Und jetzt geht es weiter ...
Hemmi Harriet Eichhorn hatte sich einen neuen Kobel gebaut, die Inneneinrichtung fehlte noch. Warm und kuschelig sollte es werden, aber erst einen kurzen Imbiss bei den Menschen holen. Bei der Gelegenheit sprang sie schnell mal hinein ins Wohnzimmer.
'Du Mensch, du hast so einen schönen warmen Schurwollteppich. Du gibst mir doch was ab?' Ein fest entschlossenes Eichhörnchen biss in unseren Berberteppich und versuchte Wolle mitzunehmen. Als ich dann laut 'Nein' sagte, flitzte sie unter den Sessel und versuchte es dort. Und ich steckte den Kopf unter den Sessel, Auge in Auge mit Hemmi und sagte wieder 'Nein'. Sie war so gar nicht meiner Meinung. 'Du hast doch genug?'
Aber ich stopfe ja schließlich meine Bären mit Schafwolle, also schnell etwas davon holen und Hemmi vor die Pfoten legen. Sie überlegte lange. Soll ich? Soll ich nicht? Auch Eichhörnchen sind wählerisch in den Dingen, mit denen sie sich einrichten. Der Teppich wäre ihr lieber gewesen. Aber dann nahm sie die Herausforderung in Gestalt eines großen Wollbausches an. Irgendwie in die Mitte beißen und dann ein Päckchen packen. So etwas Voluminöses zu einem kompakten Ball zu rollen ist für ein Eichhörnchen nicht leicht, die Arme waren mächtig in rollender Bewegung. Und dabei mit den Pfötchen immer von oben nach unten über die Wolle streichen ...
Dann hatte sie die Wolle fest im Mäulchen und brachte sie hoch in den neuen Kobel. Eine Zeitlang konnten wir noch den weißen Bausch in den Zweigen sehen, dann war alles verschwunden.
Hemmi kam mehrfach zum Wolle Abholen. Aber das war nicht schlimm, ich habe mehrere Kilos davon, auch wenn ich ihr das nicht verraten werde.
Einige Tage später, Schnee war gefallen, entdeckte sie die alte Fuchsfell-Boa, die, die seit einigen Jahren über unserer Terrassenlampe an der Wand hängt. Diese Pelzboas waren in den 1980er-Jahren der letzte Schrei, ich erinnere mich an Winterschluss-Verkaufsangebote beim Pelzhaus in Hannovers City, um die sich die Kundinnen regelrecht rauften. Damals, in den 80ern, hätte ich gerne gerne gerne eine gehabt, aber kein Geld dafür übrig. Diese alte Boa aus Fuchsfell fiel mir vor 4 Jahren beim Ausräumen des Kellers bei unserer Tante in die Hände.
In dem Moment machte ich eine Zeitreise zurück in die Begehrlichkeiten vergangener Tage. Und dann zerfiel beides. Die brüchige Boa und die Jugendsehnsucht. Denn heute - echter Pelz - ein 'no go'.
Die Boa-Reste hängte ich auf die Terrasse und die Meisen bedienten sich eifrig, um ihre Nestchen auszupolstern. Und nun fiel Hemmis Blick darauf. Sie kletterte auf den Hocker, der unter der Lampe steht, auf den großen Blumentopf auf dem Hocker, auf den Spiegel über der Blume und machte sich gaaaanz lang. Dann konnte sie in das Fell greifen und dann zog sie. Das brüchige Fell tat ihr den Gefallen und riss entzwei und so fiel sie zwar fast vom Spiegel, aber diese Beute war das wert.
Die Technik, das Fell mitzunehmen, war dieselbe wie bei der Schafwolle, aber so ein Pelz ist rutschiger, sperriger. Und die vielen Haare im Mund ... Als sie den Fellball sicher im Mäulchen hatte, guckte sie mich an. Und ich glaube sie war ein wenig stolz. Jedenfalls ist sie gut durch die kalten Tage und vor allem Nächte gekommen. Direkt luxuriös.