Ich habe es schon in den Vorjahren erzählt. Unsere familiäre Weihnachtszeit dauert immer bis zum 6. Januar und den 'Heiligen Drei Königen' und erst danach verschwindet das Weihnachtliche in Kisten und Schachteln und der Winter hält dekortechnisch Einzug.
Auch von den 'Drei Königen' habe ich schon erzählt. Aber noch nicht, wie es mit ihnen weiterging. In Köln.
Die 'Heiligen Drei Könige' waren Magier, Gelehrte, vielleicht auch Könige, die nach Bethlehem kamen um dem neugeborenen Jesus zu huldigen. Wer und wie viele sie wirklich waren, ob es sie überhaupt gab, ob sie tatsächlich mit Weihrauch, Gold und Myrrhe kamen und was aus ihnen wurde ... das liegt im Dunkel der Vergangenheit. Aber offenbar gab es sehr schnell Geschichten, die über sie erzählt wurden. Die Geschichten entwickelten sich. Am ausführlichsten sind die im 'Breviarium Coloniense' aus dem Jahr 1521.
Helena, die Mutter des Kaisers Konstantin (das ist der, der von 306 bis 337 Kaiser von Rom war, Konstantinopel gründete und 326 seine Frau und seinen ältesten Sohn ermorden ließ, aber über Letzteres spricht man nicht gern), ging 326 auf Pilgerfahrt ins Heilige Land, ja in dem Jahr in dem ..., und fand dort auf wundersame Weise die Skelette der schon lange, lange verstorbenen 'Drei Könige'. Und nahm sie gleich mit sich zurück nach Konstantinopel.
Von dort soll sie ein Bischof nach Mailand gebracht haben. Sie kamen in einer Kirche außerhalb der Stadt in einen Sarkophag. Heiligenverehrung war damals noch 'out', Märtyrer waren 'in'.
Dann kam Kaiser Friedrich I. (bis 1190 König/Kaiser des deutsch-römischen Reichs) und belagerte und zerstörte Mailand im Jahr 1162. Die Überreste der 'Drei Könige' durfte sein Berater, der Kölner Erzbischof mit sich nehmen. Die Sicht auf diese Reliquien hatte sich verändert, ihr Besitz verschaffte inzwischen höchste politische Macht. Der Erzbischof tourte zunächst mit ihnen durch die Städte seiner Reiseroute, ließ Messen lesen und steigerte so den Bekanntheitsgrad. Als er nach fast zwei Monaten Ende Juli 1164 in Köln ankam, wurde Köln zu einem der wichtigsten Wallfahrtsorte der damaligen Welt.
Marketing. Die Pilger kamen in Strömen.
Die Gebeine kamen in den damaligen Kölner Dom, den Vorgänger des heutigen. Wahrscheinlich waren sie sogar ein (Mit-)Grund für den Domneubau.
Und ein Behältnis für sie musste her, der Bedeutung und Wichtigkeit angemessen. Vom damals besten Goldschmied weit und breit. So entstand in 40 Jahren der Dreikönigenschrein, eine ganz fabelhafte, wunderschöne Goldschmiedearbeit, prächtig, prächtig. Er steht nach wie vor im Dom, inzwischen in einer Glasvitrine, und nach wie vor enthält er die Reliquien der 'Heiligen Drei Könige'. Oder?
1864, 700 Jahre nach Erhalt der Reliquien, schaute man nach, ob noch alles in Ordnung ist. Der Schrein enthält tatsächlich drei Skelette (eines 12-, eines 30-, eines 50-Jährigen), natürlich nicht komplett, und noch einige Knochen mehr von anderen Heiligen. Die Köpfe der 'Drei' kamen auf ein Häupterbrett in der Goldverpackung. Und wenn jährlich am 6. Januar an der Giebelseite des Schreins die mittlere Platte entfernt wird, können die Gläubigen und Neugierigen im Dom sie sehen:
Die Heiligen Drei Könige
Oder?
Ganz aktuell und ausnahmsweise dieses Jahr bleibt der Schrein bis zum 12. Januar 2020 geöffnet.
Die Fotos aus dem Dom-Innenraum zeige ich mit freundlicher Genehmigung des Dombauarchivs Köln. Ich hätte gerne noch mehr gezeigt, aber für die Genehmigung muss jedes Foto eingereicht und dann mit vorgeschriebenem Text auf den Blog gestellt werden und das kostet Zeit, Nerven und meinen Spaß am Zeigen.