Den Reformationstag, den feiern nur wir hier im Norden Deutschlands, also Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern. Und wir fühlen uns gut damit, ein kleines Gegengewicht zu den katholischen Feiertagen der südlichen Bundesländer. Ja, wir haben ein ganz neues Feeling - besonders, als jemand aus Berlin anruft, wo heute alle arbeiten müssen, und wir sagen "Sorry, morgen wieder".
Heuer ist der Reformationstag auf einem Dienstag, was dazu geführt hat, dass am gestrigen Montag, der auch noch letzter Herbstferientag in Niedersachsen war, jeder, der irgendwie konnte, freigenommen hat. "Brückentag" sagen die Medien zu so einem Tag. Im Fernseh-Quiz kam eine Frage zu Brückenechsen, aber das war wohl ... Zufall.
Gleichzeitig mit dem Feiertag zu Ehren von Luthers Reformation kam Halloween über uns. Damit der einfache Bürger Hannovers (würde ich gendern, müsste ich dann 'Bürgende' schreiben?) keinem zu großen Kontrast zwischen "Frohlocken" und "Spooky" ausgesetzt würde, wurde ein kleines bisschen Halloween in die Marktkirche geholt.
Das große Fenster mit dem sich sowohl der Künstler als auch der inzwischen wirklich alte Altkanzler und Ideengeber Schröder ungefragt in die Marktkirchengestaltung einmischten,
das Fenster bei dem doch keiner "Nein" sagen wollte/konnte,
das Fenster dessen künstlerische Qualität im Auge des Betrachters liegt, aber sowas von (Luther hätte wohl nichts gegen die Fliegen darauf gesagt, aber hätte er sein Porträt akzeptiert?),
dieses Fenster mit Luther und den teuflischen Fliegen drauf ist inzwischen eingebaut und wurde nun am Reformationstag/Halloween eingeweiht, in Anwesenheit der beiden nun 'Unsterblichen' in Reihe Eins.
Über dieses Fenster sagt der (vorsichtig in den Medien als exzentrisch bezeichnete) Künstler: "Ich kann Hannover nur beglückwünschen, so ein schönes Fenster zu haben." Wie sagte doch bereits meine Großmutter? "Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr".
Und so schaffte es dieses Fenster bis in die abendliche Nachrichtensendung der Öffentlich-Rechtlichen. Spooky.
Wir dagegen rätselten, ob nach den drei vergangenen Jahren ohne Halloweenies an der Tür in diesem Jahr wohl jemand käme. Schließlich sind wir post-Corona, zumindest in der öffentlichen Meinung, nicht in Wirklichkeit, nicht wenn man auf Mallorca war und hinterher ... Egal. Spooky. Kaufen wir Süßes und essen es im Zweifelsfall selbst, obwohl ich das so gar nicht mag, oder kaufen wir nicht? Oder Mandarinen und Äpfelchen, die dann sowieso kein Kind haben will? Zuletzt überwog die Meinung, es käme ja doch keiner und dann entdeckte ich die im letzten Jahr gekauften Gummibärchen und sie waren sogar noch gut und schüttete die kleinen Tütchen in eine Schale.
Es wurde eine Punktlandung. Tatsächlich ertönte "Süßes oder Saures". 7 Tüten weg. Dann ein wortloses Hinhalten der Jutebeutel, aber sie waren geschminkt und kostümiert. 5 Tüten weg. Dann eine größere Gruppe: "Wir sind kleine Geister und essen gerne Kleister, wenn Sie uns nichts geben, bleiben wir hier kleben."
Oha, jetzt geht der Klimakleber-Nachwuchs an Halloween zum Üben. Moment, ich hole das Speiseöl.