Juli 2019
Di
30
Jul
2019
Bereits Ende Juni waren wir im Berggarten in Herrenhausen. Die Herrenhäuser Gärten hatten Infos geschickt, eine Ausstellung gäbe es im vorderen Bereich des Berggartens und die ginge nur bis Anfang Juli, eine Ausstellung mit dem Titel "Forscher-Sammler-Pflanzenjäger - Unterwegs mit Humboldt und Co."
Ich war mega interessiert. Es gibt ein wunderbares Buch über Humboldts Leben und seine Reisen und ich habe jedes Wort darin gelesen: 'Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur' von Andrea Wulf.
Herr von Humboldt könnte am 14. September seinen 250sten Geburtstag feiern - wenn er denn könnte - und vielleicht deshalb wurde die Ausstellung nun bis Ende September verlängert. (Und deshalb kommt jetzt doch noch dieser Post.) Eigentlich hätten sich die Verantwortlichen das auch gleich überlegen können ... Und ich überlege, ob ich noch einmal gehen soll, am 14. September natürlich.
Die Ausstellung besteht aus großen Tafeln, auf denen in Schrift und Bild die Pflanzensammler und -sammlerinnen, ja es gab tatsächlich einige wenige, vergangener Zeiten vorgestellt werden. Historisch begann die Pflanzenjagd mit Ägyptens Pharaonen, die sich Gärten anlegten (das MAK hatte vor einigen Jahren eine hübsche Ausstellung dazu) und mit den Chinesen.
Dann kamen die Europäer, die im Zuge der Entdeckung neuer Welten und Kolonialisierung weite Reisen unternahmen und hofften, noch unbekannte Gewächse zu entdecken. Manche für Ruhm und Ehre (und manche wie Humboldt gaben dafür ihr Vermögen aus), viele - natürlich - vor allem - für kommerziellen Erfolg. Gewürze aus fernen Ländern wurden hoch bezahlt. Und das alte Europa war verrückt danach und nach neuen Pflanzen und brachte so manchen zu Reichtum. Aber das Risiko war hoch.
Und natürlich, aus heutiger Sicht bestohlen sie die anderen Kontinente und plünderten die Länder aus. Und das Schlimme ist, damals dachte sich niemand etwas dabei.
Die Tafeln sind im Berggarten in den Schauhäusern und dem Schmuckhof davor angebracht, in räumlicher Nähe zu Pflanzen, die die beschriebenen Pflanzensammler entdeckt haben. Ihr könnt lesen und dann suchen. Erst im Text den Hinweis auf die Pflanze und dann die Pflanze selber. Oder ihr gönnt euch, so wie ich, für 7 Euronen das Begleitbüchlein mit allen Texten der Tafeln, auch denen, die ihr nicht gefunden habt, und lest bequem in der Sofaecke.
Über Herrn Forster, der den Neuseelandflachs entdeckte. Über Herrn Kaempfer, der Gingko und Maulbeerbäume beschrieb. Über Herrn Thunberg, der über Fächer-Ahorn, Mahonie und Spindelstrauch schrieb. Über Monsieur Plumier, der Begonien, Fuchsien und Magnolien mitbrachte. Über eine Frau, Jeanne Baret, die die Bougainvillea entdeckte. Oder über Herrn von Martius, den "Vater der Palmen".
Und vor allem und wichtig-wichtig-wichtig über Hermann Wendland aus Hannover. Schon Papa Wendland und Opa Wendland waren Botaniker und Hofgärtner in Herrenhausen und er wurde das auch und holte Palmen ("der Meister der Palmen"), Orchideen und die Flamingoblume in die Gewächshäuser und beschrieb und kultivierte als erster die Usambaraveilchen. Sie sind etwas aus der Mode gekommen, aber meine Mutter hatte sie noch auf der Fensterbank.
Und ich denke, eigentlich könnte ich mir eines gönnen. Alle Moden kommen irgendwann wieder.
Sa
27
Jul
2019
Wenn es morgens um 10 Uhr schon 30 Grad Celsius sind - dann ist es wirklich heiß - dann ist Sommer. Ein Sommer, für den wir sonst ans Mittelmeer oder in die Karibik fahren für viel Geld. Nur, dass dann keiner im Job arbeiten muss ...
Wie war das doch noch? Ab 30 Grad Celsius nimmt die Gehirnleistung um 13 Prozent ab? Journalisten unserer Tageszeitung scheinen das im Selbstversuch getestet zu haben.
Weil - es ist ja so heiß in diesen Tagen.
Unsere Tageszeitung hat fast eine ganze Seite den Klimaanlagen-Einbauern Hannovers gewidmet, den kühlen Erfahrungen mit diesen Anlagen in Reihenhäusern und wie schwer Leute zu finden seien, die sich mit dem Einbau auskennen ... DAS neue Geschäftsmodell für Handwerker, fänden sie nur Angestellte, die für sie arbeiten mögen. (Was haben sie für diesen Artikel zahlen müssen?)
Der Verfasser des Artikels blendet dabei nur eines völlig aus: die Umweltschädlichkeit dieser Anlagen.
Erstens, die heiße Luft aus den Häusern muss ja irgendwo hin. Und so pusten die Anlagen sie auf die Straße. Und die Städte werden noch heißer, der Beton der Straßen heizt sich noch mehr auf und dann wird es hier so unerträglich wie in New York.
Zweitens, die gebräuchlichen (ca. 95 %) Kühlmittel sind umweltschädlich, sie bestehen aus teilfluorierten Kohlenwasserstoffen (einfach gesagt: Treibhausgasen). Sie befinden sich eigentlich in einem geschlossenen Kreislauf so wie beim Kühlschrank, aber bei Klimaanlagen ist dieser Kreislauf bei den vielen Schläuchen nicht immer so richtig dicht. Das Bundesumweltamt schreibt, die Verlustrate an Kühlmittel betrüge durchschnittlich 7 Prozent der Füllung. Klimaschädliche 7 Prozent. Und sie sollte man nicht einatmen - giftig. Es gibt auch andere Kühlmittel, aber die sind noch nicht genügend erprobt oder nicht effektiv genug.
Am uneffizientesten sind die kleinen rollbaren Klimageräte, deren heiße Luft durch einen Schlauch im gekippten Fenster ins Freie gepustet wird. Da kommt die heiße Luft gleich wieder daneben hinein. Und ja, auch die haben Kühlmittelverluste.
Drittens, so ein Gerät muss mit Strom betrieben werden und das kostet und verursacht CO2-Emissionen.
Und Viertens verursachen Anlagen, deren Kompressoren an den Außenwänden angebracht sind, Lärm. Wir haben lange gerätselt, was das für Geräusche sind - nachts - wenn alles schläft. Oh ja, Nachbarn hören das.
All das hat der Artikelschreiber hübsch unreflektiert gelassen. Beim Umweltbundesamt hätte er alles nachlesen können. Aber im Hauptteil der Zeitung, wie wurde da Greta bejubelt und die Schüler und ganz viel Kritisches über Klimawandel geschrieben.
Ich sage doch: 13 Prozent.
Mo
22
Jul
2019
Die Medien sind im Mondfieber. 50 Jahre nach dem großen Schritt für die Menschheit.
50 Jahre nach Amerikas erstem Schritt auf der Mondoberfläche. Die amerikanische Flagge haben sie dort in den Boden gerammt - allerdings ist sie beim Wieder-Abheben mit der Mondfähre einfach umgefallen.
Von überall schallt es uns entgegen: Apollo 11. Neil Armstrong - Buzz Aldrin - Michael Collins. Mondnostalgie. Das Deutsche Erste Fernsehen ARD hat auf seinem Kanälchen Alpha die abendliche Übertragung und die ganze Nachtsendung von damals noch einmal gebracht. Die Nachtsendung zur nächtlichen Originalzeit, oh ja. Und mit 50 Jahren Abstand muss ich ehrlich sagen, dass früher nicht alles besser war und medientechnischer Multimedia-Fortschritt mit Animationen und besseren Bildern nicht zu verachten ist. Und etwas Lockerheit vor der Kamera.
Damals: Alles Männer, alle im Anzug mit Krawatte, außer zweien im nachempfundenen Raumanzug mit Plexiglaskugel als Helmersatz auf dem Kopf, der Moderator stülpte sie dem schüchternen Raumfahrer-Studenten über, musste sie ihm aber gleich wieder abnehmen, sonst wäre der Ärmste wohl erstickt. Die Landefähre stand nachgebaut als Modellbau-XXL daneben und die Knöpfe durften auch alle gedrückt werden, zur Simulation der Dinge im All einschließlich des sich Hinausquetschens durch die kleine Luke der Fähre - und ein großer Ball, eine Mondnachbildung mit allen Maren und Kratern, stand daneben.
Vor 50 Jahren wurde ich von meinem Vater nachts um 2 Uhr wieder aus dem Bett geholt und aufs Sofa gesetzt. Wir waren gerade bei meiner Großmutter zu Besuch und die Erwachsenen saßen mit süßem Sekt, Likörchen, Salzbrezeln und Mettigel vor dem Fernseher und waren höllisch aufgeregt. Ich fand es langweilig und schlief auf dem Sofa wieder ein. Bis ich gerüttelt wurde: "Jetzt! Jetzt geht er auf den Mond!" Ja, und? Jules Verne war doch schon längst da und Peterchen auf Mondfahrt und Mecki und Jockel flog zum Blauen Stern. (Captain Kirk erkundete schon seit 1966 die unendlichen Weiten - in Deutschland allerdings erst ab 1972 - Raumpatrouille Orion durfte ich nicht schauen - beides zählte also noch nicht.)
Aber so habe ich den Schritt gesehen, den für die Menschheit.
Als ich mir die Wiederholung der Nachtsendung angesehen habe, wäre ich fast wieder eingeschlafen, aber wir haben es aufgezeichnet und können vorspulen (bis zu den 'deftigen' Stellen).
Die damalige Faszination war gigantisch, es ging aber auch um die Macht im All, darum den Russen eins auszuwischen (wie bekloppt), darum, dass ein Deutscher, dessen Vergangenheit erfolgreich von uns und den Amerikanern verdrängt wurde, ein Teil des Erfolgs war. Da war man schon ein bisschen stolz ...
Die Söhne Neil Armstrongs haben pünktlich zum Jubiläum Papas alten Koffer mit Apollo-Souvenirs wiedergefunden und vor ein paar Tagen den Inhalt versteigert. Das hat sich gelohnt. Sogar den
Kindheitsteddy ihres Vaters haben sie in die Versteigerung gegeben. Das hätte ich nie getan, hätte ihn aufbewahrt für kommende Generationen.
Und dann flogen sie mit den Apollos noch ein paarmal zum Mond, aber das war schon 'same procedure as every year' und nur noch halbe Aufregung - und dann nur noch in die Umlaufbahn der Erde und zur ISS. Hier arbeiten viele Länder zusammen, niemand muss sich mehr profilieren, seine 'Marke' setzen - oder doch? Trump will jetzt unbedingt zum Mars, schnell, noch während seiner von ihm fest erwarteten zweiten Amtszeit. Er macht Druck bei der NASA. Und ja, ich finde das gut. Wenn er selber die amerikanische Flagge auf den Mars pflanzt. Die Reise dorthin dauert etwa 15 Monate, 16 Monate Aufenthalt (wegen der elliptischen Bahn der Planeten, bis der Abstand wieder passt, damit die Reise möglichst kurz ist), 15 Monate zurück, das Risiko nicht zurückzukommen ist schön hoch (vor allem wenn aus Zeitmangel auf Sicherheitstests verzichtet wird) ... Besser als der Tower.
Noch einige hübsche Kleinigkeiten der Sendung auf Alpha:
Zuschauer konnten telefonisch Fragen an diverse Fachleute diverser Universitäten stellen (alles Männer, alle im Anzug mit Krawatte und alle müde, nur an den Telefonen saßen Frauen, ausschließlich Frauen, um die Fragen aufzuschreiben).
"Wie spät ist es auf dem Mond, wenn es hier 17.00 Uhr ist?" "Die Astronauten haben eigene Uhren mit." Dann kamen allerdings noch Erläuterungen zum Mondtag und dazu, dass die Zeit im Houston-Kontrollzentrum relevant sei.
"Wie lauten die Adressen der Astronauten?" "Derzeit Raumschiff, aber da stellt die Post nicht zu."
Die Sowjetunion hatte zur selben Zeit eine Luna-Sonde im Mondorbit (Luna sollte noch vor Apollo auf dem Mond landen, ist aber abgestürzt). Es gab eine Information an die NASA mit Daten zur Umlaufbahn Lunas, die aber von einer offiziellen russischen Veröffentlichung abwich. Und der Moderator fragte den live zugeschalteten Korrespondenten im Houston-Kontrollzentrum der NASA: "Was denken die Verantwortlichen bei der Nasa darüber?" "Nichts."
Die Apollokapsel umkreiste mit der angehängten Mondfähre den Mond, dann koppelte die Fähre ab und musste auf der der Erde abgewandten Mondseite ein Bremsmanöver durchführen, das war wegen des Mondschattens weder sicht- noch hörbar. Und der Moderator erklärte den Zuschauern: "Was vor 4 Minuten passiert ist, die Zündung der Bremstriebwerke, ist ja auf der Rückseite passiert. Aber nach dem bisherigen Verlauf des Unternehmens darf man mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit annehmen, dass das stattgefunden hat."
Und mit diesem denkwürdig schönen Spruch wenden wir uns wieder anderen Dingen zu.
Do
18
Jul
2019
Und da behaupte noch einer, der Mond habe keinen Einfluss auf uns und aufs Wetter. So wie pünktlich Anfang Juli mit Neumond die Kühles-Wetter-Phase begann, so wird es nun pünktlich mit Vollmond wieder warm. Blöd nur, wenn man in der Zwischenzeit geurlaubt hat ...
Die partielle Mondfinsternis, die MoFi der Medien (siehe 'Unwörter' in der Seitennavigation), allerdings hatte wettertechnisch keine Auswirkungen. Nur Schlechte-Laune-technisch, denn Hannover hatte eine geschlossene Wolkendecke und gesehen haben wir - NICHTS. Keinen Mond und keine Sterne. Und sind grummelnd ins Bett gegangen.
Unsere Ameisen im Garten haben den Vollmond und die einsetzende Wärme als Startschuss verstanden, jetzt in die Welt hinauszugehenfliegen und neue Länder zu kolonialisieren. Westward-Ho.
Nein, aus Westen kam der Wind, Ostward-Ho.
Auf unserem Rasen krabbelten hunderte von diesen geflügelten Ameisen. Sie krabbelten auf den Grashalmen und Stengeln des Lavendels, sie krabbelten so weit nach oben wie es ging. Und dann schwirrten sie davon. Der Westwind trug sie Richtung Osten in die Nachbargärten in ein gefährliches Leben. Die Meiseneltern flogen Loopings um einen guten Happen für den Nachwuchs zu erwischen.
Die Ameisenwelt ist eine weibliche Welt und jeder Ameisenstaat ist das Werk einer Ameisenkönigin (bei manchen Arten auch mehreren), deren Aufgabe es ist, Eier zu legen und für Nachwuchs zu sorgen. Der Nachwuchs besteht aus Arbeiterinnen-Ameisen, die weiblich, aber erheblich kleiner sind als die Königin und unfruchtbar und die alle Aufgaben, auch die Sorge um die Eier, übernehmen. Und aus Soldatinnen mit einem großen Kopf und großen Beißwerkzeugen, aber auch kleiner als die Königin.
Aus den Eiern schlüpfen auch junge Königinnen und männliche Ameisen. Beide tragen Flügel. Wenn sie ausgewachsen sind, verlassen Sie das Ameisennest hinaus in die aufregend weite Welt. Die Männchen mit der einzigen Aufgabe ihres kurzen Lebens, nämlich der, soviele Königinnen wie möglich zu begatten und dann zu sterben (meistens werden sie dann von den arbeitenden Verwandten gefressen). Die jungen Königinnen mit der Aufgabe so viel Samen wie möglich zu ergattern (poppen-poppen-poppen) und gut aufzuheben, denn er muss bis an ihr Lebensende reichen und das können schon mal 20 Jahre sein. Dann wird es Zeit, sich einem bestehenden Ameisenstaat anzuschließen oder selbst einen zu gründen, denn dann fallen die Flügel ab und die Ameisenwelt wird klein.
So
14
Jul
2019
Wart Ihr schon einmal in Köln? Bei Köln denkt jeder automatisch sofort und zuerst an den Kölner Dom. Oder?
Nur ich, wenn ich an Köln denke, nein, dann fällt mir nicht die Fußballmannschaft ein, (dass die jetzt in der ersten Liga spielt und dass der Gewinn des Kollegen-Tippspiels meines Mannes in einem Besuch eines der Kölnspiele besteht und dass das für einen Hannoveraner eher eine Strafe ist und deshalb in der nächsten Saison nicht mehr getippt wird), nein, mir fällt dann immer Kölns Jugendherberge ein.
Manche Jugenderlebnisse wird man nie los.
Es war in der 8. Klasse und wir machten Klassenfahrt. Auf den Spuren der Römer nach Köln.
Denn auch wenn dort am Rhein bereits in der Altsteinzeit Menschen lebten, so richtig schön und städtisch wurde es erst, als die Römer kurz vor Christi Geburt aus der germanischen Siedlung am Rhein eine Garnisonsstadt machten. "Die spinnen, die Römer." hätte Asterix gesagt, aber ohne Cäsars Gallienfeldzüge, bei denen er das Gebiet bis zum Rhein eroberte und Agrippas Neugier auf Gallien, wer weiß, ob es heute Köln gäbe?
Die Garnisonsstadt wurde bald zur römischen Kolonie, zur Colonia und schwups war für die Stadt der Name gefunden. Die Römer bauten so schicke Sachen wie eine Stadtmauer, Straßen, Wohn-, Verwaltungs- und Repräsentationsgebäude, Badehäuser, Wasserleitungen, Amphitheater und Tempel. Von diesen Dingen gibt es heute noch Überreste zu sehen und bei jeder neuen Baumaßnahme tauchen wieder einige auf.
Nach den Römern kamen die Franken, die Karolinger, die Ottonen, die Salier und die Staufer und irgendwann wurde Köln zur Freien Reichsstadt. (Und viel später kamen dann die Franzosen, die Preußen, die Republik und die Nazis - aber das ist eine andere Geschichte.)
Wir waren damals im Römisch-Germanischen Museum und bei jeder nur denkbaren Ausgrabungsstätte, wir waren aber auch im WDR-Funkhaus ("Wenn ihr später hier studiert und einen Job braucht, könnt ihr euch als Kabelträger für die Kameras bei den Aufzeichnungen bewerben ..." wurde bei der Führung geworben. Gibt es das heute überhaupt noch?), die Jungs waren beim Fußball (wo sonst?) und wir Mädchen im Kino: Bud Spencer und Terence Hill. Das war mein zweiter Kinobesuch überhaupt und es war toll und alleine deshalb hat Köln bei mir einen Pluspunkt.
Im Dom waren wir natürlich auch. Den großen weiten Blick vom Domturm habe ich mir damals verkniffen, meine Erlebnisse auf der Celler Kirche im Jahr davor waren mir noch zu gut im Gedächtnis.
Aber wenn man heute ein Seminar im KölnTriangle besucht, das ist ein Hochhaus gleich um die Ecke der Jugendherberge, dann hat man durch die Glasfronten auch eine gute Sicht auf Köln. Der Himmel allerdings war nur zeitweise blau.
Zurück zur Jugendherberge. Sie lag auf der "falschen" Rheinseite, dadurch hatten wir zwar einen guten Blick über den Rhein auf Altstadt und Dom, aber um durch eben diese Altstadt bummeln zu können mussten wir zuerst über die Deutzer Brücke hinüberlaufen. Nun, der Rhein ist breit und die Brücke ist lang und es war Sommer und neben uns sausten die Autos über den Asphalt, Abgase hüllten uns ein und der Schweiß lief und die Brücke wurde immer länger. Was so alles wieder in die Erinnerung kommt ...
Aber das, was mir so nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist, ist die damals strikte Trennung der Schlafräume (sechs Betten pro Zimmer) von Jungen und Mädchen in zwei streng abgeschotteten Gebäudetrakten. Abgeschlossene Türen. Der Ärger, den es gab, als eines Abends nach dem Abendbrot unsere Jungen in das Mädchenzimmer zu Besuch kamen. Verboten. Wir saßen auf den Bettkanten und quatschten. Und dann: Der Hausmeister und zwei eingeschüchterte Lehrer standen im Raum und warfen uns unsere Verfehlungen vor, die eigentlich nur aus Chips und Coke bestanden. Wir waren doch so harmlos damals. Rund um das Gebäude ließ der Hausmeister in der Nacht seine beiden Schäferhunde frei laufen, die jeden, der es wagen sollte, aus dem Fenster zu klettern, ... ja das überließ er dann der Phantasie. Dieses Gefühl der Ohnmacht gegenüber Unfairness und falschen Regeln, schlimm war das, ganz schlimm ... ach, Köln.
Do
11
Jul
2019
Wenn das Wetter im Sommer nicht ganz so wohlfühlsonnig ist - um ehrlich zu sein, ziemlich kalt, nachts im einstelligen Bereich und am Tage Strickjacken fordernd (wie gerade jetzt) - dann ist ein Kinobesuch doch mal etwas Nettes.
Anlässlich Mutter- und Vatertag waren Kinogutscheine ins Haus geflattert, der neue MenInBlack stand sowieso auf der Anschau-Wunschliste ... Also los.
Um es kurz zu machen: die Schlange beim Ticketschalter ging bis auf die Straße, weil nur eine Kasse (von vieren) besetzt war, die Schlange für das unausweichliche Popcorn (und Getränke und Nachos usw.) war noch länger und dauerte doppelt so lange und weil es alles nur im Erdgeschoß gab, hinterließen wir eine Popcornspur bis zum Kinosaal im 1. Stock. Wie Hänsel und Gretel. Der Ton war wieder viel zu laut eingestellt, sorgte aber dafür dass wir das Nacho-Gekrunsche der übrigen Kinobesucher (die zu 90 Prozent erst nach Beginn kamen, dann mussten alle wieder aufstehen und durchlassen und dann hatten sie vergessen aufs Klo zu gehen und mussten nochmal raus und dann kamen sie wieder und dann ...) nicht hören mussten, die Werbung war unsäglich dumm, die Trailer für vier-fünf-sechs Brutalo-Actionfilme schrecklich. Dann endlich: 115 Minuten Film
Mein erster, allererster Kinobesuch fiel mir ein. Wir wohnten auf dem niedersächsischen Dorf, die Bahnhofskneipe war mit der Zeit gegangen und hatte einen Kinosaal angebaut. Der Film hieß 'Fury', dafür wurden auf dem Schulhof Ermäßigungskarten verteilt. Fury kannte ich als Serie aus dem Fernsehen, Fury war ein schwarzer Hengst, der mit seinem jugendlichen Besitzer Abenteuer erlebte, die immer gut ausgingen. Ich bekniete meine Eltern, die die Geldausgabe überflüssig fanden, aber naja, gut, erste Reihe. Meine Mutter ging mit. Und dann saß ich kleine Erstklässlerin vor der großen Leinwand, alles war so groß, so laut, alles war ganz anders als im Fernsehen, war das wirklich Fury?, das Pferd wurde im Kinofilm verkauft und litt und ich litt mit. Ich heulte. Und dann wollte ich nur noch hinaus. Gut, dass wir ganz vorne saßen. Aber vor den Dorfbewohnern war das sehr, sehr peinlich. Und wir Dorfgespräch.
Es dauerte 7 Jahre, bis ich das zweite Mal ins Kino ging. Und dann liebte ich es.
Aber die Wucht der großen Bilder einer Kinoleinwand haut mich heute noch um ... vorausgesetzt der Film ist so gut, dass ich darin versinke.
Wie MenInBlack war? Ja, reingehen und abschalten, aber nicht darauf hoffen, dass der vierte Teil auch nur ansatzweise den Charme und Witz der ersten drei entfaltet. Aliens spielen nur eine Neben-, Äktschen die Hauptrolle und irgendwie ist alles sehr beliebig und kommt aus einer großen Actionfilmretorte.
Ist Euch schon mal aufgefallen, dass Actionhelden nie einen Koffer dabei haben, aber immer frische Sachen tragen und das Haar sitzt, offenbar kaum schlafen müssen und nicht duschen, nichts essen, nur selten trinken und nie aufs Klo gehen?
Ich dachte, gleich müsse Ethan Hunt um die Ecke kommen, aber dann kam nur Jerôme Boateng. Warum, wieso, weshalb, fragt mich nicht. Ich kann verstehen, dass Will Smith nicht mitmachen wollte. Der aufgewärmte weibliche 'Ghostbusters' hat auch nicht funktioniert.
Mo
08
Jul
2019
Endlich kam er auch nach Hannover, dieser feine Regen, der nur lange genug anhalten muss, damit er alles gründlich durchweicht. Die Böden, die Kerne in der Futterschale, uns Menschen. Mein Garten liebt ihn, denn er ist pflanzenschonend und wäscht allen Staub von den Blättern. Er schlich sich leise hinein, ohne Geprassel, ohne Gewitter (ich mag Gewitter nicht, vor allem in der Nacht nicht, dann sind die Blitze doppelt so grell wie sonst). Und dann nieselte es so vor sich hin.
Wir befinden uns in einer sehr verspäteten Schafskälte, der Kälte, die sonst im Juni vorbeischaut. Die ich sehr erholsam finde nach all der Hitze. Und wer weiß, was noch so kommt in den Hundstagen ab dem 23. Juli.
Was das notwendige Gießen im Garten angeht, dazu gibt es so viele verschiedene Ansichten wie es Gärtner gibt: nur Morgens, nur Abends, mittels Tröpfelschläuchen, lange und anhaltend, kurz und stark. Eine Profimeinung zum Thema hatte Anfang Juni der Gärtner im NDR3-Ratgeber zum Thema "Stauden als Bodendecker": "... wir lassen es alles schlappen bis offensichtlich alles durstig ist und dann kommt erst die Dusche. ... Wir warten bis die Pflanzen schlappen."
Laut Duden beschreibt Schlappen nicht nur langsam schlurfendes Gehen, zu große Schuhe und trinkende Tiere sondern auch schlaff herabhängende Pflanzen. Was für ein Wort ...
Schwebefliegen sehen zwar den Wespen ähnlich, sind aber harmlose Fliegen und äußerst nützlich. Sie selbst ernähren sich von Pollen und Nektar, ihre Larven aber sind große Blattlausvertilger.
Deshalb bin ich sehr froh, dass sie wieder im Garten aufgetaucht sind. Sie lieben nicht nur die Königskerzen und Margeriten, sondern auch besonders die kleinen Blüten meiner Australischen
Gänseblümchen. Dort stehen sie wie ein Kolibri schwirrend in der Luft und entscheiden sich dann für eine der Blüten. Nur Regen mögen sie nicht.
Fr
05
Jul
2019
Pünktlich mit dem Neumond am Dienstag ging die Temperatur auf frische 20 Grad Celsius zurück und ich in den Garten für die lange überfällige Gartenarbeit.
Die Rosenknospen wurden bei 36 Grad regelrecht gebacken und sitzen jetzt trocken an den Büschen, viele Stauden sind verblüht, das alles muss geschnitten werden. Für den zweiten Anlauf.
Der große Muskatellersalbei (Salvia sclarea) jedoch hat das Wetter genossen und ist in diesem heißen Juni sehr prächtig geworden. Diese Salbeiart liebt Sonne und Nacktschnecken lieben diese Pflanzen. Aber die Schnecken haben es in den letzten trockenen Wochen sehr, sehr schwer gehabt und so haben meine Pflanzen es bis zur Blüte geschafft.
Muskatellersalbei heißt so, weil früher mit den Salbeiblättern Wein gewürzt wurde. Die Blüten machen sich gut im Sommersalat, geben dort etwas Extrawürze und sind sehr dekorativ. Ich habe aber immer wieder erlebt, dass Gäste sie herausgesammelt haben, Blüten zu essen war ihnen doch zu exotisch. Deshalb lasse ich sie inzwischen lieber an der Pflanze.
Zum Entzücken der Insekten. Dieses Mal kam eine Holzbiene vorbei. Groß und imposant. Wow. Holzbienen sind die Gullivers unter unseren Bienenarten, lockere 2,5 cm groß, und eigentlich so hoch im Norden selten. Aber der letzte heiße Sommer scheint sie bis Hannover gelockt zu haben. Diese Bienen sind Einzelgänger, sie bauen ihre kleinen Nester in Totholz, manchmal auch in Hölzer von Zäunen oder an Häusern, weswegen in Trumpland dann der Kammerjäger kommt. Wie gut, dass in unserer Gartenecke die morschen Reste einer Eberesche liegen, dicht bewuchert von Efeu. Rein theoretisch könnten Holzbienen auch stechen, aber rein praktisch - tun sie es nicht. Warum auch, wenn man doch durch schiere Größe beeindrucken kann und alle auf Abstand bleiben.
Unser Holzbienchen war wie hypnotisiert von den Salbeiblüten. Und die wiederum nutzen den Bienenrücken zum Pollentransport und Bestäuben. Eine Hand wäscht die andere.
Muskatellersalbei ist zweijährig, d. h. er wird in einem Sommer an Ort und Stelle ausgesät und blüht erst im Sommer danach. Vorausgesetzt der Standort behagt ihm, vorausgesetzt der Winter ist nicht zu nass, vorausgesetzt die Schnecken ... Deshalb kauft Frau ihn vorgezogen im Gartencenter (in lila, in rosa, in weiß) und pflanzt ihn im Frühjahr aus. Wenn es ihm gefällt, samt er sich danach von selbst aus. Ich finde die zartlila Blüten am schönsten, sie passen gut zum Lavendel im Rosenbeet und erinnern mich an die Provence.
Mo
01
Jul
2019
Was? Hölle? Nein, ist es nicht.
Ja, es war in der letzten Woche mächtig warm geworden und kühlt sich gerade wieder etwas herunter, aber nein, es ist und war keine Hölle.
Der hannoversche Schützenausmarsch hat bei trockenen 33 Grad Celsius und einer von einem blauen Himmel strahlenden Sonne stattgefunden, es waren viele Fächer im Einsatz, Strohhüte ausverkauft und es wurde jede Menge Wasser getrunken, an die Zugteilnehmer gratis verteilt, zuletzt direkt aus dem Schlauch der Feuerwehr. Mehr als 12.000 Schwitzende (jung und alt, groß und klein, Pferde und Hunde) liefen/ritten/fuhren die 3,5 Kilometer lange Rundstrecke vom Neuen Rathaus durch die Innenstadt bis zum Schützenplatz. Und Hannover stand an dieser Strecke und fühlte sich. Bevorzugt im Schatten.
"The heat wave hell" stammt aus einem CNN-Artikel über das derzeitige europäische Wetter und darüber, wie tödlich unsere europäischen Innenstädte doch sind, wenn es richtig heiß wird. Darüber, wie viele Menschen davon sterben, wenn sich die Häuserschluchten aufheizen und noch mehr aufheizen, weil alle ihre Klimaanlagen anwerfen, die die heiße Luft nach außen pusten. CNN hat so viel darüber geschrieben, dass amerikanische Freunde beginnen, sich Sorgen um uns zu machen. 'Was denn, Ihr habt keine Aircondition?' CNN sagt, wir seien nicht vorbereitet auf die Hölle.
New York hat jährlich wiederkehrende Hitzewellen verbunden mit großer Schwüle und tropischen Nächten. 40 Grad Celsius sind nicht ungewöhnlich in den Häuserschluchten ohne ein Fitzelchen an Grün. Gerade in den USA sind Klimaanlagen erheblich verbreiteter als hier bei uns und heizen die Umgebung viel stärker auf, verbrauchen Energie, erzeugen CO2. Wie bereitet sich New York vor? Ich kenne hier kein Privathaus mit Klimaanlage, aber viele Büros in älteren Gebäuden in Hannovers Innenstadt ohne eine.
In Hannover wachsen überall Bäume, Betonschluchten gibt es nur ganz wenige. Wissenschaftler sagen, jeder große Baum leiste so viel Kühlung wie 10 Klimaanlagen. Hannover hat eine Baumschutz-Satzung, die es verbietet, einfach so Bäume zu fällen, wenn sie eine bestimmte Größe erreicht haben. Viele regen sich darüber auf, weil sie dann nicht mehr frei entscheiden können, was im Garten wächst. Aber ich finde es gut. Schließlich sind Bäume auch Lebewesen. Schließlich: je größer, desto mehr kühlen sie.
Und weil das Grün so schön beruhigt und die Farbe Blau so kühlt wirkt, sind hier noch einige Impressionen aus Hannovers Stadtpark, in dem es sich auch bei mehr als 30 Grad Celsius gut aushalten lässt.