"Es wäre reizend, wenn es nicht so reizlos wäre." sagte/schrieb Herr Fontane im Jahr 1870. Seither hat sich einiges getan, aber so ganz Unrecht ... auch heute ... Ich schreibe das, denn ...
Wir waren in Warnemünde, das sich stolz Ostseebad nennt. Eigentlich ist es nur ein Ortsteil von Rostock. Früher war es einmal ein Fischerdorf. Und ich habe, ja wirklich, einen Fischkutter gesehen. Und etliche Angler auf der Mole zum roten Leuchtturm. Auf dem abendlichen Buffet lagen Wolfsbarsch und Makrele und Knurrhahn und ich fragte mich, ob vielleicht der Koch geangelt ... Nein, wohl doch nicht.
Das Dorf Warnemünde entstand so um 1200 herum direkt an der Mündung des Flusses Warnow in die Ostsee. 1264 kaufte Rostock die Rechte am Hafen östlich der Mündung, Höhe Düne genannt, 1323 dann gleich das ganze Dorf. Denn Rostock war Hansestadt und der freie Zugang zur See sozusagen lebenswichtig.
Der 'Alte Strom' war dieser Zugang bis 1903, dann entstand daneben der 'Neue Strom' mit tieferem Fahrwasser für den Fährverkehr und, nochmals verändert und vertieft, neuerdings auch für die Kreuzfahrtschiffe. Das 'Warnemünde Cruise Center', wow, die Aidas gaben sich während unseres Aufenthalts abwechselnd und mit lautem, wirklich lautem Nebelhorn-Getute die Ehre. Zuerst die AidaMar, dann die AidaDiva.
Wirtschaftlich ging es den Warnemündern über Jahrhunderte nicht gut. Die Rostocker fürchteten wohl Konkurrenz und um ihren Wohlstand, so durften bis 1869 in Warnemünde keine Handwerker siedeln und Warnemünder durften keine Schiffe besitzen oder Kapitän auf fremden sein. Anfang des 19ten Jahrhunderts allerdings wurden das Baden und die Seeluft entdeckt. 1821 wurde Warnemünde zum Seebad. Bald kamen auf drei Einwohner zwei Touristen. Bald kamen viel mehr Touristen als Einwohner. Warnemünde boomte. Die Warnemünder bauten Pensionen mit Veranden und Erkerfenstern zum Alten Strom und Ausblick auf die Kutter und zogen selbst ins Hinterhaus. Mit den Seebad-Kurenden kam Wohlstand.
Anfangs wurde noch geschlechtergetrennt gebadet. Kennt Ihr alte Fotos mit Badekarren und langen Badehosen und -kleidern? So muss es ausgesehen haben. Dann kamen die ersten Strandkörbe, die - angeblich - hier erfunden wurden. Und die Sandburgen. Was immer blieb, war und ist der lange, breite Sandstrand, der - angeblich - schönste der Ostsee.
Über den Strand und den Hafen wacht seit 1898 ein Leuchtturm, wer gut im Treppensteigen und schwindelfrei ist, kann hinauf und hat einen schönen Blick über Strand und Ort. Oder man trinkt Tee/Kaffee im Panoramarestaurant des 'Neptun' und schaut von dort fast genauso weit. Das Hotel wurde 1971 gebaut und später modernisiert. Aber Vorsicht, soviel Panoramablick kostet.