Wir haben die letzte Frostnacht überstanden, zumindest hoffen wir, dass es die letzte dieses Frühjahrs war, schließlich kommen noch die Eisheiligen. Minus 2 Grad Celsius, sagte unsere Wetter-App am nächsten Morgen, hätten wir gehabt. Aber deren Werte werden am Flughafen auf freiem Feld gemessen und wir leben im Viertel am Stadtrand. Unser Birnbaum und auch die Kirsche sind jedenfalls unbeschadet davon gekommen und blühen jetzt wunderbar.
Wir haben uns selber überredet und sind doch noch zur Alten Bult hinausgefahren. Zum Hiroshima-Hain mit den 110 weiß blühenden Zierkirschenbäumen. Viele hatten viele vertrocknete Zweige, einige waren neu gepflanzt und hatten einen Bewässerungssack am Stamm. Einige standen in voller Blüte, andere noch knospig. Und ein bräunlicher Schimmer lag über ihnen. Da hatte der Frost doch zugeschlagen.
Auf die Hör-Installation, die unser Oberbürgermeister im Regen so medienwirksam eingeweiht hatte, haben wir keinerlei Hinweise gefunden. Wer sie anhören möchte, muss auf die Webseite der Stadt gehen und suchen. Die Kunst, also die flehenden Hände, war zwar neu angestrichen, aber Gras und Kräuter wucherten darunter und drumherum. Und das war alles so, ja irgendwie genauso wie unser Oberbürgermeister: viel Ankündigung und wenig Getanes.
Ich bin nun entschlossen, in den nächsten Jahren nicht mehr dorthin zu fahren. Es sind mir einfach zu viele Hunde. Frei laufende Hunde trotz der Anleinpflicht seit dem 1. April. Frei laufende Hunde unter den Kirschbäumen, die an mir hochspringen und schnüffeln und Herrchen und Frauchen interessiert es nicht im Geringsten. Und dann war da eine Frau ... zuerst lief mir der Hund ins Bild und legte sich unter die Bäume. Während ich noch überlegte, ob - und wie - ich das Foto lösche, lief sie mir ins Motiv. Dann sah sie mich und kam drohend und schreiend auf mich zu. 'Haben Sie mich etwa fotografiert?' Ich konnte nicht anders. Und ich lasse mich nicht gerne einschüchtern. 'Jaaaa - naaatüüürlich. Sooo ein schönes Motiv unter den Kirschbäumen.' 'Ich will das sehen. Sie löschen das sofort.' 'Nein. Meine Fotos gehen Sie nichts an.' 'Dann hole ich die Polizei.' Ich sagte ihr, ich sei dort um die Kirschbäume zu fotografieren und bestimmt nicht uninteressante Hundebesitzer, die noch dazu ihre Hunde nicht anleinen. (Denn deshalb hatte sie sich ja so echauffiert, Beweisfoto und so, oder?) Und, ja, ihr Hund sei auf einem Bild. 'Wenn Sie das nicht löschen, rufe ich die Polizei.' Und der beste-Ehemann-forever sagte dann, das solle sie doch tun. Sie telefonierte dann auch, keine Ahnung mit wem, und wir ignorierten sie einfach und drehten unsere Fotografier-Runde. Eine große übrigens. Immer 10 Meter hinter uns Frau mit Hund, jetzt angeleint - also der Hund. Wie es ausging? Die Polizei kam nicht. Wir setzten uns nach einer halben Stunde auf eine der Bänke und holten Trinken und Kekse heraus, genossen die Sonne. Frau und Hund standen unter den Bäumen herum. Und dann waren Frau und Hund weg.
Wäre die Polizei gekommen, ooh, sie hätte viele Bußgelder für die Stadt wegen der nicht angeleinten Hunde kassieren können.
Rechtliches: Hunde und Haustiere überhaupt gelten rechtlich als 'Sachen' und haben keine Persönlichkeitsrechte am eigenen Bild. Für Sachen gilt in Deutschland die Panorama-Freiheit, das heißt, man darf sie fotografieren, solange man das vom öffentlichen Grund aus macht, selbst wenn sich die Tiere auf Privatgrund befinden. Die Eigentumsrechte am Tier spielen dabei keine Rolle. mit einem Copyright wäre das etwas anderes, bei Kunst und so, aber das gibt es bei Tieren natürlich nicht. Ich durfte deshalb ohne Bedenken den Hund fotografieren, nicht aber die Besitzerin, die ihre Attraktivität heillos überschätzte. Ich dürfte das Hundefoto sogar vermarkten, Postkarten drucken und verkaufen zum Beispiel. Wenn man von privatem Grund aus Tiere fotografiert, in Zoos zum Beispiel, ist das anders, dann sollte man vorher fragen oder die Regeln des Zoos nachlesen.