Wenn ein Monat es schaffen kann uns in eine Depri zu ziehen, dann steht der November auf Platz eins der Kandidatenliste. Das ist zum einen naturgegeben, durch die kurzen Tage, die fallenden Blätter, viel Nebel und Niesel und das grau-grau-grau. Zum anderen aber verschulden wir das selbst durch eine Anhäufung von Gedenk- und Feiertagen wie in keinem anderen Monat. Allerheiligen - Allerseelen - damit fing es an. Dann - Volkstrauertag - Buß- und Bettag - bleib im Bett-Tag sagten wir früher dazu, denn früher mal war das ein Feiertag und wir hatten frei, dann wurde er degradiert, fiel der Deutschen Einheit zum Opfer, und überhaupt - heuer schien die Sonne und das wär doch schade gewesen, sie so einfach zu ignorieren. Und gestern Totensonntag. Das Wort allein klingt schon nach Depri ...
Passend dazu träumte ich auch noch von Trauerfeier mit Sarg und Trauergästen, die sich aufs Erbe stürzten und wachte voller Schrecken auf.
Und als ob das alles nicht reicht ... auch noch Corona ...
Ich dachte: 'Packen wir den Stier bei den Hörnern'. Konfrontationstherapie.
Wir kauften Heidekraut-Pflanzen und fuhren vor einigen Tagen bewaffnet mit Schäufelchen und Harke zum Friedhof. Vielleicht erinnert Ihr Euch? Zum Friedhof Engesohde haben alle unsere Familienvorfahren ihren letzten Umzug gemacht, seit sich 1888 ein Urahne des besten-Ehemanns-forever dort ein Fleckelchen Grund und Boden gesichert hat. Wir sind Dauermieter, für eine Immobilie aus erster Hand sozusagen. Und es gibt immer noch keinen Langzeit-Rabatt für treue Mieter, aber alle 20 Jahre eine fette Rechnung. Die Stadt mit dem großen Loch in den Finanzen hat gerade eine Erhöhung der Friedhofsgebühren angekündigt. Zwecks Stopfens.
Friedhof soll, so unsere hiesige Tageszeitung, der ganz große fette Geheimtipp fürs Spazierengehen in Coronazeiten sein. Da ist es immer leer, da hat man viel Abstand, hat seine Ruhe und beruhigende Natur um sich herum. Spazierengehen und Runterkommen.
Mit unserer Heidekraut-Pflanzaktion war das ein eher anstrengendes Runterkommen, aber einen kleinen Spaziergang haben wir uns noch gegönnt. Es ist schon schön in Engesohde ... Und ja, doch, einige wenige Besucher waren unterwegs, aber das mit dem Abstand hatten einige so gar nicht drauf. Selbst auf einem weitläufigen Friedhof nicht. Und dann waren da natürlich die Gärtner beim Kampf gegen die fallenden Blätter. Dafür hatten sie nicht nur Harken sondern auch umgerüstete Aufsitz-Rasenmäher, mit denen künstlerischer Slalon gefahren wurde. Wrumm-wrumm.
Aber am Wochenende ist es in Engesohde bestimmt gaaanz ruhig.