Am Samstagabend kam der Winter nach Hannover. Es begann zu schneien. Erst dünn und zögerlich, dann mehr und mehr - bis dicke Flocken herabschwebten und eine weiße Decke über Häuser und Gärten und Straßen und Autos legten. Am Sonntag wurden wir früh wach, denn es war rundherum unerwartet hell. Eigentlich war es leise, denn kein Auto fuhr, kein Bötchen brummte den Mittellandkanal entlang, der Schnee schluckte die Geräusche. Es schneite noch immer auf eine unberührte Schneedecke rund um unser Haus. Märchenlandschaft. Nur ...
Dann drang zu uns das Schippgeräusch der Nachbarschaft, die die Gehwege freilegte. Und die Stimme kommandierender Väter, die ihren Kindern Anweisungen gaben. Wir lernten, dass es Schneeschieber auch in klein für Kinderhände gibt ... Und wirklich laute Menschen - schon Sonntagmorgens um Acht - noch vor dem Kirchgange, wenn sie denn gingen.
Der kleine Rodelhügel neben dem Kindergarten an der Ecke war voller Eltern und Kinder und Schlitten, Papa zog den Schlitten, darauf Söhnchen mit einem Schneeball, größer als er selbst. Schneemänner waren im Bau. Schneeballschlachten tobten und die ersten Kinder standen heulend neben dem allen. Schnee - nass - kalt. Soviel nasser und kälter als die romantischen Bilder von tobenden Kindern in weißer Natur.
Es schneite bis fast zum Mittag, schweren nassen Schnee. Ein wenig Sonne schaute zwischen den Wolken hervor. Und dann taute es wieder und der Schnee rutschte von den Bäumen und den Dächern und überall standen Pfützen. Nur ein kleiner Rest blieb und liegt auch heute noch. Die Rückenschmerzen vom Schneeschieben vorm Haus sind auch noch da.