Schnell, schnell, noch schnell vor Ostern. Schnell noch in die Eilenriede. Denn er treibt schon fleißig, die Blüten sind zwar noch nicht heraus, nur klein unten am Boden ist die Knospe zu sehen. Aber ernten und essen kann, wer sich auskennt, schon. Je jünger und kleiner die Blätter desto zarter. Wovon ich schreibe? Na, von Berliner Lauch natürlich. Wer meinen Blog schon etwas länger liest, der weiß, dass Berliner Lauch mich, seitdem er sich hier im Stadtwald so explosionsartig ausgebreitet hat, jährlich durch den April begleitet. Manchmal schon im März, manchmal bis in den Mai hinein. Dann aber ist er verblüht und die Blätter werden gelb und welken dahin und die Knöllchen schlafen im Boden bis zum nächsten Früh-Frühling.
Also - die Knöllchen, die ich nicht herausgezogen habe. Wir waren bereits vor einer Woche auf erstem Raubzug in unserem Stadtwald. Berliner Lauch ernten. Ganz umsonst, ganz frisch, mit Stumpf und Stiel zum Schutz unserer einheimischen Pflanzen. Täten das alle Hannoveraner hätten wir das Problem mit diesen Pflanzen nicht mehr, der Kaufmann bliebe auf seinem Bärlauch-Sonderangebot sitzen und ... nein, nein, wo bekäme ich dann den Berliner Lauch her?
Beim Kaufmann umme Eck gab es das Bärlauch-Sonderangebot. 15 Gramm (in Worten: fünfzehn Gramm) Bärlauchblätter für sagenhafte 0,99 Cent (in Worten: ein Euro). Das ist ein Kilopreis von 66 Euronen. Sagenhaft,
Für Lauchbrötchen, Lauch-Zupfbrot, Lauch-Grillbutter, Lauchblätterteigschnecken, Rührei mit Lauch, Tarte mit Lauch, Putenröllchen mit Lauchfüllung. Ach es gibt so vieles Leckeres. Und so viele Möglichkeiten mit Berliner Lauch. Die Rezepte sind natürlich für Bärlauch entwickelt worden. Allerdings ziert sich der vor 25 Jahren in meinen Garten gepflanzte Bärlauch, obwohl er blühen durfte und sich aussamen und nur ganz selten habe ich mal ein Blättchen gepflückt ... Während ich beim Berliner Lauch aus dem Vollen schöpfen kann. Einfach so.
Die Eilenriede im März: Die Bäume haben noch kein Laub. Die Blätter des letzten Herbstes liegen dick und grau auf dem Waldboden, bis auf einige kleine braune Flatter-Falter sind noch keine Insekten sichtbar unterwegs. In den Baumkronen klopft ein Specht.
Wobei - so viele Bäume sind gestorben, so viele Bäume sind gefallen, Wurzeln ragen in die Luft, Kronen sind vertrocknet. Der Eilenriede-Förster sagt, das käme von Schädlingen und Klimawandel mit Trockenheit und Stürmen und sie würden aufforsten. Wie lange dauert es, bis ein Baum so groß ist?
Das erste Grün sprießt an den sonnigeren Stellen und rechts und links der Wege. Die Buschwindröschen weben grüne Teppiche, aber die Blüten sind noch wenige und die Knospen warten auf Sonne und Wärme und ihren Auftritt. Der Berliner Lauch wogt bereits im Wind. Nein, das ist kein Gras, das ist Essen.