Manchmal fängt man mit "Etwas" an, klein und unverfänglich, und dann kommt man vom Hundertsten ins Tausendste. Und taucht Stunden später aus den Untiefen, ja wirklich Un-Tiefen, des großen Büroschrankes oder des Worldwideweb wieder auf und fragt sich, was man eigentlich gemacht hat.
Mir geht das regelmäßig so, wenn ich anfange, Mohairstoffe aufzuräumen, dann das Schleifenband ins Rutschen kommt und ich vielleicht noch nach passenden Accessoires suche, die in meiner Erinnerung genau ... da ... waren, oder doch woanders?
Heute ging mir das beim Lesen des Internet-Auftritts unserer Tageszeitung so. Da war ein Bericht über die Black-Lives-Matter-Demonstration in London und die Rettung eines weißen Mannes durch einen schwarzen Aktivisten und in dem "zum-Weiterlesen-anregenden Schnipselchen" stand als letzter Satz: "... - es entstehen ikonische Fotos."
Was für Fotos?
"Was ist ikonisch?" fragte ich den besten-Ehemann-forever und er sagte, das käme von Ikone. "Kenne ich," sagte ich, "unser legendärer hannoverscher Oberbürgermeister, der, der die Expo nach Hannover geholt hat und der gar nicht so weit entfernt wohnt, der sammelt Ikonen und drei nachgemachte ererbte Porzellanikonen liegen noch irgendwo in unserem Kellerschrank verstaut." Ikonen gehören zum orthodoxen Glauben und zeigen wahlweise Heilige, Jesus oder Maria und viel Gold und Heiligenschein. Was hat das mit Fotos zu tun?
"Bildhaft" übersetzte der Duden. Bildhafte Fotos? Ja, das dachte ich eigentlich, dass Fotos so sind. Und nebenbei, ich kenne "Eyeconic", aber das ist eine Rose in meinem Garten.
Etliche Google-Einträge später landeten wir auf dem Blog von Kai Bargmann, der einen wunderbaren Blogpost über dieses wunderliche Adjektiv geschrieben hat und sagten schließlich "Aah, ja, das ist es."
Übersetzung: 'Legendär' - oder 'Kultig'. Ja, Kultig, das ist das Wort. Mit kultigen Fotos kann ich gut leben. Aber kann die Zeitung das nicht gleich schreiben? Oder hat da jemand kluggeschissen ohne die Bedeutung zu kennen, einfach das englische 'iconic' eingedeutscht?
Ich bin schon einmal mit unserer Zeitung aneinandergeraten. Da standen zu einem kritischen Kommentar die erläuternden Worte: "ein Rant". Und ich habe die Zeitung gefragt, was das sei. Aber nie eine Antwort bekommen. Vielleicht wussten sie es selbst nicht.
Noch ein eingedeutsches Wort der englischen Sprache.