"Bald lacht der Himmel blau und rein, bald schaun die Wolken düster drein, bald Regen und bald Sonnenschein! ... Nun kommt er gar mit Schnee und schneit mir in den Blütenbaum, in all den Frühlingswiegentraum! ... Und treibt der raue Wintersmann auch seinen Freund, den Nordwind, an und wehrt er sich so gut er kann - es soll ihm nicht gelingen: Denn alle Knospen springen und alle Vögel singen. ..."
Diese Verse hat Heinrich Seidel geschrieben, der von 1842 bis 1906 lebte. Ihr kennt sie nicht? Aber die erste Zeile, die kennt jeder: "April, April, der weiß nicht, was er will."
Heinrich Seidel war Ingenieur und hat trara hier in Hannover Maschinenbau studiert trara. Er hatte Hobbies. Eines war, auf seinen Reisen Pflanzen und deren Samen zu sammeln und sie zu Hause anzusiedeln. Ein anderes war das Schreiben: Märchen, Erzählungen, Gedichte. Wie den 'April'.
In diese Anfangs-Apriltage des Jahres 2021 passen die Seidelschen Verse wie die Faust aufs ... Für die nächsten vier Nächte sind Minusgrade avisiert. Dabei hatten wir doch schon einen-zwei-drei fast-Sommertage und haben draußen gesessen und gegessen. Und dann futsch und Frost und Schnee. Mit Sorge schauen wir auf unsere Obstbäume, denn die Blütenknospen sind prall, kurz vorm großen Auftritt. Der Regen, ja fast schon Dauerregen, tut das seine dazu und alles sprießt und grünt. So wohltuend für die Augen und die Gewissheit, dass nach jedem Winter wieder der Frühling das Leben bringt.
Wir waren an den warmen Tagen der Karwoche im Herrenhäuser Berggarten und sind gebummelt. Da war noch kein Grün auf den Bäumen, aber die Magnolien blühten was sie konnten. Ich mag gar nicht denken, was Nachtfrost und Schnee angerichtet haben mögen. Kein weißer Blütentraum mehr, dafür braune Blüten?
Magnolien kamen aus Ostasien zu uns und aus Amerika, Süd, Mittel und teilweise Nord, der US-Bundesstaat Mississippi nennt sich Magnolienstaat, weil sie dort wild wachsen. Als Büsche oder Bäume, es gibt mehr als 200 verschiedene Arten. Manche werden in China in der Heilkunde verwendet, manche werden gegessen, die Blütenblätter frittiert oder gebraten, lecker soll das sein, na ja, aber eigentlich schmücken sie - Tempel oder Paläste. Magnolien gibt es seit 100 Millionen Jahren auf der Erde. Ob die Dinosaurier Sinn für ihre Blütenschönheit hatten oder einfach nur Happs machten?
Für europäische Gärten und Pflanzenliebhaber wurden die Magnolien von Charles Plumier entdeckt. Der lebte von 1646 bis 1704, war Mönch und Botaniker und reiste für seinen König Ludwig XIV. in die Karibik und nach Mexiko und Brasilien. Auftrag: Neue Pflanzen finden. Er fand Mengen, darunter die Begonien, Fuchsien und Lobelien. Und wahrscheinlich auf Martinique stieß er auf eine Magnolie. Mit der Namensgebung ehrte er den französischen Botaniker und Arzt Pierre Magnol, der von 1638 bis 1715 lebte und die Pflanzensystematik mit Pflanzenfamilien einführte.
In unseren Gärten stehen vor allem Tulpenmagnolien, die eine Kreuzung aus zwei Magnolienarten sind und im 19. Jahrhundert entstanden, und Sternmagnolien. Es gibt hauptsächlich weiße Magnolienblüten und rosafarbene, zweifarbige, aber auch rote und sogar gelbe.
Magnolien mögen einen feuchten, nährstoffreichen Boden, Sonne, aber nicht pralle Sonne und nicht zuviel Frost, weil die Blütenknospen bereits im Herbst entstehen, und keinen Wind. Sie brauchen ausreichend Platz für ihren Auftritt. Der aber ist dann fulminant.