Der Große Garten in Herrenhausen macht sich in diesem Jahr extra fein, denn - tamtadatam - er hat Geburtstag. Hoch dem Jubilar. Im Jahr 1966 hat Hannover seinen 300sten Geburtstag gefeiert. Heuer feiern wir seinen 350sten Geburtstag.
Upps, werdet Ihr sagen und nachrechnen, da passt doch was nicht ... Wir könnten nun vermuten, dass Hannover im Jahr 2016 einfach etwas verpasst hat. Aber nein, sagt die Stadt, nicht doch. Sie haben eine Historikerin forschen lassen, so richtig gründlich, und dabei ist herausgekommen, dass der Große Garten eben noch nicht 1666, sondern erst 1675 gegründet wurde. Und deshalb feiern wir nun im Jahre 2025 die 350 Jahre.
Im Fokus der ersten Monate stehen die Zitrusbäumchen der Herrenhäuser Gärten. Noch sind sie im Winterquartier, später sollen sie wie immer vor dem Galeriegebäude rund um den Neptunbrunnen stehen, allerdings wieder so präsentiert wie damals - vor 350 Jahren. Dafür wird derzeit noch gebaggert und gegraben und abgesperrt. Wir sind sehr gespannt, wann das fertig wird.
Bis Anfang April gibt es nun erst einmal eine Ausstellung in der Orangerie: "Gärten aus Meisterhand", in der die Atmosphäre des Hauses während der Überwinterung der Zitrusbäumchen im 17ten Jahrhundert eingefangen und dem geneigten Herrenhausen-Fan nahe gebracht werden soll. Der Eintritt ist im Gartenobolus enthalten, was heißt, dass ich mit meiner Jahreskarte hinein gehen kann, heraus gehen kann, wieder rein, wieder raus. Security-Leute passen auf und sind manchmal etwas übereifrig mit der Eintrittskarte ... Hei, im Ernst? Ich habe eine Jahreskarte und sie haben sie nun schon dreimal gesehen!
Mit der Ausstellung hat sich jemand viel, viel Mühe gemacht: Texte zusammengesucht und geschrieben, alte Stiche und Zeichnungen und Fotos - und auch moderne - ausgesucht und wunderbare Informationstafeln zusammengestellt. Die Ausstellung besteht aus vielen Stellwänden und viel zu Lesen über die Geschichte der Orangerie und der Kübelpflanzenpflege, es gibt einen alten Wagen, alte Beförderungsmittel für Kübelpflanzen, alte und neue Kübel, eine Handvoll große Zitrusbäumchen mit Fruchtbesatz, ein paar große Pflanzen und zwei, drei große Palmen. Also richtig groß. Bis zur Decke. (Meine Palme reicht mittlerweile auch bis zu Decke, aber wir müssen noch an der Deckenhöhe arbeiten.)
Mein Problem war die Fülle der Stellwände. Um alles genau durchzulesen, hätte ich viel mehr Zeit vor ihnen zubringen müssen als ich hatte. Auch die Überwinterungsquartier-Atmosphäre kam bei mir nicht so recht an, wegen der vielen Stellwände und weil Bühne und Bestuhlung für die geplanten Vorträge zuviel Platz einnahm, und weil es zuwenig Pflanzen und Anfassbares gab.
Wer in die Orangerie hinein geht steht als erstes im Shop, in den Shop zu gehen ist noch umsonst. Dort gibt es alles rund um Zitronen und Orangen, Limetten und Pomeranzen, es gibt Bücher, Geschirrtücher, Seife. Was es nicht gibt ist eine Begleitschrift zur Ausstellung. Ich hätte so gerne zu Hause auf dem Sofa noch einmal Texte gelesen und Bilder geschaut. Warum nicht?
Und es gibt Zitrusbäumchen zu kaufen, kleine Pflanzen und etwas größere Hochstämmchen. Das Gute: die Sorten sind ganz genau beschildert und beschrieben, das Schlechte: 50 Euronen pro Topf, 70 Euronen pro kleines Hochstämmchen. Ein Schnäppchen ist das nicht.
Typisch Hannover. Gerade ist der Eintrittspreis für das Sprengel-Museum verdoppelt worden, gerade haben wir die Jahresrechnung der Friedhofsgärtner bekommen. Plus 15 Prozent.