Die Vorfreude ist immer das Schönste. Da plane ich und dekoriere und backe und färbe und coache den Osterhasen so lange, bis er ganz fabelhafte Osternester anschleppt. Und dann geht es so schnell vorbei. Dieses Jahr wieder. Es begann im März. Der beste-Ehemann-forever fragte, wie ich mir das Osterfest denn vorstellte, ob sich das alles eigentlich lohne, schließlich sei Corona-Ostern und auch wenn sich unsere Politiker nicht so richtig auf eine Linie einigen könnten, auf eines denn doch, nämlich dass wir uns am besten alle einzeln in unsere Zimmer einschließen sollten und nichts und niemand sehen. Und ich sagte:
Lass mich nachdenken.
Und nachdem ich mit Hilfe eines großen Eierlikörs (und dann noch eines zweiten und dritten) nachgedacht hatte, sagte ich, ich fände wir hätten uns Oster-Feierlichkeiten wirklich verdient und irgendwie würde das schon passen und deshalb: Backen, Kochen, Färben, Nestbau.
Im letzten Jahr hatten wir mit unseren Kindern im Garten gesessen und auf Abstand Osternester ausgetauscht. Im letzten Jahr hatte Petrus uns warme Sonne geschickt und erst am Ostermontag Regen und Kälte. In diesem Jahr war der Ostersamstag noch ganz nett, wenn auch kalt, dann aber wurde es trüb und noch kälter und richtig winterlich mit Schneetreiben und kräftigem Sturm. An Garten war nicht zu denken.
Wir entschlossen uns zu Oster-Sharing, was bedeutet, ein Teil der Familienjugend wurde von Samstag auf Sonntag bei uns versorgt mit allem Essbaren des Hauses und einer ausreichenden Anzahl Österlichem, dann ein Wechsel auf Teil Zwei der Familienjugend und Versorgung mit allem Essbarem des Hauses und Österlichem und den Schwiegersohn nur kurz beim Abholen gesehen. Anstrengend und kompliziert und nicht einmal der Familienkern konnte beisammen sitzen. Und DAS nehme ich den Politikern übel. Mit Infektionsschutz soll mir da keiner kommen. schließlich gibt es Schnelltests. Und wären unsere Kinder erst vierzehn hätten wir alle zusammen sein dürfen, wie bei den Nachbarn, die mit einer Großgruppe feierten. Was ist bei Kindern bis vierzehn anders, wo wir doch lesen können, dass gerade bei Kindern die Ansteckungszahlen exorbitant steigen? Wo ist die Logik? Oder ist das die Logik eines Wahljahres?
Apropos - Hannover hatte sich ja beworben Corona-Modellstadt zu werden, wo dann alles Mögliche wieder erlaubt ist, sobald man einen negativen Schnelltest vorweist. Wir bräuchten eine Perspektive, hatte der Ministerpräsident dazu gesagt. Ich hatte das für einen Aprilscherz gehalten, aber es war keiner, nun jedenfalls - ist Hannover raus. Das Konzept habe nicht überzeugt. Ja, mich auch nicht. Ich halte die Absage für gut für die hannoverschen Ansteckungszahlen. Und wenn ich shoppen will ... mal sehen, welche Modellstadt in der Nähe ist ... oh, Braunschweig ... Hildesheim ... Lüneburg ... Oldenburg, schon weiter weg, aber dort mal wieder die alte Tante besuchen? Wir müssten nur früh genug zurück nach Hause, wir haben ja nächtliche Ausgangssperre in Hannover. Wegen Corona. Findet die Logik ...