Der Oktober hat so etwas ... Endgültiges. Er sagt unmissverständlich: Jetzt ist das Jahr bald vorbei. Jetzt ist kein Sommer mehr, macht das Gewächshaus fertig für die Kübelpflanzen, holt die letzten Äpfel vom Baum, denn die Blätter werden fallen und es wird dann zu kalt für das Frühstück auf der Terrasse sein. Jetzt müsst ihr wieder hinein ins Haus. Denkt schon einmal an Weihnachtsgeschenke und wie ihr das Corona-Weihnachten mit der Familie gestalten wollt.
Ach ja. Seit Ostern haben wir mit unseren erwachsenen Kindern und Familie draußen gesessen, gegessen, getrunken, geredet. Und hatten gedacht, dann im Herbst wäre der Sch...virus auf dem Rückzug und wir könnten unbesorgt ins Haus. Aber jetzt sind die Infektionszahlen höher denn je und es sieht so gar nicht nach Rückzug aus. Uns wird gesagt, das läge alles an Ansteckungen im familiären Bereich, zu sorglos seien wir und damit also irgendwie selber schuld?
Wir sind alles andere als sorglos. Wir haben aber zu sechst rund um unseren Esstisch gesessen, Apfelmus und Pfannkuchen gefuttert und überlegt, wie groß der diesjährige Weihnachtsputer sein muss, damit alle satt werden. So. Und keiner von uns ist sorglos.
Es ist ja noch etwas hin. Vorher ist nun erst einmal der 'Tag der Deutschen Einheit'. Der 30ste, der will gefeiert werden, auch bei Corona. In Potsdam. Morgen.
Mein Leben teilt sich ein in eine Hälfte des geteilten Deutschlands und eine Hälfte der Einheit. Also so roundabout, mit den Jahren nehmen wir es besser nicht so genau. Wenn ich so zurückdenke - die Teilung war für mich 'Normalität', ich kannte es nicht anders, die Verwandtschaft 'drüben' war sowieso seltsam und meine Brieffreundin in Rostock wie auf einem anderen Stern. Und jetzt ist die Einheit genauso meine 'Normalität' geworden und undenkbar ist es, daran etwas zu ändern. Die Familienjugend, sowieso, hat Probleme die Zeit der Teilung irgendwie nachzuempfinden, zu verstehen und das ist auch gut so.
Es ist gut so wie es ist. Lasst uns feiern.