Ach ist das ungerecht. Endlich ist der Reformationstag ein Feiertag und dann fällt er aufs Wochenende und geht irgendwie so unter. (Zumindest alle, die nicht am Wochenende arbeiten müssen, empfinden das so.) Aber was ist in diesem Jahr schon gerecht? Vielleicht wäre ein Winterschlaf nicht übel, die Bären machen den schließlich auch. Unsere genetische Ausstattung gäbe das her, verkündete gerade der Radiosender. Nur, wer weiß in welche Welt wir aufwachen würden ...
Und Halloween ist heute auch, aber irgendwie ... mir ist nicht danach. Ist es nicht auch so schon spooky genug? Der Tag begann grau-grau und quietschenass nach 24 Stunden Dauerregen. Der Sch...virus tobt mit 341 Neuinfektionen seit gestern und wieder gilt Social Ermitage, zum Einsiedler auf einem fiktiven Berg werden. Oder: 'Your home ist your island'. Spooky. Die Mordserie in Frankreich, die Durchgeknallten auf der Welt und in der Politik, die Bedenken einer manipulierten Wahl in den USA, die schmelzenden Gletscher, die ..... aaaaarg .... dagegen ist Halloween ... harmlos.
Konzentrieren wir uns auf Luther. Der glaubte an Gott und an den Teufel (und - ja - auch an Hexen) und hatte dunkle Seiten, aber er brachte uns auch eine für alle lesbare Bibel, die Thesen an der Schlosskirchentür und schlussendlich eine Kirche, die ohne einen 'Stellvertreter Gottes' auskommt und ohne das Zölibat. Die neue Situation mit der Konkurrenz der zwei christlichen Konfessionen löste auch jahrelange Kriege im Namen Gottes und des Geldes und der Macht aus ... Nichts ist nur gut oder nur schlecht, nur schwarz oder nur weiß ...
Hannover berief 1533 die ersten evangelischen Pfarrer. Aus der katholischen Marktkirche in Hannovers Zentrum wurde eine evangelische Kirche. St Georgii et Jacobi. Die meisten großen Kirchen der Stadt sind heute evangelische Kirchen.
Neben dem Eingangsportal der Marktkirche wachen der Heilige Sankt Georg mit dem getöteten Drachen und der Heilige Jacobus, Schutzpatron der Kaufleute und Reisenden und einst einer der Apostel.
Luther steht in Bronze neben der Kirche, sein Porträt hängt im Keller.
Also nicht so, wie wir heute Bilder im Keller verschwinden lassen und nur bei bestimmten Besuchen herausholen, sondern im recht schicken Gemeindesaal.
Das Lutherdenkmal wurde vor 120 Jahren aufgestellt, damals dreiteilig. Luther in der Mitte, links daneben Herzogin Elisabeth von Braunschweig-Calenberg-Göttingen, die 'Mutter' der Reformation in diesem Gebiet, rechts Herzog Ernst I. von Braunschweig-Lüneburg, der 'Reformations-Papa'. (Sie lebte von 1510 bis 1558, er von 1497 bis 1546 und sie waren nicht miteinander verheiratet.) 1941 wurde das Denkmal abgebaut, sollte in Hamburg für den Krieg eingeschmolzen werden. Nach dem Krieg fand sich die Lutherstatue wieder an und kam zur Marktkirche zurück.
Aber es gibt noch mehr Luther in Hannover. Die Lutherkirche, die Lutherschule und im Landesmuseum hinter dem Neuen Rathaus Luther als Gemälde. Etwas spooky ist "Luther auf dem Totenbett", gemalt von Lucas Cranach d. Ä. 1546 und wohl deshalb auch nicht ausgestellt. Aber ein Luther-Porträt hängt dort und auch das seiner Frau Katharina von Bora, beide aus Cranachs Werkstatt.
Vielen Dank an das Landesmuseum Hannover für die Erlaubnis meine Fotos von dort hier zeigen zu dürfen.