September 2018
Sa
29
Sep
2018
Da hat der Herbst aber schon mächtig zugelangt. Nachts sind wir gerade knapp am Bodenfrost vorbeigeschrammt, gerade so. Denn der Wind hat auf Nord gedreht und ist sehr kalt geworden. Am Tage scheint zwar die Sonne vom blauen Himmel, aber so richtig hohe Temperaturen bekommt sie nicht mehr hin. Wir frösteln, unsere Meisen baden trotzdem hingebungsvoll.
Das kleine Windlicht hängt in meinem Olivenbäumchen auf der Terrasse. Als es nach einem Gewitterguss einmal so richtig voll mit Regenwasser gelaufen war, haben die Meisen es als Vogeltränke annektiert. Seitdem füllen wir es jeden Morgen mit frischem Leitungswasser und sie warten dann schon darauf. Eine nach der anderen kommt zum Trinken. Leitungswasser muss köstlich sein.
Mo
24
Sep
2018
Bisher hatte er zwar zögernd seine Vorboten geschickt, aber ernst genommen haben wir sie eigentlich nicht. Schließlich waren in der letzten Woche noch fast 30 Grad Celsius und Sonne. Aber nun, pünktlich zum offiziellen Herbstbeginn, ist er hier und wir sitzen bei Dauerregen und kalten 12 Grad. Und die Heizung läuft. Herbst. Ohne Zweifel.
Für die diversen Wochenend-Outdooraktivitäten in unserem schönen Hannover war dieses Wetter ganz und gar nicht förderlich. Im Herrenhäusener Georgengarten rund um den Leipniztempel war von Freitag bis Sonntag Herbstfestival, eigentlich eine wunderbare Veranstaltung zum Bummeln und Gucken, aber am ersten Tag war Sturm und am letzten Dauerregen. Die ganzen schönen Kürbisse und Dekoartikel verschwanden hinter den Regenschirmen der die Pfützen umrundenden Besucher.
Auch hier in unserem beschaulichen Bothfeld war am Samstag der jährliche Herbstmarkt. Wir hatten Glück mit dem Wetter. Nicht zu viel Regen. Es war voll, natürlich, denn auf den Bühnen traten wie immer die Sportverein-, Schul- und sonstwie organisierten Kinder auf und die Familien hätten das um keinen Preis verpasst.
Aber am Sonntag beim Kunsthandwerker-Jazz-Verkaufsoffen-Fest ... Da fehlte das Glück mit dem Wetter oder Petrus hatte einfach keine Lust auf Jazz, denn es regnete und regnete und regnete. Ich fand das sehr ungerecht gegenüber den Kunsthandwerkern, schließlich ist ihnen dieser Tag bereits im letzten Jahr im Wasser ersoffen. Und nun wieder.
Als wir am frühen Nachmittag mit Regenjacke, Schirm und Gummistiefeln die Runde machten, packten die ersten schon ein.
Und es war wie im letzten Jahr: Da, wo die Kunst war, hatten die Geschäfte zu. Da, wo die Geschäfte offen waren, war keine Kunst. Diesmal gar keine. Null.
Ein Teddybär saß einsam in einem der Schaufenster, ein Sitzenbleiber vom letzten Jahr, und schaute traurig in den Regen. Wenigstens war er im Trockenen.
Sa
22
Sep
2018
Ich hatte sie ganz lange im Portemonnaie, als Erinnerung. Jetzt habe ich sie weggeworfen: Meine Ehrenamtskarte der Stadt Hannover. Man bekommt sie für sein soziales Gewissen, also wenn man ehrenamtlich arbeitet und zwar nicht nur so ein bisschen, sondern mindestens an 5 Stunden in der Woche und seit mindestens schon 3 Jahren und das auch noch mindestens 5 Jahre lang vor hat. Und wenn man seinen Vereinsvorstand davon überzeugen kann - also vorrechnen kann, dass man auch würdig ist. Dann darf man die Karte beantragen und bekommt mit ihr 3 Jahre lang Preisnachlässe und Rabatte in diversen Bädern, Museen, Bibliotheken und Theatern. Vorausgesetzt, man hat neben Job, Familie und Ehrenamt überhaupt noch Zeit für diese Dinge. Ich gehörte damals zu den auserwählten Hannoveranern, die die Karte persönlich vom Bürgermeister im Rathaus überreicht bekamen und hinterher warmen Sekt und lasche Häppchen. Ich wollte meinen Mann mitnehmen, zwecks fotografischer Dokumentation, aber das brachte die Organisatoren in Unruhe, wenn das jeder täte ..., dann reichten ja die Häppchen nicht ... Und ich wäre dann gerne mit dem Schrägaufzug in die Rathauskuppel gefahren, aber dafür gab es keine Vergünstigung seitens der Stadt Hannover.
Aber ich will nicht zu viel meckern, denn ich durfte an ganz speziellen Ehrenamtskartenbesitzer-Gewinnspielen teilnehmen und habe zweimal Karten für Hannover96-Spiele gewonnen.
Das ist so eine Sache mit dem sozialen Gewissen. Natürlich hängt es mit den eigenen Lebensumständen zusammen, die einen mit Dingen in Berührung bringen. Mein Vater sagte dazu: "Wenn du willst, dass sich etwas verändert, musst du selbst etwas tun."
Als unsere Kinder in einen Waldorfkindergarten gingen, war das ganz selbstverständlich, das "selbertun", sich einbringen. Das machten - fast - alle und für unsere Kinder war es Teil ihrer Kindergartenzeit und für uns wertvolle Erfahrung.
Dann kamen die staatlichen Schulen und mit ihnen freiwillige ehrenamtliche Tätigkeit in Elternvertretungen, als Lesemutti, in Fördervereinen. Aber auf einmal war das nicht mehr selbstverständlich, sondern höchst verdächtig und wenn andere Kinder fragten, warum die Mutter ihre Nase denn in alles stecken müsse, dann war klar, wie an den Abendbrottischen der Schuleltern ehrenamtliches Engagement gewertet wurde.
"Hat sie denn nichts Besseres zu tun?" "Arbeitet sie eigentlich auch etwas?" bis hin zur Vermutung, das Ehrenamt sei bezahlter Minijob. "Warum machen Sie das denn sonst?" In den Augen anderer Eltern war Engagement, das über Brötchenschmieren und Ausflügebegleiten hinausging, höchst suspekt und höchstens damit zu rechtfertigen, Informationsvorsprünge und Vorteile für das eigene Kind zu ergattern. Es war auch ein Problem mit den Lehrern, die ja grundsätzlich das Brötchenschmieren und so weiter gut fanden, ja, nur so lange man nicht fragte warum und wieso, denn sie empfanden sich nicht nur als Autorität vor den Schülern, auch als solche vor den Eltern. Es war ein Problem vor allem mit den Lehrern mit "Manko", die eine Nähe zur Schulleitung sahen, die ihnen gefährlich werden konnte und die das spüren ließen. Eltern und Kinder. Und ja, mein Sohn hat eine Biologie-Hausarbeit schreiben müssen, weil ich mich über massiven Stundenausfall seines Lehrers beschwert habe, ein Lehrer, der inzwischen ins Ministerium befördert wurde ...
Als unsere Kinder von der Schule ins Leben gegangen waren und wir noch einmal zum Weihnachtskonzert fuhren, war die Frage "Was willst du denn noch hier? Deine Kinder sind doch fertig!"
Da habe ich beschlossen, dass es mir reicht mit den Ehrenämtern. Dass ich nicht mehr belächelt werden möchte, nicht mehr für Interessen anderer ausgenutzt, dass ich mich nicht mehr verteidigen will, weil ich mich verantwortlich mache. Wir Frauen neigen dazu uns verantwortlich zu fühlen und das ist gefährlich. Und ich habe für mich einen Stopp gesetzt.
Aber jedesmal, wenn unsere Politiker nach ehrenamtlichem Engagement rufen und dass der Staat nur damit funktioniere und wenn in Zeitungen besorgt festgestellt wird, dass auf dem Land die Vereine ausstürben, weil sie keiner mehr führen wolle, weil damit keine gesellschaftliche Anerkennung mehr verbunden sei ... dann fällt mir all das wieder ein.
Do
20
Sep
2018
Ex-Wirbelsturm Helene beschert uns einen wunderbaren Altweibersommer. Die Luft ist klar, der Himmel blau und das Thermometer kratzt am Tage an der 30 Grad Marke. In die Farben ist ein warmer Orangeton hinein geschlichen, die Pappeln am Mittellandkanal färben ihre Blätter gelb und auch die große Stieleiche in unserer Straße wirft erste Blätter auf unseren Rasen.
Wir genießen noch einmal Sonne und Gartenliege - und natürlich Grillen. Und finden diese Tage ganz, ganz wunderbar.
Und trotzdem, ich hätte es gern mehr herbstlich. Vielleicht habe ich deswegen bei der letzten Shoppingtour die Beherrschung verloren und Halloween-Windlichter gekauft, einen Keramik-Dekokürbis, Plastikskelette zum Aufhängen, ein Skelett mit Solarzelle, das in der Sonne mit Hüftschwung twistet, kleine Totenköpfe und - eine Gespensterlichterkette, bei der die Gespensterchen ihre Farbe wechseln. All das wartet nun auf den großen Auftritt.
Wie die familiäre Reaktion war? Na ja, nicht gerade euphorisch - aber sie können sich bis Halloween ja noch dran gewöhnen.
Mo
17
Sep
2018
Der Oleander fühlt sich in diesem Jahr bei uns ganz besonders wohl.
Er blüht seit Juni ununterbrochen und duftet herrlich zart nach Honig. Ich habe ihn neben unseren Frühstückstisch auf der Terrasse gestellt und so ist es fast wie in der Provence.
Im letzten Jahr, in Kälte und Dauerregen, mochte der große Busch so überhaupt nicht blühen. Aber heuer holt er alles nach.
Do
13
Sep
2018
Grauer Himmel - und der Regen prasselt gegen meine frisch geputzten Fensterscheiben. Das sind wir schon gar nicht mehr gewohnt und dabei ist das doch eigentlich ein ganz normales Wetter für den September. Und nach diesem langen, langen Sommer genießen wir es regelrecht. Kälte. Mal etwas anderes anziehen als nur dünne Shirts. Der Strickjacke, die immer in der Garderobe hängt, den Staub abschütteln.
Allerdings sind für nächste Woche wieder Sonne pur und 28 Grad Celsius angesagt. Wie bitte sollen wir so in herbstliche Stimmung kommen? Auf unseren Treppenstufen zum 1. Stock liegen schon Kürbisse bereit, warten auf ihren Auftritt. Der Kaufmann unseres Vertrauens hatte sie im Sonderangebot und ich konnte nicht widerstehen. Auch wenn sie klein sind, begründet durch den fehlenden Regen. Und die erste große Chrysantheme blüht auf der Terrasse, Konkurrenz zu letzten Rosen und Geranien.
Ich hätte auch Schokolade kaufen sollen. Erstens weil heute der Internationale Tag der Schokolade ist und das gebührend gefeiert werden muss.
Es ist auch, in Amerika zumindest, der Tag des Glückskekses, man könnte ja abwechselnd ... oder die Kekse in Schokolade tauchen ...
Und weil zweitens sie so schön tröstet, wenn wir uns grade mal wieder aufregen über das politische Geschehen. Über das hier in Hannover, das der Welt am Sonntag eine ganze Seite wert war. Über das in Sachsen, wo mal klare Kante gegen Rechtsnazis und Alle, die vergessen, dass wir in einem Rechtsstaat leben, gezeigt werden sollte und nicht nur Bewährungsstrafen verhängt.
Über das in Berlin, wo die Nazis ruhig mal öfter den Plenarsaal verlassen sollten, vielleicht für immer?, und wo wir keinen Bundesverfassungsschutzpräsidenten gebrauchen können, dem auch nur der Hauch einer rechten Sympathie anhaftet.
Oh, heute ist ja auch der Positive-Thinking-Day ... Positives Denken ... Ob ich das schaffe? Ich glaube, ich brauche viel Schokolade.
So
09
Sep
2018
Ja, es wird eindeutig Herbst. Wenn ich abends in der Dämmerung im Schein unserer Eingangslampe vor unserer Haustür stehe kommt das Fledermauspärchen angeflattert. Auf der Suche nach Spinnen und Nachtfaltern umkreisen sie mich, so schnell, dass ich nur ihre Umrisse sehen kann. Und leider nicht, welche Fledermausart es ist. Sie sind ganz schön fix, unsere Nachtsegler.
Und die Spinnen sind da. Habt Ihr das Fußballspiel unserer WM-Looser gegen Weltmeister Frankreich gesehen? Es war besser als befürchtet, allerdings am interessantesten war die Spinne, die in der zweiten Halbzeit in der linken Bildhälfte vor der Kamera herumkrabbelte, kurz weg war, wieder auftauchte und dann über den rechten Bildrand verschwand. Keine Ahnung, was die Fußballer in der Zeit so getan haben, wo der Ball war, ach ja, Tore gab es sowieso nicht. Die Spinne war der Star des Abends.
Die große schwarze Spinne, handtellergroß, die spätabends in unserer Küchenspüle saß und uns böse anfunkelte, war das ganz und gar nicht.
Fr
07
Sep
2018
Meine Marmelade ist gekocht und einige Gläser haben bereits Beine bekommen und sind in die Haushalte unserer Kinder gewandert. Und ich habe angesichts meines gut gefüllten Vorratsregals gedacht, Fremde könnten meinen, wir ernährten uns nur von Marmelade ...
Dem ist aber nicht so. Denn Frühstücksbrötchen und Marmelade gibt es nur am Wochenende. In der Woche besteht das Frühstück aus Frischkornmüsli. Was das ist?
Für Frischkornmüsli (was so viel besser klingt als Frischkornbrei) schroten wir am Vorabend mit der Getreidemühle ein Schälchen voll Sechskorn-Getreide. Schroten bedeutet, dass kein feines Mehl gemahlen wird, sondern die Getreidestückchen gröber bleiben. Und Sechskorngetreide ist eine Mischung aus keimfähigen Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Buchweizen und Hirse und es gibt sie in Reformhaus und Naturkostläden. Über das Schrot kommt soviel Wasser, dass es gerade so bedeckt ist, und das Ganze dann bis zum Morgen in den Kühlschrank.
Am Morgen hat das Getreide das Wasser aufgesogen und ist weich geworden. Wie weich, ist persönlicher Geschmack und die nötige Wassermenge muss man ausprobieren.
Jeder nimmt sich seine Portion und verfeinert. Das dauert keine 5 Minuten. Geriebener Apfel macht es schön fluffig - oder Apfelmus, für den, der wie ich keine rohen Äpfel essen kann. Etwas Sahne, flüssig oder geschlagen. Oder Yoghurt. Oder beides. Alles an Beeren und kleingeschnittenem Obst, was man mag. Birne und Banane bringen Süße hinein und machen Zucker oder Honig überflüssig. Oben drüber gehobelte Mandeln, geröstete Sonnenblumen- oder Kürbiskerne oder Nüsse. Ein Hauch Zimt.
Das ist der Kickstarter für den Tag, er macht satt bis mindestens zum Mittag und gibt jede Menge Energie.
Frischkornmüsli gibt es bei uns seit den 1980er-Jahren. Damals wohnten wir in Göttingen, die innerdeutsche Grenze war nicht weit und bei Ostwind konnten wir die DDR-Kohleöfen riechen. Erschreckend viele Bekannte hatten Schilddrüsen- oder Hautprobleme, das kannten wir vorher nicht so. Über einen betroffenen Freund kamen die Publikationen Dr. Brukers zu uns und mit ihnen Vollwerternährung und das Frischkornmüsli. Und wir stellten fest: es tut uns gut! Dr. Bruker war damals hoch umstritten und wurde angefeindet und vor Gericht gezerrt, von der Schulmedizin, den Nahrungsmittelkonzernen und der DGE, der Zuckerindustrie, vor allem der Zuckerindustrie. Frischkornmüsli war angeblich giftig, weil sich im eingeweichten Getreide über Nacht - schwups - Schimmelpilze ansiedeln würden. Und wegen Gluten, böse, böse Gluten. (Maximal 1 % der Deutschen soll eine Glutenunverträglichkeit haben, aber es ist Mode und die Industrie macht Umsatz.)
Und heute titelt meine Fernsehzeitung "Die Fit-Formel für den Teller" und bildet Rohkost und Obst ab und schreibt "80 % der häufigsten Krankheiten gelten als ernährungsbedingt" und "50 % der täglichen Ernährung sollten aus Gemüse und Obst bestehen". Und Zucker ist plötzlich ganz hochoffiziell böse und SPAR-Österreich bringt eigene zuckerarme Produkte an die Kunden. Dr. Bruker erlebt das nicht mehr, aber seine Gesellschaft für Gesundheitsberatung GGB sollte vielleicht das Copyright für diese Dinge einfordern.
So
02
Sep
2018
Ich kann es eigentlich nicht glauben: September. Schon. Die Monate sind geflogen, einfach weggeflogen. Und nun ist der September da, das Jahr zu zwei Dritteln vorbei und der Herbst klopft an. Unsere Äpfel wollen geerntet werden. Das heißt, eigentlich ist die Ernte durch die Wespenbande und pickende Vögel schon in vollem Gange. Aber wir möchten ja auch einige Äpfel für uns, also heißt es in die Bäume klettern.
Und ich habe Weintrauben geschenkt bekommen. Sie sind zuckersüß, haben aber dicke Kerne, jedes kleine Träubchen zwei, und eine feste Schale.
Und deshalb koche ich Marmelade aus ihnen. Meine Helferlein sind eifrig dabei.
Ich dämpfe sie in etwas Weißwein weich und streiche sie dann durch ein Haarsieb. Kerne und Schalen landen im Abfall, die Traubenmousse wird mit dem Saft einer Limette und etwas gemahlener Vanille vermischt, dazu kommt dreizueins-Gelierzucker, das Ganze wird 4 Minuten sprudelnd gekocht und fertig ist die Marmelade. Klingt einfach und schnell? Ja, aber bei 8 Kilo Trauben ist "schnell" eine sehr relative Aussage.