Früher einmal wurde Pfingsten noch viel intensiver und länger gefeiert, einige Bräuche haben sich erhalten, Bräuche, die gleichzeitig den Frühling feiern: das frische Birkengrün an den Türen, die Kühe, die das erste Mal auf die Weiden getrieben werden, die Pfingstochsen. Nach und nach reduzierte sich Pfingsten auf zwei willkommene freie Tage, deren Sinn den meisten nicht klar ist.
Die meisten Leute, auch wenn sie Christen sind, gehen Pfingsten nicht in die christlichen Kirchen, es gibt ja genug Alternativen. In unserem Fall war es das Pferderennen auf der Neuen Bult in Langenhagen.
Es war der Renntag unter der Schirmherrschaft der Hannoverschen Volksbanken, die hatten Preise gestiftet und die Rennen nach sich benannt, die hatten auch die Handball-Recken mitgebracht und auch die hatten ein Rennen nach sich benannt - und sie alle hatten Freikarten verteilt und es war voll. Um 12 Uhr öffneten die Tore, wir fuhren für die 15 Minuten Strecke um 11 Uhr los, stauten mit all den anderen und kamen irgendwann tatsächlich an. Die Sonne schien kräftig.
Wir saßen mit der Familienjugend unterm großen Tribünendach. Zwischendurch ein Abstecher zum Wettschalter, Einsatz ein Euro - vielleicht auch mal drei, das wollten wir wagen. Im ersten Rennen stolperte "unser" Pferd gleich nach dem Start, der Jockey fiel herunter, das Pferd lief reiterlos als Zweites ein. Gewertet wurde das nicht. Wir zerrissen den Wettschein.
Im zweiten Rennen saß der Jockey wieder auf einem der Pferde, ich sagte "Lass auf den wetten, der will jetzt bestimmt gewinnen, nach dem Purzler." Ich wurde überstimmt. Das Pferd mit eben diesem Jockey gewann. Wir zerrissen den Wettschein. Im dritten Rennen, tatsächlich, hatte der beste-Ehemann-forever auf das Siegpferd gesetzt und holte sich 10 Euronen ab.
Im vierten Rennen startete Charlie Brown. Ich sagte "Den kenn ich vom letzten Jahr. Nein, ich war nicht hier, ich habe in der Zeitung über ihn gelesen. Lass uns wetten." Ich wurde überstimmt. Charlie Brown gewann. Ich hätte für einen Euro 6,50 Euronen bekommen. Ich hätte auch den Gewinn aus Rennen drei setzen können. Hätte. Wir zerrissen den Wettschein.
Wir bummelten über das Gelände, es gab viel zu Essen und zu Trinken und überall lange Schlangen. Wir bestaunten im Führring die Pferde ganz nah und überlegten, ob wir wohl auch in die Hüpfburg könnten ... Das Publikum war gemischt. Von schick-schick bis ... so gar nicht. Kleider, die an den Sylter Strand gepasst hätten, schulterfrei, Anzüge und Fliege, das meiste aber Jeans und T-Shirt. An den Tischen gegenüber der Wettschalter saßen ausnahmslos Männer Ü-65 und fachsimpelten. Rennen als Wissenschaft. Und dann fuhren wir einfach wieder heim und ließen die Pferde rennen und wir saßen im Garten und aßen Eis. Und das war Pfingsten.