Nicht, dass wir nicht vorbereitet gewesen wären. Es war eine Rückkehr des Winters mit Ansage. Schon Tage vorher beherrschten Schlagzeilen die Medien - und verdrängten glatt den Sch...virus auf den zweiten Platz -, Schlagzeilen wie: "Deutschland erwartet Schneebombe", "Blizzard rollt aufs Land zu - hier droht ab Sonntag Schneechaos", "Schneefront rollt auf Deutschland zu", "Wintersturm hat Niedersachsen voll im Griff" oder gar "Schlimmstes Schnee-Chaos seit Winter '78 droht". Es gab sogar eine Sondersendung zum Schnee - noch bevor der Schnee fiel. Wow.
Ich war dabei, an Silvester 1978, und ich kann jedem Winterinteressierten versichern: Nein, das ist gar kein Vergleich. Damals gab es keine Warnungen im Voraus, weil keine Handys, keine Wetterapps, kein Internet, keine so detaillierte Wettervorhersage. Wir schlitterten damals völlig unvorbereitet einfach hinein in Schneeverwehungen, gesperrte Straßen, eingefrorene Weichen auf der Bahnlinie, Eisenbahnen, die irgendwann fuhren - vielleicht, aber sie versuchten es wenigstens - und Straßenbahnen, die gar nicht fuhren. Allerdings kann ich mich nicht erinnern, dass es soooo kalt war, wie jetzt gerade. The Beast kommt from the East.
Es fing in der Nacht zu Sonntag an zu Schneien und es schneite den ganzen Sonntag. Und Montag. Feinen Pulverschnee, der in Windböen vom Dach stiebte, sich in Ecken sammelte und in die Futterhäuser unserer Vögel eindrang. Die sammelten sich dicht am Haus, unter dem Gartentisch, an der großen Wasserschale direkt vor der Tür, die wir mit heißem Wasser enteist hatten. Wir fegten die Futterschalen frei, füllten neu auf und legten halbe Äpfel aus.
Das Rotkehlchen setzte sich direkt vor die Küchenterrassentür, die nicht so hundertprozentig schließt und deshalb immer etwas Luft durchlässt, in diesem Fall wohl die warme nach draußen. Und dann kamen die Wacholderdrosseln an. Sie kommen immer nur im 'richtigen' Winter und sind die Rambos am Futterhaus, die gern alle anderen vertreiben. Aber diesmal waren sie brav und ließen Amsel und Meise in Ruhe.