Ich hatte die gelben Apfelbaumblätter vom Rasen geharkt, da hatte ich sie gesehen: kleine Löcher im Gras, unregelmäßig, als hätte jemand Stäbe hineingesteckt und dann wieder entfernt. Ich rief meinen Mann: "Guck mal." Und dann standen wir da und rätselten.
Dann wollte ich die Klettergurke, unsere Akebia quinata, zurückschneiden, damit sie nicht in das alte Vogelfutterhaus hineinwüchse. Und das Häusledach, zwar verwittert und moosig, aber immerhin 3 Zentimeter dick, hatte am Rand ein fettes Loch. So groß wie ein 2 Euro Stück. Und ein zweites kleineres gleich neben der Aufhängung.
Löcher - aarg - mein schönes Futterhaus ...
Der erste Gedanke war: Hemmi Hermine Eichhorn mit ihrem Kind, Hemmi, die ja auch schon versucht hatte, eine unserer Tischdecken mitzunehmen und dabei viele kleine Schnitte mit scharfen Zähnen in sie gemacht hatte. Aber Löcher ins Futterhaus? Und die vielen Löcher im Rasen?
Dann sahen wir den Übeltäter. Er war Grün. Er war Rot. Er hatte einen langen spitzen Schnabel. Und Flügel. Er bohrte Löcher in den Rasen.
Ein Grünspecht. Ein Grünspecht war noch nie bei uns gewesen, aber nun kommt er regelmäßig. Ich finde ihn äußerst attraktiv. Schachbrettmuster an den Flügeln, wer hat das sonst?
Grünspechte bauen Höhlen in alten Bäumen und besonders gern in Pappeln, die bei uns zum Beispiel am nahen Mittellandkanal stehen. Sie bleiben ihrem Revier treu und fliegen gerne immer dieselben Routen, weshalb dieser Specht bestimmt über längere Zeit wieder kommen wird. Grünspechte ernähren sich von Insekten, ihre Leib- und Magenspeise sind Ameisen. Ein Grünspecht kann seine Zunge 10 Zentimeter weit herausstrecken und damit die Ameisen aus dem Boden holen. Erst bohrt der Schnabel das Loch, dann fängt die Zunge die Ameise. Wir haben deshalb gute Aussichten, dass die Ameisenpopulation in unserem Rasen im nächsten Jahr einen entscheidenden Einbruch erleben wird.
Und das Futterhaus bekommt ein neues, solides Dach. Damit es nicht mehr hinein regnet.