Es blüht wieder in der Eilenriede.
Und schon etwas länger, die Buschwindröschen hatten bereits vor gut vier Wochen begonnen und ganze Teppiche unter die Bäume gewoben. Vor vier Wochen gab es auch schon ganze Felder vom Berliner Lauch, bevorzugt direkt an den im Moment doch recht trockenen Entwässerungsgräben. Aber der Lauch blühte noch nicht, die Blüten waren noch knospig versteckt ganz unten am Stengel. Das hat sich nun geändert.
Die Lauchflächen stehen in voller Blüte.
Das ist jetzt sogar unserer Zeitung aufgefallen und sie hat darüber geschrieben. Ich hatte mich schon gewundert, dieses Jahr kein Artikel über den Kampf gegen den Einwanderer aus dem Kaukasus
via Berlin? Und dann kam er - als Bezahlartikel im Internetauftritt mal wieder
und ich verspüre immer noch keinerlei Lust ihnen dafür zusätzlich zu meinem Abopreis noch 10 Euronen im Monat in den gierigen Rachen zu werfen.
Aber - wo war ich noch? Ach ja, die Lauchflächen stehen jetzt in voller Blüte. Wunderlauch - Berliner Lauch - Allium paradoxum.
Jedesmal wenn wir seit diesem Sch...virus in Hannovers Stadtwald Spazierengehen waren, haben wir den Lauch langsam aufblühen gesehen. Und jedesmal haben wir uns einen großen Korb voll Lauch mitgenommen. Für die Küche. Am besten und zartesten sind die Blätter übrigens VOR dem Aufblühen. Eine Verwechslung ist praktisch ausgeschlossen, so typisch sind die Blätter und der Geruch und die Knolle, aus der er wächst. Wer trotzdem Bedenken hat, sollte warten, bis er blüht, denn wie er blüht, so blüht nur Allium paradoxum.
Denkt bitte daran: Das Sammeln erfolgt radikal, mit Stumpf und Stiel, alles, die gesamte Pflanze. Zu Hause die Stengel und Blätter von der Knolle abknipsen, ja, man kann auch die Blüten essen, man muss aber nicht. Es gibt ja genug. Gut waschen. Den Rest in die Restmülltonne werfen. Aufpassen, dass sich die Brutzwiebelchen nicht im eigenen Garten ausbreiten, denn ...man wird Berliner Lauch nur sehr schwer wieder los.
Ihr könnt alles damit machen, was auch mit Bärlauch geht. Berliner Lauch ist ein wenig weniger knoblauchig und mehr Richtung Frühlingszwiebel. Und er ist gesund, wirkt antibakteriell und entzündungshemmend und enthält Vitamin C.
Ich habe in diesem Jahr ganz viel gesammelt, meinen Tiefkühlschrank mit Lauchbutter und Lauchbrötchen gefüllt und die Eilenriede ist noch immer voller Lauch. Nach der Blüte, wenn er seine Brutzwiebelchen verstreut hat, werden die Blätter gelb und dann verschwindet er - bis zum nächsten Frühjahr.
Aber wenn jeder Hannoveraner im Frühjahr nur einmal einen Korb voll sammeln würde, dann bekämen wir die Ausbreitung vielleicht in den Griff und die einheimischen Frühlingsblüher hätten bessere Chancen.
Auf Hannovers Internetseite ist heute ganz aktuell auch ein Artikel darüber erschienen, den Kampf gegen die Einwanderer und ein Bild von Gärtnerinnen, die mit der Hand den Lauch herausreißen. Dabei ist ein Projekt 'Städte wagen Wildnis' mit im Spiel samt Projektgeldern des Bundesamtes für Naturschutz (über 960.000 Euronen) und Forschungsaufträgen der Universität, vor allem aber Geld. Hannover selbst zahlt gut 380.000 Euronen aus Haushaltsmitteln. Ach wie einfach wäre es, wenn sie alle Hannoveraner zum Ernten auffordern würden und einige Rezepte publizieren ... Das würde den Geldbeutel schonen, den städtischen und unseren.
Apropos Rezepte - Am schnellsten und einfachsten verarbeitet Ihr den Lauch zu Lauchbutter. Dafür braucht man eine ganze Menge Grünmasse, aber hei, je mehr desto besser.
Für Lauchbutter werden 400-500 Gramm gut gewaschene und trocken getupfte Alliumblätter kleingeschnitten, dazu kommt die abgeriebene Schale einer ungespritzten Limette (und wenn ihr mögt auch der Saft, aber dann wird es etwas matschig) und ein weiches Stück Butter (250 Gramm) vermischt. Dann wird das Ganze mit einem Pürierstab durchpüriert, das ist etwas mühsam und dauert.
Aber man kann dabei selbst entscheiden, wie fein es werden soll. Ich mische kein Salz dazu, sondern tue mir lieber hinterher so viel drauf, wie ich mag - denn ich mag es nicht so salzig wie meine Familie. Die Butter lässt sich prima in kleinen Portionen einfrieren. Sie schmeckt über Pellkartoffeln oder Gegrilltem. Sie schmeckt auch auf Brötchen.
Oder ihr backt den Lauch gleich in Lauchbrötchen ein. Sehr lecker mit salziger Butter oder zum Grillen.
Für etwa 20 Brötchen nehmt ihr 500 Gramm Weizen- oder Dinkelmehl, am besten Vollkorn, es geht aber auch Type 1600 oder 1050. Das Mehl mit 1 Tütchen Trockenhefe und einem Teelöffel Salz mischen. In die Mitte eine Mulde drücken.
In die Mulde kommen 200 Gramm flüssige Butter, 1 ganzes Ei Größe L (am besten etwas verquirlt) und 2 Teelöffel Honig. Mit den Knethaken des Handmixers verkneten und dabei etwa 220 ml zimmerwarme Milch dazu laufen lassen. Gut kneten, der Teig soll elastisch und nicht zu weich sein.
Mit den Händen den Teig in der Schüssel zu einer Kugel formen, mit einem Tuch abdecken und an einen warmen Platz stellen. Die Hefebakterien mögen 32 Grad Celsius. Nach 2 Stunden, evtl. 3 Stunden hat sich der Teig im Volumen verdoppelt.
Während des Wartens wird der Lauch geputzt und gewaschen, getrocknet und 160 Gramm abgewogen. Diese Menge in feine Röllchen schneiden. Außerdem 1 große rote Zwiebel fein würfeln und unter den Lauch mischen.
Wenn der Teig soweit ist, wird er noch einmal gut geknetet und dabei wird die Zwiebel-Lauch-Mischung untergemengt. Dann werden aus dem Teig 20 Kugeln geformt, auf zwei Bleche (mit Backpapier ausgelegt) gesetzt und noch einmal mit Handtüchern abgedeckt und 30 Minuten gehen gelassen.
Der Backofen wird auf 180 Grad Umluft/200 Grad Ober-Unterhitze geheizt und schließlich werden die Brötchen 30 Minuten gebacken.
Noch warm essen, den Rest sofort einfrieren. Sonst bleibt nichts übrig.