1972 feierte ich meinen Geburtstag mit allen Mädchen aus meiner damaligen Klasse. Zwei von ihnen schenkten mir eine Schallplatte, eine kleine Schallplatte, eine Single. Sie wussten nicht, dass wir keinen Schallplattenspieler besaßen. Meine erste Schallplatte. Naja fast, die allererste war eine Aufnahme des Chores unserer Schule, die wir kauften, kaufen mussten, weil ich im Chor war. Wir hörten sie bei den Nachbarn und alle waren enttäuscht, dass man mich nicht heraushörte.
Zu Weihnachten bekam ich einen Plattenspieler: klein, tragbar, auch mit Batterien zu benutzen, ORANGE. Ich musste den Deckel aufklappen, im Deckel saß der Lautsprecher, den Tonarm musste ich mit der Hand auf die Schallplatte setzen. Weihnachten hörte ich meine erste Schallplatte zum ersten Mal:
Proud Mary von Ike und Tina Turner. (Und die zweite Seite vergessen wir - besser)
Es gibt einige wenige Musiker und Musikerinnen, die mich durch mein Leben begleitet haben, deren Platten, ach nein, da waren es schon CDs, ich später für meinen Walkman auf Kassette spielte und zurückgezogen ganz intensiv hörte, die auf meiner Playlist stehen werden bis in alle Ewigkeit: darunter Tina Turner. Es ist ein Gefühl von "Und nun?", von "Warum?", von "83 ist doch eigentlich zu früh". Alle Radiosender übertreffen sich erwartungsgemäß mit TinaTurner-Titeln, alle Promis mit Betroffenheits-Statements, im Fernsehen erwarten uns Livekonzert-Aufnahmen und das verfilmte Leben. Es hilft nichts. Ich bin traurig.