Die Ankunft des Sommers verlangte einiges an Gartenarbeit. Nachdem ich mich dabei so richtig alle gemacht hatte, wollte ich raus.
Einfach mal Pause.
Einfach mal sehen, wie Garten aussehen kann, wenn die Profis das machen. Pause von zuhause.
Pause geht am besten in Herrenhausen und so fuhren wir früh morgens schon hinaus zum Berggarten.
Der Berggarten wird gerade schick gemacht, die Bauarbeiten an der Einfassungsmauer und dem neuen Berggartenhaus sind im Endstadium, die Mauer wird bereits gestrichen und das Beet vor dem Haus bepflanzt. Ist alles fertig, dann gibt es endlich auch vernünftige Toiletten und nicht mehr diesen schrecklichen Klocontainer.
"Sind Sie Frau Ohenlohe? Ich bin der Workshop." sagte eine Stimme hinter mir, als ich die ersten Einübungsfotos schoss. (Die ersten Fotos gelingen mir nie, darum übe ich meistens vor dem Eingang.) Ich sagte, das käme auf den Workshop an und drehte mich um. Ein jüngerer Mann stand vor mir und zeigte auf meine Kamera. "Foto-Workshop." Dann sah er den besten-Ehemann-forever und schüttelte den Kopf. Nein, da sei ich doch nicht die richtige, der Workshop sei nur mit ihm und Frau O. "Ja, dann." Wir sahen die beiden auf diversen Bänken sitzen, er redete und sie nickte ab und zu mit dem Kopf. Ein seltsamer Workshop.
Die Iris im Berggarten blühen gerade wunderbar. Meine Mutter liebte sie, pflanzte sie in den Garten meiner Kindheit und nannte sie Schwertlilien. Ich fand sie langweilig. Gelb und Blau. Ich wusste ja nicht, wie viele verschiedene Irisarten es noch gibt. Es ist Wahnsinn, wie viele. Mehr als 200.
Sie leben in den gemäßigten Gebieten der Nordhalbkugel der Erde, bilden als Speicherorgan Rhizome, das sind verdickte Knollen oder Wurzeln. Eine ganz früh im Jahr blühende Art hat sogar eine Zwiebel.
Jedes Gebiet hat 'seine' Iris, jede Iris hat ganz bestimmte Anforderungen an den Boden, die Sonnígkeit des Standortes und die Feuchtigkeit. Das bedeutet aber auch, dass jeder für seinen Garten die passende Irissorte finden kann.
Die kleinen Netzblatt- und Zwerg-Iris blühen früh, zusammen mit den Krokussen. Die übrigen - so ab April, Mai. In diesem Jahr mit dem lange kalten Wetter ehe später. Gärtner haben die Regel, je größer die Iris ist, desto später blüht sie.
Neben den allesamt eleganten Wiesen-Iris (Iris sibirica) und den Steppen-Iris (Iris spuria) und einigen Wildformen gibt es die große Familie der Bartiris (Iris barbata) in unzähligen Züchtungen und Farben. Weil es so viele sind, werden sie in Niedrige Bartiris, Mittelhohe Bartiris und Hohe Bartiris unterteilt. Etwas simpel vielleicht, aber effektiv.
Bartiris sind aus der Kreuzung mehrerer Irisarten entstanden, ihren Namen hat ihnen das Kämmchen bzw. der Bart im hinteren Teil der Blüte gegeben. Die Züchter bieten auch Sorten an, die ein zweites Mal im Herbst blühen. In weiß, zartgelb, zartlila, lila.
Eigentlich wollten wir gar nicht so lange im Irisgarten bleiben ...