jahr eine ganze Menge Löwen in den Balkonkästen und etliche, die huckepack den Winter im Gewächshaus überlebt haben. Einfach so.
Wir tuen uns, den Löwen und allen Insekten einen Gefallen, wenn wir die Löwenmäulchen im Herbst nicht zurückschneiden. Sie trocknen dann bis zum Wurzelstock aus, aber das Trockene schützt die Pflanzen und bietet gleichzeitig Insekten Unterschlupf. Und außerdem sieht es dann im Garten nicht so kahl aus.
Do
20
Aug
2020
Kaum war ich vom Terrassentisch aufgestanden ... die Zeitschriften und Werbeblätter der hiesigen Geschäfte lagen noch da ... da war schon Hamilton zur Stelle.
'Hallo Hamilton. Wenn Du vom Tisch gehst, bekommst Du eine Nuss.'
Wie bringt man Eichhörnchen bei, dass sie etwas nicht dürfen?
Natürlich bekam er eine Nuss.
Die langen Krallen braucht Hamilton zum Klettern. Vier an den Vorderpfötchen, fünf an den Hinterpfötchen. Sie sehen scharf aus, aber wenn er über meine nackten Beine klettert - weil ich sonnenmüde die Füße auf einem zweiten Stuhl hochgelegt habe und er findet, dass sie ihm auf dem Weg zur Nuss im Wege sind - , dann spüre ich nur weiche Pfotenballen. Superweich. Dann ist er sehr vorsichtig.
Mi
19
Aug
2020
Mit dem Vollmond am 3. August kam die Wärme, mit dem Neumond heute am 19ten geht sie nun fort. Noch etwas zögerlich, aber das Licht hat sich schon geändert, Wolken sind herangezogen, es hat gewittert und geregnet. Ein Hauch von Herbst streift uns und ich hätte Appetit auf Kürbis. Und frisches Apfelmus. Und Zwetschgenkuchen.
Die Eichhörnchen haben beschlossen, dass es höchste Eisenbahn ist, die Pfoten an die Vorratskammern zu legen und alles hineinzustopfen, was geht. Hemmi Hermine Eichhorn, die Mama unserer Zwillinge, haben wir nun schon länger nicht gesehen, aber ihre Zwillinge dafür täglich. Harriet, das kleine Mädchen kommt früh morgens und futtert den Sonnenblumenkern-Igel leer, sie ignoriert uns meistens, ist aber recht schreckhaft und vorsichtig.
Hamilton, der so schnell durch den Garten fetzt, wie sein Namensvetter bei der Formel 1 durch die Kurven, kommt vormittags, am späten Nachmittag noch einmal und manchmal auch zwischendurch, wenn er uns im Garten hört. Er hat sich zum Ziel gesetzt uns zu seinen GNussomaten (=garantiert nussausspuckender Automat) zu erziehen. Stand der Dinge aktuell: zu 70 Prozent erreicht.
Hamiltons Methoden sind simpel und bewährt: Belohnung und Streicheleinheiten. Zunächst einmal ignorieren, mal sehen, ob Mensch ihn sieht und was Mensch dann macht. Und ob Mensch bettelt: 'Hemmi komm.' Und dann erst kommen. Sich auf die Hinterpfoten stellen und gucken und auf die Stuhllehne springen und gucken was so auf dem Tisch liegt. Und vorsichtig an Armen und Händen schnuppern. Und dann gibt der Mensch genauso vorsichtig eine Haselnuss direkt vor das Schnäuzelchen. Na endlich, endlich hat Mensch kapiert. Zur Belohnung an den nackten Füßen vom Menschen schnuppern, ist ja eigentlich eklig, bäh, aber vielleicht klappt es dann nächstes Mal schneller mit der Nuss.
Nur manchmal ist Hamilton so neugierig, dass er alle Pädagogik fahren lässt und einfach nur gucken muss. Wenn wir Äpfel pflücken oder ich ordnend und schneidend in den Beeten hocke. Dann wird alles, was in den Komposteimer kommt, genauestens geprüft. Und dann tobt er durch den Garten, die Bäume hinauf, die Bäume hinunter mit einem großen Bogen ums Planschbecken. Wasser ist nicht sein Ding.
Und wenn wir mit unseren Kindern im Schatten auf dem Rasen sitzen, dann kommt er auch zu ihnen. 'Hast du eine Nuss?' Wer kann da widerstehen?
Die Haselnüsse übrigens - und manchmal auch Walnüsse und ab und zu Erdnüsse - werden nur ganz selten gleich geknackt. Wir haben schon gesehen, dass frisch gegebene Nüsse vergraben wurden, dafür wurde eine ältere Nuss ausgegraben und gegessen. Vielleicht knackt die Schale dann leichter, vielleicht schmeckt es 'abgehangen' besser? Who knows?
Die Forscher der Universität von Berkeley haben die Futtervorratswirtschaft der Eichhörnchen untersucht und sagen, sie würden die Nüsse nach Art und Größe und wahrscheinlich Vorlieben
vorsortieren und gezielt verstecken so wie wir die Einkäufe in unseren Küchenschrank einsortieren. 'Chunking' wäre das. Eichhörnchen würden sich später an diese Plätze erinnern, von wegen sie
würden die Nüsse nur erriechen und hätten alles vergessen, alles Quatsch. Sie seien mindestens so schlau wie Ratten. Mindestens. Hamiltons Vorratslager für kleine Haselnüsse ist übrigens unser
Rasen, größere Exemplare landen im Apfelbaumbeet und die besonders großen, die Jumbonüsse, werden in den Kobel mitgenommen.
Und manche vergräbt er leider in meinen Pflanztöpfen.
Sa
15
Aug
2020
Sämtliche Newskanäle liefern sich gerade einen Wettkampf um die besten Hitzetipps. Denn - oh, wie warm.
Tipps wie: Verdunkeln Sie Haus und Wohnung. Lüften erst wenn es draußen kühler ist. Bettwäsche und Nachtzeug im Kühlschrank aufbewahren - aber wer hat da schon genug Platz? Nicht zu kalt duschen, nicht zu kalt essen, weil der Körper sonst gegensteuert - aber was ist zu kalt?
Allerdings - meine Küche bleibt kalt. Zum einen mag ich bei Hitze sowieso nie viel essen und angesichts der Corona-Frustpfunde sollte ich auch nicht viel essen, zum anderen finde ich Salate und Antipasti mit Ciabatta sehr lecker - und nein, das backe ich nicht selbst. Dazu gibt es kalte Puten- oder Hähnchenbrust, gegart im Crockpot/Slowcooker. Der wird sowieso nicht so heiß wie ein Backofen und vor allem braucht er nur eine Steckdose. Die kann auch auf Balkon oder Terrasse sein. Da entsteht dann (im Schatten und bitte nicht in praller Sonne) das Abendessen fast ganz von allein, während Frau mit den Füßen im Planschbecken hängt ...
Ob unsere Kurfürstin Sophie wohl auch ihre Füße in kühlende Wasserbecken gehalten hat? Oder sich unter die große Fontäne gestellt hat? Wie hat sie sich abgekühlt, noch dazu in einer Zeit, die nicht gerade für legere Kleidung bekannt war? Oder für das eifrige Nutzen von Wasser? Sophie, das ist die 'Mutter' unseres Großen Gartens in Herrenhausen, das ist die, die aus den ersten zarten Gartenanfängen des Schwagers etwas machte, die die mit Leibniz ..., die ...
Sophie wurde 1630 in den Niederlanden geboren. Ihre Mama war eine Tochter des englischen Königs Jakob I. Der Papa war Kurfürst der Pfalz (gewesen) und einige Monate lang König von Böhmen, bis der 30jährige Krieg ... Die Familie wohnte dann in den Niederlanden. Sophie wurde zum Aufwachsen in eine Adelsfamilie nach Leiden gegeben. Als sie zwei Jahre alt war starb der Papa. Es gab Pläne sie mit dem späteren Karl II. von England zu verheiraten, dass das nichts wurde, war meiner Ansicht nach ihr Glück. Soo viele Liebschaften und uneheliche Kinder Karls ... Mit 20 zog sie als babysittende Tante zu einem der älteren Brüder nach Heidelberg, mit 28 heiratete sie unseren hannoverschen Ernst August. Da galt sie schon als 'alte' Frau. Sophie hatte übrigens 12 Geschwister, von denen die meisten durchaus älter wurden und Gräfinnen oder Äbtissinnen oder britischer Admiral oder Reiteroberst oder Kurfürst oder Pirat ...
Ernst August war damals gar noch nicht so hannoversch, seine älteren Brüder regierten (nacheinander) das Fürstentum Calenberg mit dem Mittelpunkt Hannover vom alten Leineschloss aus. 1662 wurde Ernst August Fürstbischof von Osnabrück, was heißt er war gleichzeitig protestantischer Bischof (ja das ist etwas seltsam) und Regent des Osnabrücker Landes und hatte so sein Einkommen. Sophie zog von Hannover erst auf die Burg Iburg um und dann 1673 ins neu gebaute Osnabrücker Schloss. Dort legte sie den Garten an, offenbar mit viel Freude und einem Wasserbecken in der Mitte. Sie hatte so schöne Gärten gesehen, in den Niederlanden, auf Reise in Italien 1664/65, und dann, kurz bevor sie Osnabrück wieder verlassen musste, in Versailles. 1679 erbte Ernst August das Fürstentum Calenberg und es ging zurück nach Hannover. Sophie hatte inzwischen 7 Kinder, ihr Mann eine feste Mätresse und sie stürzte sich auf den nächsten Garten.
Und während der Osnabrücker Schlossgarten zerbombt, zerstört und völlig umgekrempelt wurde, versucht Hannover in Herrenhausen einen möglichst Sophie-originalen Garten zu erhalten/ wieder herzustellen. Dazu gehört das Gartentheater, in dem Veränderungen der letzten Jahrzehnte zurückgebaut wurden, dazu gehört die Wasserkunst, ein Gebäude von 1860 mit Wasserrädern und Pumpen, die gerade restauriert werden, und die Wasser in den Garten pumpt und die vielen Fontänen und Wasserspiele antreibt. Also - Gelegenheit für ein kühles Fußbad hätte Sophie schon gehabt.
Mi
12
Aug
2020
Es war ja nicht anders zu erwarten. Die Nebenrollen fühlen sich übergangen und drängeln sich auf die Bühne. Und so haben wir zwar superwarmen Hochsommer, aber wir haben auch Wind, unangenehm warmen Wind, und Gewitter und Regengüsse und Schwüle. Viel Schwüle. Unerträglich.
Der Schweiß läuft. Das Haus wird langsam wärmer, wir überlegen, das Schlafen in den Keller zu verlegen. Denn die Nächte sind irgendwo bei 20 Grad Celsius und kühlen NullkommagarNICHTS ab. Selbst das Bettlaken ist zu warm.
Dagegen hilft nur Wasser: für die Tiere gefüllte Badeschalen, ein sprudelnder Schalenbrunnen und die Fontäne im großen Brunnen. Für uns Menschen - ein volles Planschbecken. Schnell bis zum Knie ins kalte Wasser und es geht wieder. Und ich hatte tatsächlich die erste Gänsehaut seit .... ganz langem.
Wir haben ausgerechnet, dass uns die Füllung aus der Wasserleitung 3.50 Euronen kostet. Aber wir kompensieren diesen Luxus mit unserem eigenen Grundwasserbrunnen zur Gartenberegnung, mit dem uns das Gießen unserer Pflanzen nur den Pumpenstrom kostet. Über den Brunnen freuen wir uns jedesmal, wenn das Wasser aus dem Pumpenschlauch kommt, wie Bolle. Wir lesen, dass andere Gemeinden das Trinkwasser rationieren müssen und deshalb Rasensprengen und Poolfüllungen verboten werden. Hannover hat versichert, dass hier so etwas nicht passieren könne und würde. Und überhaupt - zur Not nehmen wir Grundwasser. Rein mit den Füßen.
Und wisst Ihr was? In 134 Tagen ist Heiligabend. In 135 Tagen ist der erste Weihnachtsfeiertag. In 136 Tagen der zweite. Um zwei Ecken entfernt, im Outletstore unserer großen hannoverschen Bäckerei, da gibt es bereits Lebkuchen. Und Christstollen. Und Spekulatius. Ich schwöre. Und wisst Ihr noch was? Wenn der Lebkuchen frisch ist, schmeckt er doppelt so gut. Aber Christstollen nicht, nein, den haben wir im Geschäft gelassen. Wer isst schon Christstollen bei 33 Grad im Schatten ...
Do
06
Aug
2020
Auftritt: Hochsommer. Für alle Norddeutschen, die so lange auf ihn gewartet haben. Denn Künstler lassen sich gerne etwas Zeit. Aber nun: Solo für den Hochsommer. Keine begleitende Schwüle, keine um ihn herum wuselnden Wolken. Einfach nur: Hochsommer. Blauer Himmel, trockene Luft und mal eben 30 Grad Celsius. Angeblich bleibt er mindestens eine Woche bevor die Tournee weitergeht. Abwarten. Vielleicht noch eine Zugabe oder ein paar Vorhänge?
Bevor er ankam bin ich noch einmal durch den Garten gekrochen und habe alles fein gemacht und vor allem habe ich die Raupen aus meinen vielen Buchsbäumchen geschnitten und gekillt. Der Buchsbaumzünsler ... Ich hasse diesen Schmetterling, der aus Asien eingewandert ist und seine Eier in meine Buchsbäumchen legt und dann schlüpfen eklige grüne Raupen, sitzen drinnen im Busch und fressen einfach alles ab.
Die Meisen haben tapfer die Raupen an ihre Jungen verfüttert, aber irgendwann hatten sie Zünsler satt und über und haben nur noch die Schnäbel gerümpft. Der Nachbar zur Rechten hat gegen ihn gespritzt, aber ich bin kein Freund von solcher Chemie. Der andere Nachbar hat gar nichts gemacht und seine Buchsbaumkugel zerfressen und zuspinnen und zukrabbeln lassen, so dass jede Menge Falter herumfliegen und die Nachbargärten heimsuchen können.
Ich komme mir vor wie Don Quijote beim Kampf gegen die Windmühlenflügel.
Außerdem - bevor der Hochsommer ankam habe ich noch schnell alle Fenster geputzt und die Gardinen gewaschen. Eine Punktlandung war das. Und sehr befriedigend, nicht immer auf den Fliegenschiss gucken zu müssen.
Jedenfalls kann ich mich jetzt ganz ruhig im Schatten auf die Gartenliege legen, meinen Rücken und die schmerzenden Arme pflegen und dösen. Dösen? Nein, dem Igel beim Schnarchen zuhören. Igel können ganz schön laut schnarchen.
Oh ja.
Tagsüber schläft Isidor unter der großen Holzbank hinten am Zaun. Da ist er geschützt vor Platzregen und hat es bei Hitze kühl und schattig und den ganzen Garten im Blick. Aber wenn es dämmerig wird, dann rumpelt er wie in jedem der letzten Sommer durch die Beete und seiner Angebeteten hinterher. Dabei fällt schon mal die große Rosenkugel um ...
Zwischendurch gibt es bei uns Sonnenblumenkerne und Wasser, da lässt er ihr ganz großzügig den Vortritt - und dann umkreist er sie wieder. Keuchend und schnaufend. Wir wissen nicht, was sie davon hält, so des Nachts - im Dunkeln. Immerhin kommt sie immer wieder zu uns in den Garten. Nur Nachwuchs haben wir leider noch nie gesehen.
Bevor jemand fragt - Meisen sind perfekt im Schnabelrümpfen. In unserem Olivenbaum hängt als Vogeltränke ein altes Glaswindlicht. Kühles Leitungswasser lieben sie. Aber wenn das Wasser schon sonnenwarm ist - oder vom Vortag - dann nimmt Meise einen Schluck und schüttelt den Schnabel so, dass das Wasser herausfliegt - und guckt den Kaffeetrinkenden Menschen vorwurfsvoll an. Schnabelrümpfen.
Mo
03
Aug
2020
Rumms.
Der erste Augusttag war unerträglich schwül, schon seit dem Aufstehen und über den Tag wurde das immer schlimmer und dann regnete es. Wir hörten zuerst ein lautes Rauschen und schon fielen die dicken Tropfen auf den Grill und eine Wasserwand entlud sich, die - hallo Wetterapp - auf keinem Radar sichtbar war. Aber bei uns schwamm der Garten. Und danach wurde es noch drückender. Eine Luftfeuchtigkeit zum Moos-Ansetzen. Sogar die Familie stöhnte und die ist sonst viel unempfindlicher als ich. Und ich sagte, dafür müsste sie nun die Gartenpumpe nicht anwerfen und könnte in der Küche helfen - da stöhnte sie noch mehr. Nachts kam dann das Rumms und grelle Blitze und wieder Platzregen. Gleich zweimal. Rumms - Blitze - Platzregen.
Damit kam der August und fegte den Juli beiseite.
Dabei - Eigentlich war er doch ganz gut, der Juli. Im Juli waren wir im Stadtpark - mal wieder - auch im Stadtpark - fürs Durchpusten. Die Jugend fängt dort immer noch Pokemons, ich fange Fotos. Ihr seht sie nun. Die schönen Blüten. Die schönen Taglilien.
Auf lateinisch heißen sie Hemerocallis, auf deutsch Taglilien, weil ihre Blüten immer nur einen Tag lang blühen. Dann kommt die nächste Blüte. Sie stammen aus dem Osten Asiens, was bedeutet vor allem aus China, und sie brauchen es feucht und vor allem nährstoffreich. So lange und zahlreich zu blühen kostet Kraft. Ist es warm und sonnig, dann tun sie das über den gesamten Sommer. Wenn es ihnen im Garten gefällt bilden sie Tochterrhizome und wachsen zu großen Horsten. Es darf nur nicht zu trocken sein.
Deshalb stehen im Stadtpark ganz besonders viele Taglilien rund um die eckigen Wasserbecken vor dem kleinen Café. Diese Wasserbecken sind miteinander verbunden und enden in einem kleinen Teich für große Karpfen und andere Fische und mit kleinen Schwimminseln, auf denen gerne mal die Enten brüten. Die Enten sind sowieso der Meinung, dass der ganze Stadtpark nur für sie angelegt wurde. Aber das ist in Ordnung, sie halten sich perfekt ans Social Distancing. 'Du da mit dem Fotoapparat - komm mir nur nicht zu nahe!'
Was man von den menschlichen Besuchern nur eingeschränkt sagen kann. Da gibt es die, für die die Wege nicht breit genug zum AusdemWegGehen sind. Und dann gibt es die, die einem so dicht kommen, dass ich schreien könnte. Die Egoisten und die Idioten, die die es mit Absicht tun, die Dummen, die Unbelehrbaren, die die denken alles sei schon vorbei. Es gibt die, die schreien, ihre Grundrechte würden eingeschränkt und die dabei noch nicht mal wissen, was Grundrechte eigentlich sind. Die, die schreien, wir würden von der Politik instrumentalisiert und die nicht merken, dass sie selber genau das werden von einigen Hirnis und Nazis. Manchmal sind Enten intelligenter.
Und das blüht auch noch im Stadtpark: schöne Funkien und Alant. Der wunderbare Alant mit seinen leuchtend gelben Blüten, die immer etwas fusselig aussehen, blüht mit etwas Glück bis zum Herbst. Alant ist eine Gewürz- und Heilpflanze. In der Antike wurde mit der Wurzel das Essen gewürzt oder sie wurde kandiert. Heute verwendet man sie wegen der schleimlösenden Wirkung in Hustensäften. Man kann auch Stoffe mit ihr färben, mit ihr und Urin ... Ja, es ist etwas eklig.