Zur Samstagsausgabe unserer Tageszeitung gehört eine Sonntagsbeilage. Schon immer. Früher, ganz früher, übrigens mit Kinderseite, die ich geliebt habe. Heute mit zwei festen Glossen und Interviews und ab und an mal mit einem Thema, das sich durch die acht Seiten zieht. Ganz aktuell also Fußball, damit wir schon mal angefixt werden, wenn die Europameisterschaft in einer Woche losgeht. In diesem Jahr ohne die kleinen Ottifanten, ich muss unbedingt die von vor 4 Jahren suchen gehen, vielleicht .... Die seltsamen langweiligen Playmobil-Figuren, die Edeka für teures Geld für die EM anbietet, sind jedenfalls kein Ersatz.
Vor einer Woche stand die Sonntagsbeilage noch ganz im Zeichen von Franz Kafka: "Generation Kafka", "Die vielen Seiten des Franz K.", "Die Angst des Ostens vor Kafka". Was man alles so schreibt zum 100sten Todestag eines Schriftstellers, der meiner Erinnerung nach bestimmt hatte, dass nach seinem Tod alles Geschriebene von ihm verbrannt werden sollte. Ach hätten sie doch nur. Ich musste ihn für mein Abitur lesen und fand ihn grauenhaft. Damals hatte ich ganz konkret mein Alltagsleben zu bewältigen und für die dunkel-depressiven Gedankenwindungen eines Kafka überhaupt keinen Zugang. Seine Werke sind für mich Alpträumen gleich, schrecklich. Aber er ist IN. Im Fernsehen laufen Filme zu und über Kafka, die Zeitungen schreiben über ihn, nicht nur unsere Tageszeitung, oh nein, viele Blogger lesen auf einmal Kafka und behaupten, er sei ja soo zeitgemäß und modern. Nein, danke.