Wir hatten das dringende Bedürfnis mal etwas anderes zu sehen, mal nicht Büro, mal nicht Steuerunterlagen, mal kein klingelndes Telefon. Was macht ein Hannoveraner dann?
Er spart oder er lässt sich den Eintritt zum Geburtstag/Weihnachten/Hochzeitstag schenken und geht dann in den Zoo. Etwas, was ich als kleines Kind fast jeden Monat mit meinen Eltern getan habe und wir hatten nicht viel Geld für so etwas übrig. Man merkt sehr deutlich, dass der hannoversche Zoo inzwischen ein gewinnorientiertes Wirtschaftsunternehmen geworden ist, das nimmt, was es bekommen kann. Auch wenn die städtische Zoo GmbH (Gesellschafterin ist einzig und allein die Region Hannover) ihren Bildungsauftrag betont und kräftig aus der öffentlichen Steuerkasse Gelder bezieht (in den Jahren 2016 bis 2021 sollen bis zu 34 Millionen Euro geflossen sein). Aber darüber spricht man nicht gerne. Sonst ließe sich daraus ja eine Verpflichtung den Hannoveranern gegenüber ableiten, vielleicht in Form einer Preisreduzierung?
Die Tageskarte, also wenn Hannoveranerin morgens beschließt in den Zoo zu gehen und an der Kasse ein Ticket kauft für jetzt gleich und sofort, kostet derzeit 27,50 Euronen. Unter diversen Bedingungen wird es billiger, wenn man im Vorhinein plant, je mehr im Vorhinein, desto billiger. Wenn es dann regnet ... Pech. Es gibt auch Vergünstigungen für SozialSchwache, geknüpft an diverse Gelder der öffentlichen Hand. Und für Behinderte - darf man Behinderte noch sagen? Und Vergünstigungen für Flüchtlinge. Einfach Hannoveraner zu sein reicht nicht, obwohl es doch unsere Steuern sind ... Aus aktuellem Anlass: unsere Gewerbesteuer zum Beispiel.
Unser Timing war schlecht. Die Sommerferien waren zwar vorbei, das Wetter war nicht mehr ganz so heiß aber trocken und wir waren früh dran. Aber nicht nur wir. Viele junge Väter mit kleinen Kindern waren im Zoo, Väter im Stress. Viele Großeltern mit kleinen Enkelkindern waren im Zoo, Großeltern im Stress. Viele junge Mütter mit Kinderwagen und Buggy waren im Zoo, die waren nicht im Stress, die guckten Smartphone oder quatschten mit der Freundin. Lasst den Nachwuchs doch schreien. Ganze Kindergarten- und Schülergruppen waren im Zoo. Mittags wurden die Kinder quengelig, die Schulkinder laut und lauter und die Erziehungspersonen jeglicher Art ungeduldig. Wir gingen erst einmal Eis essen und begutachteten die Angebote des Zoo-Shops, der aufgeräumter und stylischer geworden ist.
Die Anzahl der Zoo-Shops hat sich in den letzten Jahren deutlich verringert. Die der Baustellen hat sich deutlich erhöht und noch mehr sind angekündigt. Immer wenn ich sagte, lass uns um die Ecke gehen, da war doch immer ... dann standen wir vor einem Bauzaun und der Tierbestand wird offensichtlich genauso umgebaut wie das Gelände.
Ach ja, die Tiere. Die hatten Ruhetag. Denen waren die Besucher sowas von egal, die lagen im Schatten und dösten oder blieben gleich drinnen. Oder, wie die Wölfe, sie verdrückten sich. Und das taten wir dann letztendlich auch.