Die alten Griechen beschäftigten für Vorhersagen auf professioneller Prophezeiungsbasis spezielles (weibliches) Personal: am prominentesten (und teuersten) die Sibyllen und die Pythia in Delphi, aber auch weitere Frauen. Schließlich sollte sich jeder Grieche und jede Griechin seine Prophezeiung leisten können. Die griechisch-affinen Etrusker übernahmen das Konzept der Zukunftsdeutung und von ihnen übernahmen es dann die alten Römer.
In unserer heutigen Zeit dürfen auch die Männer ran, ist das Vorhersagen massenkompatibel und umsonst. Fast. Wir bezahlen mit Zeitungsabo und Internetnutzung und GEZ-Gebühren und - Ängsten. Denn die Vorhersagen machen immer Angst. Nie heißt es "alles wird gut". Alles ist immer noch schlimmer und noch schrecklicher, das Klima, die Weltpolitik, selbst das Wetter.
Zugegeben, ab und zu ist es wirklich schrecklich, die letzte Nacht zum Beispiel war absolut schrecklich. Es war am Tage viel zu warm, viel zu schwül gewesen und in der Nacht kamen die Unwetterfronten, gleich zwei, von Frankreich gezogen. Ich mag Gewitter im Dunkeln gar nicht. Und es blitzte ohne Unterlass, der Donner ließ die Fensterscheiben zittern, es schüttete ganze Wasserfälle auf uns, Hagel, Wassermassen, im Viertel um die Ecke brannte ein Haus.
Ich sagte: "Der Siebenschläfer ist schuld." Denn am Donnerstag, 27ter Juni und Siebenschläfer, hatten wir auch Hitze, Schwüle, Starkregen, Gewitter gehabt, die Stadt hatte die Parks geschlossen und in unserem Garten war ein Teich entstanden. Soll dieses Siebenschläfertag-Wetter nun sieben Wochen anhalten?
Kurz bevor die zweite Unwetterfront über uns hereinbrach hörten wir den Fanfarenzug der hiesigen Schützen, vielleicht holten sie jemand von zu Hause ab, vielleicht waren sie schon auf dem Weg zum Schützenausmarsch-Sammelplatz, morgens um halb vier. Und dann rumste der Donner und es blitzte und blitzte und blitzte und Wassermassen prasselten gegen die Scheiben. Ich zog die Bettdecke über den Kopf und war froh kein Schützenvereinsmitglied zu sein.
Dann heute war der große Schützenausmarsch für das hannoversche Schützenfest, vom Fernsehen erneut übertragen, aber die beiden Moderatoren saßen im hannoverschen Funkhaus und nicht an der Ausmarsch-Strecke und sinnierten über hannoverschen Regen. Alle, die am Ausmarsch teilnahmen, taten dies im Dauerregen und mit unzähligen Regenschirmen, nur die Moderatoren wurden nicht ein Fitzelchen nass.
Fußballerisch dagegen war es schöner Samstag. Erst gewann 'Hopp-Schwyz' und warf lustlose Italiener hinaus und dann gewann 'Schland'. Oh Schland, oh Schland. Das Daumendrücken geht weiter. Und dann hoffentlich ohne so eine Unwetterunterbrechung.