Auftritt: Hochsommer. Für alle Norddeutschen, die so lange auf ihn gewartet haben. Denn Künstler lassen sich gerne etwas Zeit. Aber nun: Solo für den Hochsommer. Keine begleitende Schwüle, keine um ihn herum wuselnden Wolken. Einfach nur: Hochsommer. Blauer Himmel, trockene Luft und mal eben 30 Grad Celsius. Angeblich bleibt er mindestens eine Woche bevor die Tournee weitergeht. Abwarten. Vielleicht noch eine Zugabe oder ein paar Vorhänge?
Bevor er ankam bin ich noch einmal durch den Garten gekrochen und habe alles fein gemacht und vor allem habe ich die Raupen aus meinen vielen Buchsbäumchen geschnitten und gekillt. Der Buchsbaumzünsler ... Ich hasse diesen Schmetterling, der aus Asien eingewandert ist und seine Eier in meine Buchsbäumchen legt und dann schlüpfen eklige grüne Raupen, sitzen drinnen im Busch und fressen einfach alles ab.
Die Meisen haben tapfer die Raupen an ihre Jungen verfüttert, aber irgendwann hatten sie Zünsler satt und über und haben nur noch die Schnäbel gerümpft. Der Nachbar zur Rechten hat gegen ihn gespritzt, aber ich bin kein Freund von solcher Chemie. Der andere Nachbar hat gar nichts gemacht und seine Buchsbaumkugel zerfressen und zuspinnen und zukrabbeln lassen, so dass jede Menge Falter herumfliegen und die Nachbargärten heimsuchen können.
Ich komme mir vor wie Don Quijote beim Kampf gegen die Windmühlenflügel.
Außerdem - bevor der Hochsommer ankam habe ich noch schnell alle Fenster geputzt und die Gardinen gewaschen. Eine Punktlandung war das. Und sehr befriedigend, nicht immer auf den Fliegenschiss gucken zu müssen.
Jedenfalls kann ich mich jetzt ganz ruhig im Schatten auf die Gartenliege legen, meinen Rücken und die schmerzenden Arme pflegen und dösen. Dösen? Nein, dem Igel beim Schnarchen zuhören. Igel können ganz schön laut schnarchen.
Oh ja.
Tagsüber schläft Isidor unter der großen Holzbank hinten am Zaun. Da ist er geschützt vor Platzregen und hat es bei Hitze kühl und schattig und den ganzen Garten im Blick. Aber wenn es dämmerig wird, dann rumpelt er wie in jedem der letzten Sommer durch die Beete und seiner Angebeteten hinterher. Dabei fällt schon mal die große Rosenkugel um ...
Zwischendurch gibt es bei uns Sonnenblumenkerne und Wasser, da lässt er ihr ganz großzügig den Vortritt - und dann umkreist er sie wieder. Keuchend und schnaufend. Wir wissen nicht, was sie davon hält, so des Nachts - im Dunkeln. Immerhin kommt sie immer wieder zu uns in den Garten. Nur Nachwuchs haben wir leider noch nie gesehen.
Bevor jemand fragt - Meisen sind perfekt im Schnabelrümpfen. In unserem Olivenbaum hängt als Vogeltränke ein altes Glaswindlicht. Kühles Leitungswasser lieben sie. Aber wenn das Wasser schon sonnenwarm ist - oder vom Vortag - dann nimmt Meise einen Schluck und schüttelt den Schnabel so, dass das Wasser herausfliegt - und guckt den Kaffeetrinkenden Menschen vorwurfsvoll an. Schnabelrümpfen.