Die Zeit ist geflogen. Ich darf gar nicht daran denken, was ich alles noch nicht gemacht habe. Und nun ist schon Mai. Zum größten Teil liegt das Nicht-Machen an den Temperaturen, besonders den nächtlichen Temperaturen. Das Gewächshaus ist noch nicht ausgeräumt, so wie ich das in den Vorjahren immer schon getan hatte, ich habe noch keine Sommerblumen in Töpfchen parat stehen, die aufs Pflanzen warten, wir haben noch nicht einmal den Rasen vertikutiert, während die Nachbarn ... Aber hei, bei 3 Grad Celsius in der Nacht und in den Morgenstunden, wer macht da schon Garten?
Nun jedoch verwöhnte uns der erste Mai mit Sonne und blauem Himmel und immerhin 19 Grad Celsius, bei Nachbarns lief der Grill und stank in die klare Frühlingsluft. Sonst macht das deren Kaminofen mit der Holzbefeuerung, schwarzer Rauch steigt dann aus dem Schornstein. Irgendwie egal also.
Es war Tag der Arbeit, aber mir war so gar nicht nach Arbeit. Ich erhole mich noch immer von Familienfeiereien. Wir standen früh auf und fuhren hinaus in die Wälder und Felder rund um Hannover, weit weg von allen Demonstrationen mit Megafonbeschallung und Fußballspielenden Vätern und ihren "kleinen Männern", also Söhnen, ihrem "Jaaaa, so muss das laufen" Geschrei und an Wände knallenden Bällen.
Rund um Hannover blüht es Gelb: Raps. Man muss ihn suchen, wir mussten die Rapsfelder suchen. Denn es blüht immer auf anderen Feldern als im Vorjahr. Auf einem Boden, auf dem Raps angebaut wurde, sollte drei Jahre anderes wachsen, Wintergerste oder -roggen oder Weizen zum Beispiel, Fruchtfolge nennt das der Bauer, damit die Böden nicht einseitig ausgelaugt werden und der Ertrag sich verbessert.
Wir suchten nicht lange. Das Gelb leuchtete durch Büsche und Bäume. "Schau, da hinten ist noch eins." Raps macht das Finden leicht, wenn er denn erst einmal blüht. Und er hebt die Laune, irgendwie. Die Insekten hatten ihn auch gefunden. Ein ganzer Schwarm fliegender Ameisen war da, Bienen und Hummeln.
Müde fuhren wir wieder nach Hause. Und dann war der erste Mai auch schon vorbei.