Montag. Die Luft ist so kalt als käme sie direkt vom Nordpol. Wir rüsten uns dagegen mit dicken Jacken, binden den Schal fest um den Hals, ziehen die Handschuhe ... wo sind die Handschuhe? Nicht in der großen Tasche - nicht in der linken Jackentasche - nicht in der rechten - Mist. Herausgelegt als es letzte Woche so schön warm war und darüber vergessen. Mist. Meine Finger sind so kalt, dass es weh tut.
Vormittags um 10 Uhr ist es noch Null Grad Celsius kalt, wir sind nach Linden gefahren, notgedrungen mit dem Auto, zum Bergfriedhof, zur Scillablüte. Meine Finger halten die Kamera, es wird windig, meine Finger sind kalt, so kalt.
In Anbetracht des Wetters ist es voll auf dem Bergfriedhof. Mann und Frau kommen uns entgegen, beide halten Coffee-to-go-Becher, nippen ab und zu. Neid. Zwei junge Frauen tauchen mit dem Hund auf, ach, Hunde dürfen nicht auf den Friedhof? und gehen wieder. Die meist älteren Scillabewunderer (sie mit Handtasche, er trägt ihr die Handtasche, er mit Fotoapparat, dann muss er nicht Handtasche) sind redselig. So ein schönes Fotomotiv, nicht wahr? Haben Sie die Eichhörnchen gesehen, so lustig, nicht wahr? Haben sie jetzt nur eine Blüte fotografiert, wirklich nur eine? Tststs. Der ältere Mann, lockere 20 Jahre plus zu meinen, kann es nicht fassen. Nur eine Blüte, dabei sind dort doch so viele, im Lindener Blau.
Das Blau erscheint uns nicht ganz so blau wie vor Jahren, aber auch zu Hause im eigenen Garten halten sich die Scillas in diesem Frühjahr vornehm zurück. Die Narzissen und die Schlüsselblumen dagegen stehen in Knospe, warten nur auf Sonnenschein und Wärme. Vielleicht liegt alles am Wetter.
Ein Wetter wie April. Als der Wind sich legt kommt Sonne, es wird etwas wärmer, dann kommen Wolken, es wird wieder kühler, dann Schneegriesel. Dazu der große Streiktag aller Bahnen, Busse, Öffis, Flughäfen, auch das wie April. Sollte man nicht erst einmal verhandeln und erst, wenn gar nichts mehr geht, wird gestreikt? Jetzt passiert das Streiken schon prophylaktisch? Böse Zungen sagen, der Verdichef müsse etwas für seine Wiederwahl tun, die Mitglieder liefen ihm davon, und deshalb. Unsere Gesellschaft hat sich verändert, auch in der Streikkultur. Wer aufs Fahrrad umgestiegen ist, hat es ungemütlich. April, April, sagt Petrus.
Wir fahren zurück, die Straßen sind voll, es dauert doppelt so lange wie sonst, in der City queren Verdifahnen die Straße. Zu Hause scheint die Sonne, aber, wir sind gerade drinnen, da wird es pechrabenschwarz, ein Donner grollt, dann schneit es, bis der Garten weiß ist. April du musst noch einige Tage warten, zu früh.
Wer noch mehr über den Bergfriedhof wissen möchte, klickt sich bitte über die Verlinkungen zurück in die vergangenen Jahre.