Und lernt noch immer dazu.
Selbst beim Superbowl-Finale. Das war in der Nacht von Sonntag auf Montag und Hannovers Superbowlfans konnten sich mit allem eindecken, von dem der hiesige Handel meint, dass es dazu gehört: Brötchen in Form des Football-Balles, Popcorn, Chips, Hotdogs samt eines speziellen Geräts zum Heißmachen (aber hei, man kann darin auch Eier kochen, also nochmal darüber nachdenken), die 'echten' Burgerpatties und die 'originalen' Spareribs, Marshmallows und süße Fertig-Pancakes. Alles natürlich mit aufgedrucktem Union Jack.
Das Finale fand in Miami statt, der Stadt, die wir aus 'Miami Vice' so gut kennen, wo früher Sonny Crockett mitsamt Alligator auf seinem Boot wohnte und alle Frauen dünn, langhaarig und -beinig waren. Die zwischendurch im TV eingeblendeten Football-Spielerfrauen ließen vermuten, dass das auch heute noch so ist - und alle zum selben Chirurgen gehen.
Bis Ende des ersten Viertels sahen wir live, einschließlich des grandiosen Einmarsches der Spieler und des Balles und ja, so etwas würde ich mir für den deutschen Fußball wünschen, die restlichen drei am Morgen nach dem Aufstehen. Wir mussten höllisch aufpassen, nicht von irgendwoher das Ergebnis des Spiels zu hören. aber das versetzte uns in die komfortable Lage all das SingleParshippen und die übrige nervige Werbung einfach vorzuspulen.
Es war sehr spannend. Ich habe gelernt, je mehr ich über Spielregeln und Spieler weiß, desto spannender ist es. Die Erklärungen der vier moderierenden deutschen Jungs waren sehr hilfreich für meinen Lernprozess.
Es spielten die San Francisco 49ner (englisch ausgesprochen), mit einem wirklich gut aussehenden Quarterback, so ein bisschen George Clooney, und die Kansas City Chiefs um den silbernen Pokal, ein Ei mit Stiel, ein Ufo, das auf einem Felsen gelandet ist, ein ... Wenn man da erst mit Assoziationen anfängt ...
Dass San Francisco, durch dessen Straßen nicht nur Michael Douglas und Karl Malden sondern auch Mister Monk gelaufen sind, an Amerikas Westküste liegt ist klar. Aber Kansas City? Irgendwo in der Mitte? Dann gewannen die Kansas City Chiefs und ich habe ganz viel über Kansas gelernt.
Kansas sieht auf der Landkarte wie ein mit dem Lineal gezogenes Rechteck mit rechtsoben angeknabberter Ecke aus, wie das so ist, wenn zuviel Land vorhanden ist auf dem 'nur' Indianer leben. Ziemlich genau mitten drin in den Vereinigten Staaten liegt es. In Kansas gibt es so bedeutende Orte wie Wichita und Dodge City, das uns aus 'Rauchende Colts' vertraut ist. Kansas heißt Kansas weil der ursprünglich hier lebende Indianerstamm Kansa genannt wurde. Der durch Kansas fließende Fluss heißt deshalb auch Kansas. Er fließt in den Fluss Missouri, der in besagter angeknabberter Ecke an der östlichen Staatsgrenze entlang verläuft. Hier liegt die Stadt Kansas City am Westufer des Flusses. Hauptstadt von Kansas ist übrigens Topeka, nicht Kansas City.
Auf der Landkarte rechts von Kansas, also östlich, liegt der Bundesstaat Missouri durch den der Fluss Missouri fließt. Beide heißen so, weil der ursprünglich hier lebende Indianerstamm Missouri genannt wurde.
Die Indianer übrigens leben nicht mehr, nicht mehr in diesen Staaten sondern in Oklahoma, und überhaupt fast gar nicht mehr. Aber 'ihr Andenken wird hoch gehalten', sagt der
Tourismusführer.
Da, wo aus Kansas kommend der Kansas in den Missouri mündet, liegt am Ostufer des Missouri, d. h. im Staat Missouri, die Stadt Kansas City. Alles klar? Auch sie ist nicht Hauptstadt, das ist Jefferson City. Aber - sie ist die Stadt der Kansas City Chiefs.
Die beiden Kansas City liegen sich, getrennt durch den Fluss und eine lange Rivalität, gegenüber. Und man mag so gar nicht mit dem Nachbarn verwechselt werden. Obwohl ... Angeblich war das Missouri Kansas City zuerst da, wirtschaftlich recht erfolgreich. Und die Leute in Kansas haben ihre Stadt erst danach gebaut und sie absichtlich Kansas City genannt, extra damit man sie verwechselt. Angeblich haben sich auch alle lieb. Inzwischen gibt es ganz modern und grenzübergreifend die Metropolregion Kansas für den wirtschaftlichen Fortschritt. Es ist alles ein wenig kompliziert, aber was kann man schon erwarten in einem Land, das sich so einen Präsidenten wählt.