Dort, wo sonst über uns die Flugzeuge ihre Kondensstreifen durch den blauen Himmel woben und wir natürlich auch ihre Motoren hörten, mal lauter, mal leiser, ist derzeit fast nur noch Himmel und nur ganz ab und zu ein Flieger, wir schauen dann hoch und fragen uns, wohin er wohl fliegen darf, und richtig laut sind nur die Rettungshubschrauber der (Luftlinie) recht nahe gelegenen Medizinischen Hochschule, die allerdings fliegen so tief und sind so laut, dass neu Zugezogene den Kopf einziehen. Wo sonst Autos in den Straßen kurvten und einen Parkplatz suchten, also einige tun das immer noch, aber viel weniger als vorher, da stehen jetzt die Straßenränder lückenlos voll mit dem Liebsten des Deutschen und nur ab und an taucht ein Paketdienst auf oder die Helden des Alltags, die nicht im Homeoffice arbeiten können. Selbst die Straßenbahn, die wir bei Südwind immer so prima hören können, fährt nun seltener als in prä-Homeoffice-Tagen. Nur wenn die Straßenreinigung durch unser Viertel fährt jagen wir erschreckt hoch. So laut ist das auf einmal. Die Tage sind ruhiger geworden und irgendwie passt das zum heutigen Karfreitag. Schließlich ist er ein 'stiller' Feiertag.
Unsere europäischen Erdbebenwarten sagen dazu, dass sie jetzt auch ganz, ganz kleine Beben hören können, da die Vibration der Erde durch die darauf herumlaufenden Menschen und herumfahrenden Autos usw. nicht mehr so hoch ist. Da sieht man mal wieder was wir Menschen auf unserer Erde noch so alles beeinflussen. Selbst die Schwingungen der Erdkruste.
Nur in den Gärten um uns herum ist es nun lauter als sonst, denn die Kinder dort sind zu Hause. Und die aufpassenden Eltern, die so gerne draußen telefonieren und ihren Kids beibringen, wie es sich beim Fangenspielen schön laut kreischen lässt. Und die Heimwerker ... Vorn in der Straße ist ein Haus eingerüstet, Handwerker klettern auf dem Dach ... links daneben werden lange Bretter ins Haus getragen und es hämmert ... beim Nachbarn links und beim Nachbarn rechts werden die Dächer repariert ... Eichhörnchendame Hermine Eichhorn schaut missbilligend vom Baum herunter und verzieht sich auf eine Haselnuss auf unsere Terrasse. Zumindest die Handwerker haben Ostern Pause.
Aber insgesamt sind wir privilegiert. Wir haben Berufe, die wir von zu Hause ausüben und das müssen wir nicht erst neu einüben, das tun wir schon des längeren. Wir haben ein Haus mit einem anständig großen Garten, der endlose Beschäftigungs- und Chillmöglichkeiten, vor allem Beschäftigungsmöglichkeiten, bietet, genug Bücher und Filme für Jahre und Klopapier im Keller und Weizen und Hefe im Vorratsschrank. Unsere Kinder sind groß und erwachsen, aber auch als sie noch klein waren, waren sie gut im sich-mit-sich-selbst-beschäftigen. Wir leben in Deutschland mit all seinen Vorteilen an denen wir sonst so gern herummäkeln und der deutschen Gründlichkeit, die gerade sehr vorteilhaft ist, seinem Gesundheitssystem, das teuer und durchaus verbesserungsfähig ist, aber derzeit beruhigend verlässlich und kompetent, seinen im Moment erstaunlich guten Politikern, die auf die Fachleute hören und handeln, wow, wer hätte das gedacht, und niemanden interessiert was die Nazis von sich geben. Und es gibt keine Randale in den Fußballstadien.
Der Nachbar von links hat geklingelt und - mit 2 Metern Abstand zur Haustür - gefragt, ob wir etwas bräuchten. Und wir haben bei den Nachbarn von rechts geklingelt und - mit 2 Metern Abstand zur Haustür - gefragt, ob sie etwas bräuchten. Wir richten uns ein mit den Umständen. Und wir hoffen, alle anderen tun das auch, vor allem die, die beim Einkauf nicht bis Zwei zählen können.
Die Medien haben geschlussfolgert, dass die Hamsterkäufe in den Supermärkten zu einem Ende gekommen seien, weil die Klopapierhersteller in den letzten Tagen einen massiven Umsatzeinbruch gehabt hätten. Ganz ehrlich ... weder in zwei Edeka-Märkten, noch im Penny, noch bei Rossmann gab es Klopapier/Küchenrollen/Taschentuchboxen und der Umsatzrückgang liegt einfach daran, dass es nichts zu kaufen gab. Dafür konnten wir unsere Versorgung mit Backwaren durch den Erwerb von 2 Kilogramm Weizenkörnern absichern.