Juli 2020
Di
28
Jul
2020
'Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer ...' war ein Sprichwort meiner Oma. Was übersetzt hieß: Freu dich bloß nicht zu früh. Ja, und viele Schwalben? Oma, was machen die?
Wir sehen jetzt immer viele Schwalben über unserem Garten kreisen, richtig hoch oben in der Luft, was mein bäuerlicher Familienteil als Zeichen für schönes Wetter gedeutet hätte. Und abgesehen von bis zu einstellig kalten Nächten ist tatsächlich die Sonne zurück und scheint vom klaren blauen Himmel. Meistens.
Und so verbrachten wir einen sonnigen Vormittag in Herrenhausens Großem Garten.
Das Problem war das 'Hinein', Jahreskarte hin, Jahreskarte her. Wir haben schließlich Sch...viruszeiten. Denn um in den Garten zu kommen muss der geneigte Besucher durchs nachgemachte Schlossgebäude, also durch den Kassen- und Shopbereich hindurch. Mit MuNaSchu selbstverständlich. Die Toiletten bzw. die Treppe dorthin und zu den Schließfächern im Untergeschoß rechts liegen lassen, aber ein Schild warnt: 'Hierher kommen Sie nicht wieder zurück, gehen Sie jetzt oder gar nicht. Oder auf die Toiletten im Garten.' Die in meiner Erinnerung nur so lala sind. Und riechen. Also vorsichtshalber ... Und das bedeutet auch, dass der geneigte Besucher nichts in den Schließfächern einschließen sollte, denn 'hierher kommen Sie nicht wieder zurück.' Aber das wird nicht explizit erwähnt.
Wir waren fast alleine im Eingangsbereich des Gebäudes, dem Flaschenhals sozusagen, und konnten flott durch die offene Tür zum Garten wieder hinaus, Jahreskarte scannen lassen und ein paar Schritte weiter den MuNaSchu abnehmen. Allerdings Mittags, als wir gingen, wartete eine Schlange von gut 20 Leuten auf Einlass. Hinaus ging es übrigens neben dem Gebäude, schwupp standen wir vor den Absperrungen. Die Wartenden guckten neidisch und so mancher überlegte wohl, ob er dort nicht abkürzen könnte.
Und da waren sie dann: viele, viele Schwalben. Am Himmel über dem Orangenparterre zwischen Galeriegebäude und Goldenem Tor und tief über dem Boden und dem Neptunbrunnen in der Mitte des Parterres. Um zu trinken stürzten sich die Schwalben auf die Wasseroberfläche, denn Schwalben trinken im Fliegen, so schnell, dass Fotografieren unmöglich war, aber gerade noch den Kopf einziehen, das klappte.
Sie rasteten am Galeriegebäude: an den Brüstungen, auf dem Dach. Und schauten auf uns herab und ich könnte schwören, sie grinsten, als eine von ihnen dicht an mir vorbei sauste und ich zusammenzuckte.
Kurfürstin Sophie ließ das Galeriegebäude zwischen 1694 und 1698 bauen. Der Grund dafür war die Notwendigkeit ihre kostbaren Pflanzen sicher zu überwintern, aber dann kam die Idee, dass man dort doch fabelhafte Feste und Empfänge feiern könnte. (In meinem Gewächshaus stehen auch Stühle und ein Tischchen für den Tee zwischendurch, ich kann sie also gut verstehen.) Für die Pflanzen entstand die Orangerie, der große Saal in der Galerie erhielt seine prächtige Dekoration und Bemalung. Und alles das ist noch original erhalten bzw. restauriert. Gut, zugegeben, die großen Kronleuchter sind inzwischen elektrisch und die überall verteilten Feuerlöscher sind auch nicht so sehr .... alt. Und ich weiß nicht, ob ich sie als dekorativ bezeichnen würde. Die Innendekoration zeigt die Sage um Aeneas, griechisch und mit vielen Bildallegorien versetzt, Ikonografie nannte man das. Um sie zu verstehen muss man sich gut auskennen oder eine Führung mitmachen.
Im letzten Sommer war die große Eingangstür offen und wir konnten uns - einfach so - den Saal anschauen, in dem auch in der Jetzt-Zeit Empfänge und Konzerte gegeben werden, also theoretisch, in dem aber damals beim Besuch Präsident Obamas in Hannover die Journalisten ihre Schreibtische hatten. Die hat das mächtig beeindruckt, wenigstens das, und schöne Fotos aus Hannover gingen in die Welt. Wir jedenfalls waren nicht minder beeindruckt. Leider war die Tür dieses Mal zu. Sch...virus.
Aber das Wasser im Neptunbrunnen sprudelte und die Orangenbäumchen standen an ihren Plätzen. Und die Sonne schien erbarmungslos auf uns herab.
Die Fürstenfamilie soll von Italien begeistert gewesen sein, von Festen in Venedig mit viel Wasser und Prunk. Deshalb: Einen Brunnen vor der Galerie gab es bereits 1696/97, in der Mitte soll ein Junge auf einem wasserspeienden Delphin geritten sein. Dann wurde mehrfach umgestaltet. Zuletzt gab es eine Gruppe von Fontänen. Der Neptunbrunnen entstand erst 2008, 8 Putten, die auf Schildkröten und Delphinen reiten und Neptun piekst nach ihnen, alles etwas durcheinander, das Wasser sprüht in alle Richtungen. Ein Kontrast zur barocken Strenge - wie ein geplatzter Gartenschlauch. Die Figuren waren 'über', noch aus dem 17. Jahrhundert erhalten, standen sie seit 1849 auf dem Dach der Grotte. Diese Grotte, die dann Niki de Saint Phalle ... Recycling. Wie praktisch.
Und dann gingen wir durchs Goldene Tor in den übrigen Garten.
Wer mag und rund 200 Euronen übrig hat, kann übrigens im Galeriegebäude heiraten. Nicht im Saal, aber im Frühlingszimmer, einem der ehemaligen Privaträume Sophies, fast genauso
prunkvoll.
Fr
24
Jul
2020
Die Hundstage sind da. Die heißeste Zeit des Jahres. Oder so.
Ein kleines Nickerchen kann nicht schaden.
Mo
20
Jul
2020
Ist Euch das aufgefallen? Nein? Mir auch nicht.
Nein, ich meine nicht den Bienenschwarm, der sich über die Zistrosenblüten hergemacht hat. Was ich meine ist ...
Die Viertel-nach-Acht und Zwanzig-nach-Sieben Sondersendungen zum Sch...Virus, in denen sich Inhalte und Journalistenfragen wieder und wieder wiederholten - sie sind verschwunden.
Die Zahlen, mit denen wir anfangs stündlich gefüttert wurden, die in Größenbereiche abhoben, die sich unserem Vorstellungsvermögen entzogen - sie finden sich nur noch versteckt. Kein Newsletter des Landes Niedersachsen mehr, die tägliche Veröffentlichung des Coronastatus der Stadt, in der wir leben - versteckt im städtischen Internetauftritt zum Suchen.
Die kleinen nervigen Einblendungen der Fernsehprogramme, denn wir sahen nicht mehr Erstes, Zweites, RTL, Sat. Wir sahen #zuhausebleiben #zuhause #alonetogether #daheimbleiben #bleibtzuhause #zusammenhalten #wirBleibenZuhause #miteinanderstark. Nur wenn wir uns jetzt einen der im Frühjahr archivierten Filme anschauen, dann ist immer dieser Zusatz am oberen Rand und geht nicht weg. Aber jetzt im aktuellen Programm - nicht mehr da.
Die Beiträge zu 'den Helden des Alltags', die mir nach kurzer Zeit aber so was von aus dem Hals heraus gehangen haben, weil einfach jeder, jeder, jeder so betitelt wurde, nur Mütter nicht. Und Steuerberater nicht. Teddybärenmacher schon gar nicht. (Es sei denn sie nähten Mund-Nasen-Masken - dann vielleicht.) Auch die 'Systemrelevanten Tätigkeiten' blieben undefiniert. Wann ist Mann/Frau systemrelevant, wann verdient man Anerkennung, wann extra Geld statt Applaus? - vorbei gottlob.
All das fehlt mir überhaupt nicht.
Und damit es nicht zurückkommt, damit wir keine zweite Welle oder Zustände wie in Amerika oder Peru oder Luxemburg ... Luxemburg? bekommen: Nicht jammern und über Einschränkungen stöhnen, sondern brav Abstand halten und Maske tragen. Und, fast vergessen, gründlich und oft die Hände waschen. Alle im medizinischen Bereich tun das Tag für Tag.
Insekten haben es da, zumindest was Abstand und Mundschutz und Waschen angeht, gut und können sich ganz auf das für sie Wichtige konzentrieren: Pollensammeln.
Ein absoluter Magnet für Bienen und Co. sind die blühenden Zistrosen. Zistrosen kennen eigentlich alle, die schon einmal im frühen Sommer am Mittelmeer waren. Sie sind typisch für die Garrigue, diese trockene steinige Landschaft mit Lavendel, Rosmarin, Salbei und Thymian. Sie lieben pralle Sonne und blühen ab Mai und dann bis in den Juli. Jede Blüte blühe nur einen Tag, heißt es, ja tatsächlich? Nachgeprüft habe ich es nicht. Die Blüten sehen immer etwas knitterig aus, wie grad aus dem Koffer geholt, und es gibt sie auch in zartrosa, in pink oder mit Auge am Blütengrund. Diese weiße Zistrose wächst im Steingarten des Berggartens. Zuviel Nässe ist ganz schlecht für sie, zu starker Winterfrost auch, aber Herrenhausens Gärtner scheinen das gut im Griff zu haben. Sie blüht wunderbar.
Do
16
Jul
2020
Petrus hat auf seiner Wetter-Schalttafel bestimmt einen defekten Schalter. So einen wie unser Wäschetrockner, bei dem der EIN-Knopf manchmal einfach herausspringt und dann steht man davor und das Ding ist aus und die Wäsche noch feucht. Bei Petrus ist das der Sommer-Sonne-Knopf. Nach eineinhalb Tagen Sonnensommer bei wunderbar angenehmen 24 Grad Celsius flog er heraus und der Regen war zurück. Immerhin war die Sonne ausreichend für einen Sonnenbrand auf Stirn und Schulter, aber das ist ja auch kein wirklicher Trost.
Am nächsten Morgen wachte ich zögerlich in ein trübes Hannover auf, grau in grau und nass, wäre am liebsten liegen geblieben, weil die Nacht ...
Denn ich hatte - uuh - geträumt: Dass an der Straße nur noch parken darf, wer eine Maske trägt und dass es da Security gibt, die das kontrolliert und deshalb stehen alle Autos jetzt vor unserer Garage... Alpträume. Hochgeschreckt und, umgedreht, wieder eingeschlafen.
Wir fahren zum Wertstoffhof unserer Abfallwirtschaft, zu dem Wertstoffhof, der so lange geschlossen und dann nur ganz, ganz zögernd wegen der Gesundheit der Mitarbeiter wieder geöffnet wurde, am geraden Tagen für die Autos mit gerader Endnummer auf dem Kennzeichen, an ungeraden Tagen für ... ja genau die. Am Eingang ein Schild: Bitte Abstand halten, bitte Maske tragen. Und von 6 müllbringenden Autofahrern tragen 5 keine Maske. Unser Müllsack fliegt in den Container und beim Umdrehen ist das Gesicht einer Frau um die 30 direkt vor mir. Und der beste-Ehemann-forever fragt, ob ihr Maskenpflicht und Abstandsregeln nicht bekannt seien.
Und sie sagt: doch, aber wenn einer von uns Corona bekommen würde, dann ja wohl zuerst wir.
Schweiß- und Alptraum geplagt schreckte ich hoch. Was für ein Alptraum ... ein Traum? ... Aber nein ... Ach nein, das war ja echt ... das war ja wirklich passiert.
Manchmal kann ich meine Mitmenschen aber sowas von gar nicht leiden.
Mo
13
Jul
2020
Und nachdem nun die Sonne wieder heraus gekommen ist, schnell die Fortsetzung
Vor zwanzig Jahren ...
Die leeren Expo-Anfangswochen waren das Beste und wir trauerten ihnen nach, als ... als dann ... denn dann sprach es sich doch herum, wie schön alles war. In den letzten Wochen war es mächtig voll und die Besucher kamen von überall her. Aber da waren wir in all den Pavillons mit den inzwischen langen Schlangen davor schon mindestens zweimal gewesen.
Die Statistik sagt, dass 18 Millionen Besucher auf der hannoverschen Expo waren. Das sind so viele wie 1988 in Brisbane/Australien waren oder 1992 in Sevilla/Spanien. (Alle anderen Weltausstellungen davor waren nicht so gut besucht.) Es sind nicht die, damals von den Defizitgeplagten Politikern geforderten, 40 Millionen geworden, gottlob. Erst Japan erreichte 5 Jahre später eine höhere Zahl und, natürlich, China in 2010.
Es gibt Dinge in unserer Welt, deren Profit liegt nicht in Geld.
Wir fuhren Riesenrad für den Überblick, Seilbahn wegen der Füße und die ersten Vorläufer der Segways. Kleine Alu-Tretroller wurden schwer 'in' und jeder hatte auf einmal einen zu Hause. Die Expo-Spezial-Edition. Wir bewunderten den Deutschen Pavillon, so schick mit den geschwungenen Glasfronten (deren Nachteile erfuhren wir erst später mit dem eigenen Büro im Pavillon) und drinnen die gebildhauerten Köpfe der großen Deutschen (u. a. Steffi Graf, ja tatsächlich), und die Kamele der Vereinigten Arabischen Emirate (nicht zu nahe kommen, Kamele sind keine Kuscheltiere), saßen in einer mongolischen Jurte, tranken Kaffee in Kolumbien, aßen Zimtschnecken in Finnland, Schokolade in Belgien und Falafel in Israel oder ein scharfes Curry in Indien, kauften Gewürze in Ägypten. Und einen Skarabäus. Na ja, keinen echten alten. Aber dekorativ.
Was wir nicht taten, war das Rauchen der Wasserpfeife, wegen Nikotin und so. Die gab es nicht nur bei den Vereinigten Arabischen Emiraten, obwohl dort besonders stilvoll angesichts der Kamele, die gab es an fast allen Ecken. Damals im Sommer 2000 eroberte die Wasserpfeife die Besucher, vor allem die Gruppen von Jugendlichen, aber auch etliche Ältere, und Shisha-Bars begannen ihren Siegeszug. Und Heute? Bei der Familienjugend steht eine Shisha im Regal - für die lauen Sommerabende mit den Freunden. Und da kann die Mutter noch so viel dagegen argumentieren ...
Die Afrikahalle fing uns ein, die Farben, die Aromen, die lächelnden, zurückhaltenden Menschen - und der Basar. Ooh der Basar. In meiner Küche habe ich wunderbare geflochtene Tabletts aus Ruanda und kleine Deckelkörbe aus Togo, auf der Fensterbank steht ein geschnitztes Nilpferd aus Ghana. In Afrika hätte ich ganze Tage bleiben können, allein wegen der Handwerkskunst.
Und ich verliebte mich in den Jemen. Und in Nepal.
Natürlich gibt es keine Weltausstellung ohne Motto, in unserem Fall: "Mensch, Natur und Technik - eine neue Welt entsteht". Dazu gab es einen Themenpark mit dem Planeten der Visionen und einem Ausblick in die Zukunft. Allein dort hätte man einen ganzen Tag verbringen können. Und - nein - wir haben keine Heuschrecken gegessen, aber wir wurden von Computer-Eiern verfolgt und sind im Ruhebereich eingedöst. Und natürlich gab es ein Maskottchen: Twipsy. Ach du meine Güte. Ruhe sie sanft auf unserem Dachboden. Aber es gab auch eine 2 Meter große Eisbärenfigur aus Plüsch, ich kann mich nur nicht mehr erinnern wo, zwischen all den Hallen und Pavillons und beteiligten Organisationen.
Zum Entspannen gingen wir in "die Gärten im Wandel", die es übrigens immer noch gibt, nur mit 20-Jahre-größeren Bäumen, auf extra angelegte Grünflächen zum Sonnen und Picknicken oder an eine der vielen Wasserflächen, in denen man die Füße baumeln lassen konnte, wenn sie müde vom Laufen waren.
Angeblich war es ein verregneter Sommer, aber ich erinnere mich hauptsächlich an Sonne und Wärme - und die Freundlichkeit der Menschen.
Als war es ein anderer Stern. Warum hat sich die Welt so verändert ....
Mit dem Oktober ging alles zu Ende. Noch schnell einmal in die bevorzugten Hallen, noch einmal zu den Töpfern und Schnitzern nach Nepal, in die Südsee, im Jemen ein Silberdöschen erstehen, das jetzt auf dem Schreibtisch steht und mich an die Henna-Bemalungen auf unseren Händen erinnert. In die Asienhalle ... Nach Andorra. Ach ja, Andorras Papiertragetaschen mit dem dreifarbigen Dreieck.
Es gab noch so viel, das ich hier gar nicht aufzählen kann.
Dann war mit einem furiosen Feuerwerk Schluss, Lucy reiste wieder ab und wir waren traurig.
Und nachdem ich nun in unseren Fotos, Filmen und Erinnerungsstücken geschaut habe und wir mit einem 'Weißt du noch?' unsere Gedächtnisse aufgefrischt haben, da bin ich es immer noch. Ach, war das damals schön.
Fr
10
Jul
2020
Bisher hat sich das Siebenschläfertag-Wetter gehalten. Zwischendurch etwas Sonne und gerade mal 20 Grad Celsius, aber hauptsächlich Regen. Viel Regen. Land-Regen. Niesel-Regen. Regen, der als erhöhte Luftfeuchtigkeit daherkommt. Pladdernder Regen. Sanft herabschwebender Regen. Nasser Regen.
Unsere Regentonnen und Gießkannen sind gut gefüllt und wir müssen derzeit nur im Gewächshaus gießen.
Die Insekten machen grad Pause, aber als wir an einem der netteren Tage im Berggarten waren, da waren sie unterwegs.
Cephalaria Gigantea, der Riesen-Schuppenkopf, ist ein Zuwanderer aus Sibirien, 'Neophyt' sagt man zu solchen Pflanzen. Die Blattrosette am Boden ist unscheinbar klein, sie lässt sich gut zwischen anderen Stauden verstecken. Aber die Blütenstiele treibt er auf gute 1,5 Meter Höhe. Und dann ist er unübersehbar. Die Blüte ähnelt der der Skabiosen und - sie ist wie ein Magnet für alles was da summt und brummt.
Ich werde einen schönen sonnigen Platz im Garten suchen und ein, zwei Riesen-Schuppenköpfe pflanzen. Für die Insekten-Fotos im nächsten Jahr. Alle Gärtnereien sagen, man hätte ihn in den Folgejahren dann überall, da er sich üppig selbst aussät. Da bin ich schon sehr gespannt ...
Di
07
Jul
2020
Am 1. Juni vor zwanzig Jahren, weswegen unsere Tageszeitung an das Warum und Wieso erinnert hat, war die Expo 2000 ein Geschenk für uns Hannoveraner, ein entspanntes, friedliches Fest des sich-Kennenlernens der Völker.
Ganz Hannover hatte sich herausgeputzt, wie man das macht, wenn Gäste erwartet werden. Die Stadt glänzte und strahlte, selbst der Hauptbahnhof. Der Zoo war zum Erlebniszoo geworden, das Regenwaldhaus im Berggarten war entstanden und es gab so viele Außenprojekte in ganz Deutschland, dass es unmöglich war, alle anzuschauen.
Mittelpunkt der Weltausstellung war unser erprobtes Messegelände mit den Flächen drumherum, das zu diesem Anlass einen eigenen Messebahnhof und eine neue Straßenbahnlinie (samt Expo-designten Straßenbahnen) spendiert bekommen hatte.
Der Anfang war holprig, denn hannoversche Bürokratie und schlechte Presse hatten potentielle Besucher abgeschreckt. Der mit Monaco verheiratete hannoversche Prinz pinkelte an den türkischen Pavillon (und warum fällt mir jetzt die Bezeichnung 'feiner Pinkel' ein?), irgendein Stand bot überteuerte Bratwurst an. Da galt es als schick Hannover schlecht zu machen, Journalisten übertrumpften sich geradezu darin. Und Social Media gab es noch nicht. Obwohl ... Glück für den Prinzen.
So waren wir anfangs unter uns: wir Hannoveraner und die Menschen, die für ihr Land in den Hallen und Pavillons und Verkaufsständen arbeiteten. Dann wurde es sogar noch einmal empfindlich kalt, die Juni-Schafskälte schlug zu. Hannoveraner schenkten den frierenden Standbetreibern aus südlichen Ländern dicke Pullover und Jacken. (Und ich kaufte mir 'in Mexiko' einen wollenen Poncho, weil der Wind so pfiff. Und kleine Spielzeuglamas für die Puppenstube.) Wir kamen ins Gespräch, lernten uns kennen. Es gab Hannoveraner, die 'Patenschaften' für die Gäste aus fernen Ländern übernahmen und ihnen an freien Tagen ihr Leben und Deutschland zeigten. Nachhaltige praktische Völkerverständigung.
Es war bezaubernd entspannt und leer, das Wetter besserte sich, es gab fast keine Warteschlangen, die Parkplätze waren umsonst, nicht gleich am Anfang aber dann, es gab Abendtickets für 10 Deutsche Mark kleines Geld, für laue Sommerabende auf dem Freigelände und Abendessen aus fernen Ländern. Denn zu Hause wurde unsere Küche renoviert. Unsere Kinder kamen umsonst auf die Expo und wir nutzten das weidlich, dadurch kamen sie regelmäßig zu spät ins Bett - tant pis.
Sie sammelten kleine Länder-Anstecker und in speziellen Expo-Pässen die Einreisestempel der verschiedenen Länderpavillons und -stände. Kanada, Brasilien, Ghana, Ruanda, Tonga, Schweden, Frankreich, Jemen, Australien, Nepal ... In diesen Sommerferien besuchten wir die ganze Welt. Fast.
Es gab, btw., keinen Einreisestempel der USA. Denn wer nicht da war, das waren die USA. Aus Kostengründen, wenn ich mich richtig erinnere. Die USA nahmen an der Weltausstellung nicht teil. Wir haben sie nicht vermisst.
Fortsetzung folgt
Sa
04
Jul
2020
Es sind unglaubliche 20 Jahre vergangen, aber war es nicht gerade erst? Denn ...
Es war einmal ... Es war das Jahr 2000 nach Christi Geburt und in Hannover war Weltausstellung. Expo.
155 Länder unserer Erde bauten Pavillons, statteten Stände aus, teilten sich Hallen. Im äthiopischen Pavillon waren äthiopische (natürlich, welche sonst) Landschaften nachgestaltet, wurden Umweltprobleme gezeigt und die Geschichte des Kaffees. Den gab es draußen vor dem Pavillon, wunderbar leckeren äthiopischen Kaffee, mmmmh. Und Musik. Drinnen im Pavillon stand/hing/schwebte Lucy (in einem sich drehenden Glaszylinder an durchsichtigen Fäden).
Lucy - 3,2 Millionen Jahre alt - ihr Skelett wurde 1974 von Donald Johanson in Äthiopien entdeckt, d. h. vierzig Prozent davon - Australopithecus afarensis - heute wohnhaft in Adis Abeba - lange Zeit unsere älteste entdeckte Vorfahrin, die bereits aufrecht gehen konnte - benannt wurde sie von ihren Ausgräbern tatsächlich nach dem Beatlestitel.
Vor dem äthiopischen Pavillon war immer eine Schlange von Menschen, selbst in den Anfangswochen, als nur wir Hannoveraner zur Expo gingen. Das, also die Schlange, lag einmal am Kaffee, dem wir hoffnungslos verfielen - obwohl - der kolumbianische war in der Gunst fast gleichauf. Zum zweiten aber an Lucy.
Ich stand damals mit meinen Kindern vor ihr und dachte, wie seltsam das ist, Lucys Genom durch so viele Generationen weitergegeben in mir zu tragen. Ebenso wie alle anderen Menschen auf unserer Erde. Eine genetische Reihe, die mit dem ersten Menschen in Afrika begann. Eine Reihe, die meine Kinder hoffentlich an ihre Kinder weitergeben und die an die ihren und ...
In einem Filmbericht über Konfuzius wurde gesagt, dass es über seine Nachkommen vollständige Aufzeichnungen des Stammbaums gibt. Das ist der älteste dokumentierte Stammbaum der Welt. Konfuzius lebte von 551 bis 479 vor Christus und es gibt derzeit rund 2 Millionen Nachfahren. Den Familienclan leitet inzwischen die 77. Generation. Es ist also durchaus nicht abwegig, dass wir alle miteinander verwandt sind, wenn wir unseren Stammbaum bis zu Lucy zurückführen.
Was uns das Skelett nicht erzählen konnte, war ... Welche Frisur sie hatte, was für Augen. War sie geduldig? Oder aufbrausend? Gerecht? Liebevoll? Oder so, wie einige unserer Politiker im 'Heute'? Was sie mit ziemlicher Sicherheit nicht war: weiß.
Aber ihre Nachkommen, wir, ihre Familie, sind eben auch weiß, eben auch schwarz, und alles dazwischen. Alle eine Familie, auch wenn ich mit einigen wirklich, wirklich, wirklich nicht verwandt sein mag. "Onkel und Tante, ja das sind Verwandte ...." und so.
Zu Expozeiten war unsere Fotografie noch analog, die Filmkamera zwar digital, aber beides sorgt für Unschärfen bei den gezeigten Expo-Fotos. Was ist das ist.
Mi
01
Jul
2020
Tatsächlich. Das Jahr 2020 ist halb herum. Dabei - haben wir nicht gerade erst müde Neujahrsaugen gerieben und haben wir nicht gerade erst Osternester gesucht? Ach nein, die Ostereier haben wir ja nicht versteckt, wegen Corona. 2020 - das Jahr, in dem der Virus kam, der uns dazu brachte und bringt uns aus Angst vor Ansteckung und Krankheit abzuschotten, Masken zu tragen, Distanz zu halten. So gesehen ist es gut, dass es nun schon halb herum ist. Vielleicht kann es sein Renommée in der zweiten Hälfte noch aufpeppen und bleibt uns anders in Erinnerung ...
Die Wissenschaftler sagen nun, es gäbe jetzt einen neuen Schweinegrippe-Virus, noch gefährlicher, noch aggressiver, noch angstmachender. Nein danke. Vielleicht irren sich Wissenschaftler auch einmal? Vielleicht lernen die Viren endlich, dass man seinen Wirt nicht umbringen darf? Vielleicht lernt die Menschheit, was Ernährung ausmachen kann und Lebensstil und Gleichberechtigung und das Beseitigen von Armut und Krieg und ... ach nein, die Menschheit wird das nie lernen.
Aber vielleicht lernen Einzelne, dass Aluhüte nicht helfen, gegen gar Nichts, nicht einmal gegen die Dummheit.
Positiv Denken und auf in die zweite Jahreshälfte.