Die ersten Märztage brachten uns Sonnenschein, kalte Nächte und heute Nebel. Oh ist der kalt. Bei den Eichhörnchen brach eine emsige Verbuddel-die-Nuss-Tätigkeit aus, Eichhörnchen sind vorsichtig und haben gerne einen Vorrat für kalte Tage. Oder ahnen sie einen bevorstehenden späten Wintereinbruch im März? Im letzten Jahr hatten wir Minus6Grad-kalte Nächte im März ...
Der Nebel hatte Regen im Gepäck. Wieder Regen. Ich fröstelte und beschloss: "Keine Gartenarbeit."
Dafür an den Computer: Die Nachrichten sind seit Tagen voll von etwas, von dem ich dachte, es sei schon lange abgeschlossen: RAF, Rote Armee Fraktion. Seit nach 30 Jahren Flucht eine Terroristin der 'dritten Generation' gefasst wurde und nun die Fahndung nach zwei noch flüchtigen Terroristen auf Hochtouren läuft, seitdem. 'Dritte Generation' impliziert Eltern-Kinder-Enkel, aber bei Terroristen ist das nur eine Verwandtschaft im Verbrechen und altersmäßig kaum ein Unterschied. Die Baader-Meinhof-Bande, so der damals übliche Sprachgebrauch, ploppte in den 1970er Jahren auf und mordete sich terroristisch durch Deutschland. Die Politik reagierte entsetzt. Der 'Radikalenerlass' schloss alles zu linke vom Staatsdienst aus, Kommunist wurde zum Schimpfwort, Gesinnungsprüfungen wurden durchgeführt. Lehrer, die eher links verortet waren, wurden schräg angesehen, dabei waren sie uns Schülern viel lieber als die ewig rechten, übriggebliebenen.
An den Bahnhöfen hingen neben Ankunft- und Abfahrtzeiten und der Reisewerbung die Fahndungsplakate. Jedesmal, wenn ich in unser kleines dörfliches Bahnhofsgebäude ging (nicht einfach so, denn es 'roch', aber wegen Fahrkarten oder weil es draußen zu kalt oder nass war) schauten mich die deutschen Terroristen an. 'Anarchistische Gewalttäter' stand darüber. Ob ich wohl jemand davon im Alltag erkannt hätte? So abwegig ist die Überlegung nicht. Ulrike Meinhof wurde 1972 unweit von hier in Langenhagen verhaftet, angeblich sah sie ihrem Fahndungsfoto nicht mehr ähnlich. Und im Ihme-Zentrum gab es eine konspirative (was für ein Wort) Wohnung.
1977 spitzten sich die Ereignisse um die RAF zu, so viele Morde, Entführungen, Geiselnahmen. Das meiste ging damals nachrichtentechnisch an mir vorbei, 1977 starb mein Vater und das war die bestimmende Tragödie meines jungen Lebens in diesem Jahr. Aber an die Entführung des Flugzeuges 'Landshut' nach Mogadischu durch mit der RAF befreundete Palästinenser-Terroristen, die die inhaftierten Baader-Meinhof-Mitglieder freipressen wollten, und an die Befreiung der Geiseln durch deutsche GSG9-Soldaten erinnere ich mich noch gut. Es gab später einen Film darüber ...