Bevor wir in die Winter-Weihnachtszeit tauchen, will ich doch noch vom letzten Tiergartenbesuch Anfang des Monats berichten. Die Sonne schien, das war uns im November nicht oft vergönnt, sie schien sogar bis zum Abend und das war wirklich selten. So beeilten wir uns nach Kirchrode zu fahren und spazierten durch den Tiergarten.
Es leuchtete alles so schön. Das Laub war schon gelb verfärbt, hing aber größtenteils noch an den Zweigen, zumindest bei den Kastanien. Die Buchen waren da schneller gewesen, so raschelten wir durch die Wege. Und um die gefallenen Kastanien. Überall standen die Pfützen der letzten Regentage, über Wassermangel muss sich der Tiergarten in diesem Herbst nicht beklagen.
Das Wildschweingehege war von jungen Eltern mit kleinen Kindern umlagert. Dort steht auch Kunst: Die Wildschweingruppe von Kurt Schwerdtfeger, eine Steinplastik aus dem Jahr 1959. Wildschweine sind 'in' in Hannover, im Stadtpark steht eine Wildschweingruppe von Fritz Bernuth aus dem Jahr 1951. Ich mag diese Steinplastiken und ich finde, sie sind nicht dafür aufgestellt, dass die Familien ihre Kinder darauf setzen - oder sich selbst - um Handyfotos zu machen. Was ist los mit den Eltern heutzutage? Alle nur noch Egoisten und ohne Rücksicht? Es gibt Dinge, die macht man nicht.
Wir liefen weiter und kamen zum Damwild. Es war Brunftzeit, die Zeit im Jahr, auf die alles im Leben der Hirsche ausgerichtet ist. Es dauert etwa fünf Jahre, bis ein Hirschgeweih so schön imposant wächst und bis Hirsch sich der ernsthaften Auseinandersetzung mit den Rivalen um ein Territorium stellt. Vorher wird mit den anderen Junggesellen geübt, aber nicht ernsthaft. Wichtig ist, viel und gut zu fressen, um schnell groß und stark zu werden. Dann wird das Geweih mit jedem Jahr grösser und schöner. Es wächst über den Sommer bis Ende August, dann löst sich die Haut darauf und Hirsch 'fegt' es an Bäumen und Büschen sauber - die dadurch erheblich geschädigt werden können. Und dann heißt es: "An deinem Geweih wird man dich erkennen."
Denn das weibliche Damwild kommt zum Hirschen, zu dem der am imposantesten ist, der am besten riecht (die Hirsche bauen sich eine Kuhle und stänkern sich mit ihrem Urin ein und rufen und warten dort) und am besten röhrt. In dieser Zeit kommt ein Hirsch fast nicht zum Essen und nimmt stark ab, so sehr schafft ihn die Brunft.
Im März/April verlieren die Hirsche dann das alte Geweih und das neue beginnt zu wachsen. Und - nein, das darf man nicht mitnehmen, wenn man eines findet, das wäre Wilderei und wird teuer, teuer geahndet. Das Geweih gehört dem Jagdpächter, in diesem Fall der Stadt Hannover.
Bis Mitte Dezember dürfen Besucher nun wie in jedem Jahr erst Mittags in den Tiergarten. Denn am Morgen wird dort gejagt, der Bestand an Wild reduziert, damit der Park keinen Schaden nimmt und damit alle Tiere übers Jahr satt werden. Schließlich ist der Platz begrenzt. Ich finde deshalb die Jagd sinnvoll. Wer den Tiergarten erhalten möchte wie bisher sollte sie akzeptieren.