Noch mehr zu den Wasserspielen in Herrenhausens Großem Garten? Aber ja doch. Schließlich gibt es etwas zu feiern ...
Das Wasser für die vielen Teiche und Fontänen (und bestimmt zumindest teilweise für die durstigen Pflanzen) kam im 17ten und 18ten Jahrhundert in langen Leitungen vom Lindener Berg und vom Benther Berg im Südwesten Hannovers (dort sammeln heute noch die Harzwasserwerke Wasser). Es wurde in zwei Hochbehältern gesammelt, es gab auch schon Pumpen, aber wenn es in die Leitungen des Gartens floss ... plätscherte es so vor sich hin. Erst als Kurfürst Georg von Hannover zu King George I. geworden war, war die technische Entwicklung 1718 so weit gediehen, dass ordentlich (Wasser-)Druck in die Leitungen kommen konnte.
Ohne diese Technik gäbe es das Highlight der Große-Garten-Wasserspiele nicht: die Große Fontäne. Zu ihr gibt es ganz aktuell im Schlossmuseum eine Ausstellung: "recht was Königliches 300 Jahre Fontäne".
Vor 300 Jahren, im Zeitalter des Barock, gehörte es für die Herrscher dazu zu zeigen, dass sie die Elemente beherrschten. Das Wasser. Das war damals eine komplizierte Sache, Wasser mittels Pumpwerken in den Städten in Leitungen zu transportieren, zum Brunnen auf dem Marktplatz und zu Häusern einiger Reicher.
Aber was da aus den Hähnen kam - kein Vergleich zu heute.
Und dann verschwenderische Wasserspiele im Garten zu haben, (der übrigens etwa so groß war wie die ganze damalige Altstadt Hannovers) welch ein Luxus, damit ließ sich Eindruck schinden. Hannovers Herrscher waren auf dem Weg zu etwas Großem. Erst Herzog, dann Kurfürst, dann gar König. Der Welt und der Herrscher-Konkurrenz sollte gezeigt werden, dass man jetzt jemand war. Die Macht. Hannover war nicht London oder Paris, der Garten zwar exquisit - dank der Mama - aber nicht so groß wie Versailles. Versailles - in Versailles gab es eine Fontäne - 27 Meter hoch stieg dort das Wasser ...
Georg ließ bauen. Im südlichen Gartenteil, der so ab 1695 angelegt wurde, entstand 1700 das Wasserbecken, 50 Meter im Durchmesser, aber erst 1718 konnten (s. o.) die Arbeiten für die Große
Fontäne beginnen. Sie musste höher werden als die französische. Es dauerte zwei Jahre und fast so viele Reichstaler, wie einige Jahre später der Bau der Dresdner Frauenkirche
verbrauchte, bis Georg zufrieden war. Im September vor 300 Jahren sprudelte die Große Fontäne auf eine Höhe von 35 Metern. Er hatte den die größte.
Inzwischen ist an der Fontänentechnik immer wieder verbessert worden. Zwischenzeitlich überholten andere Sprudler unsere hannoversche Große Fontäne, aber dann holte sie wieder auf und setzte sich an die Spitze. Wenn heute das Wetter und die Umstände und alles andere günstig sind, schießt der Strahl mit 140 Stundenkilometern aus feinen Düsen auf 81 Meter. An normalen Tagen auf gute 70 Meter. Wenn man vom Schloss aus die Hauptachse des Großen Gartens entlang blickt, dann sieht man sie zwischen den Bäumen - und sie ist imposant. (Wie gesagt, wenn sie für zwei Stunden am Vormittag und am Nachmittag noch einmal angestellt ist.) Je näher man ihr kommt - und das dauert länger als vorher gedacht, der Weg ist lang - desto höher wird sie. Anders als bei Herrn Turtur auf Michael Endes Lummerland.
Sie steht im Zentrum strahlenförmig abgehender Wege, die wiederum auch je ein Zentrum mit kleiner Fontäne und strahlenförmig abgehenden Wegen haben. Die Wege sind durch hohe Hecken gesäumt, hinter denen inzwischen dichte Büsche und Bäume wachsen. Das sind die 32 Triangeln. Bis ins 20igste Jahrhundert standen in ihnen Obstbäume. Dann wurde das zu arbeitsintensiv und angeblich war es der Stadt Hannover nicht parkähnlich genug und so pflanzten sie Grünes.
* Die alten Stiche stammen aus: Alt-Hannover Die Geschichte einer Stadt in zeitgenössischen Bildern 1600-1900, Hrsg. Kunstverein Hannover, die Jahresgabe 1951, ein Geschenk an meinen Schwiegerpapa