... Sonnenblumen. Und ...
... Ärger mit der Tageszeitung. Besser gesagt, mit der Zustellung der seit Urzeiten abonnierten Tageszeitung. Bin ich zu anspruchsvoll? Ich erwarte einfach morgens die Zeitung in meinem Briefkasten zu finden und sie dann zu einer Tasse Kaffee lesen zu können. Und zwar nicht in digitalen Buchstaben auf einem kleinen Smartphone oder dem störend großen Laptop, sondern gedruckt auf raschelndem Papier. Und da war dann nix.
Also wieder - ANRUFEN. Montagvormittag und die Zeitungs-Hotline anrufen. Zweimal die EINS drücken für Probleme mit dem Abonnement und fürs Aufzeichnen zu Zwecken der Qualitätskontrolle. Dann: "Wir haben derzeit ein erhöhtes Aufkommen an Anrufen, bitte haben Sie Geduld." Warteschleife - Musik - Bandansage "Wir verbinden sie schnellstmöglich" - Musik - "Sie wollen nicht mehr warten? Nutzen sie das Kontaktformular im Internet" - Musik. Endlosschleife. Meine Geduld reicht für 20 Minuten, dann lege ich auf. Das Kontaktformular aber gibt keine Auskunft und vor allem, es erstattet kein Geld für nicht erbrachte Leistung. Nie. Beim zweiten Anrufversuch reicht meine Geduld nur noch für 15 Minuten, beim dritten gerade mal noch für 10. Beim vierten, oh Wunder, ein Freizeichen, dann eine menschliche Stimme, weiblich. Ja, der Zusteller sei erkrankt, aber am nächsten Tag käme die Aushilfe. Sie könne leider keine Nachlieferung mehr anstoßen, da hätte ich zu spät angerufen, ihr Tipp, besser gleich morgens melden. Ehe ich meinen Gefühlen freien Lauf lassen kann, bietet sie die Erstattung der Montagsausgabe an. Ich schlucke herunter.
Am nächsten Morgen liegt wieder keine Zeitung im Briefkasten. Ich weiß, dass ich vertröstet werde, wenn ich vor 9 Uhr (vor einigen Jahren war das noch 8 Uhr) anrufe. Also warten bis kurz nach 9 Uhr, wählen und zweimal die EINS drücken, ich komme erstaunlich schnell durch. Leider legt mein unsichtbares Gegenüber sofort wieder auf nachdem ich meinen Namen gesagt habe. ??? Noch einmal das Ganze. Ja, sagt eine freundliche Dame am anderen Ende der Verbindung, der Zusteller sei erkrankt. Ich sage, ich weiß das, das war er gestern auch schon. Ach, ja, eine Aushilfe sei unterwegs, habe aber in mehreren Bezirken zuzustellen, aber bis 11 Uhr, da käme die Zeitung sicher. Kurz nach 11 Uhr schaue ich in den Briefkasten - NICHTS.
Ich rufe wieder an, wähle zweimal die EINS, warte in der Endlosschleife, dann eine Stimme: Wie kann ich Ihnen helfen? "Sie könnten mir meine Zeitung bringen." Nein, ich habe das nicht als Witz gemeint. "Ich rufe heute bereits zum dritten Mal an." Meine Kundennummer muss ich inzwischen nicht mehr ablesen, auswendig kann ich sie, sie ist auch kurz, so lange bin ich schon Abonnentin. Ja, sagt die Stimme, wieder weiblich, da sei eine Aushilfe unterwegs und die Zeitung käme bis 11 Uhr. Upps, so spät schon ... Ja, heute käme sie wohl nicht mehr, sie würde mir den Ausgabenpreis erstatten. Ich frage, ob denn morgen ... und sage, denn sonst bräuchte ich kein Abo und dann könne ich das ja auch kündigen. Sie sagt, sie gäbe das an den Vertriebsoberboss weiter und könne mir die Zeitung auch als pdf schicken per Mail. Immerhin.
Nachmittags gegen 3 Uhr klingelt es an der Tür, eine mit Sicherheit-schon-Rentnerin steht vor mir. Mit der Zeitung. Ach, ach, sie hätte uns völlig vergessen, ach, ach. Das passiere ihr nicht noch einmal. Entschuldigung.
Am nächsten Morgen, dem dritten in Folge, Mittwochmorgen, wieder keine Zeitung im Briefkasten. Wieder kurz nach 9 Uhr ans Telefon, wieder zweimal die EINS, die Bandansage kann ich nun auswendig. Die Stimme sagt mir, ja, der Zusteller sei erkrankt, da käme eine Aushilfe, ich müsse Verständnis haben, dass das dadurch etwas länger dauere. Bis 11 Uhr käme die Zeitung. Ich schlucke zweimal. 11 Uhr - NICHTS: Wieder durch den Anrufmarathon. Ach, der Zusteller sei erkrankt. Ich sage, der Zusteller ist das seit Montag und innert drei Tagen könnte ich erwarten, dass der Vertrieb eine Lösung gefunden hat. Wenn ich den gesalzenen Abopreis ständig verspätet zahlen würde - oder nicht vollständig - fände die Firma das bestimmt nicht gut. Dann könnte ich auch eine pünktliche Lieferung erwarten. Und ja, ich wäre in der Lage, das e-Paper aufzurufen, aber ich wolle nicht elektronisch lesen, auch nicht als pdf, sondern auf Papier. Sonst hätte ich mir die Geldausgabe fürs Abo schon längst gespart. Aber jetzt würde ich mir das überlegen. Ach, sagt die Stimme am Verlagsende, sie hätten ja eine Aushilfe und bis 11 Uhr, ach die Kulanzzeit bis 11 Uhr sei ja überschritten, ja da würde sie mir den Ausgabenpreis doch erstatten und es täte ihr leid. Und ich sage, diese Kulanzzeit sei eine einseitige Festlegung und meine Kulanz sei schon lange überstrapaziert. Da sagt sie nichts mehr.
Es war kaum zu glauben: Am Donnerstag steckte die Zeitung im Briefkasten. Am Freitag auch. Wie lange geht das nun gut?
Der Zeitungsverlag Madsack hat übrigens grad die Kosten für das Abonnement Print und E-Paper Hannoversche Allgemeine Zeitung erhöht. Wie in jedem Jahr im Sommer.