Es ist Zeit für einen kleinen Sommerrückblick ehe wir endgültig in den Herbst schlittern.
In diesem Sommer gab es eine ganze Menge Schmetterlinge. Zu uns in den Garten kamen Zitronenfalter und Kohlweißlinge, umkurvten elegant die Kohlmeisen und landeten auf ihren Lieblingsblüten. Kaum blühte die große Buddleia kamen die Distelfalter und ich dachte: Wow, das sind aber viele diesmal.
Dann fuhren wir nach Herrenhausen in den Großen Garten und bummelten durch die kleinen Themengärten, die gleich hinter den Schwanenteichen liegen. Diese Sondergärten sind recht jung, sie wurden erst 1937 angelegt, nachdem die Stadt Hannover den Garten vom Welfenhaus gekauft hatte. Begrenzung und Struktur der Sondergärten geben Hainbuchenhecken. Der bunteste und blumigste der Themengärten ist der "Niederdeutsche Blumengarten". Und der gepflegteste. Dort waren Distelfalter. Richtig viele Distelfalter. Und ich dachte: Vergiss deinen Garten. Das hier sind sehr viele.
Im Zentrum des Blumengartens steht die Figur "Veritas" (auf Deutsch "Wahrheit") aus dem Jahr 1730. Veritas hat ganz gut zu tun, mit dem Fuß drückt sie die Erdkugel etwas platt, in den Händen hält sie die Sonnenscheibe, außerdem einen Palmzweig als Symbol für den Frieden und ein Buch als Symbol für die Erkenntnis. Veritas kam erst 1915 in den Großen Garten und noch später erst an ihren Platz inmitten von bunten Blumen.
Die Bepflanzung der Beete ändert sich ständig. Als wir beim Kleinen Fest im Großen Garten waren blühten noch die Sonnenblumen rund um die Veritas. Als wir nun dort waren, waren sie verschwunden, dafür gab es riesige Artischockenpflanzen und kleine Buddleias, viele, viele Staticen, Dahlien und Zinnien, Astern und gelbe Rudbeckien und Sonnenhüte. Die Distelfalter waren wie im Rausch.
Distelfalter sind Nomaden. Sie vertragen unsere winterliche Kälte nicht und sind deshalb in den kalten Monaten in Afrika. Dann fliegen sie über die Sahara in den Mittelmeerraum und von dort Richtung Norden. Bis nach Deutschland, bis nach Skandinavien und bis nach England. Das kann mehrere Faltergenerationen dauern - manchmal aber nur eine. Wie sie das machen, wie die Kenntnisse über die Flugrouten an die Eier, die Raupen, die Nachwuchsschmetterlinge weitergegeben werden - das ist noch nicht erforscht.
In diesem Jahr sind besonders viele Distelfalter bis Deutschland gekommen und anders als sonst über eine 'Naher Osten - Iran - Israel - Nordwestroute' zu uns. Warum, das ist ebenfalls noch nicht erforscht. Aber der NABU arbeitet dran.
Auch auf den amerikanischen Kontinenten fliegen die Distelfalter im Frühjahr nordwärts. Auch das ist nicht erforscht.
Und nun im Herbst fliegen sie wieder zurück bis nach Äthiopien, manche bis zu den Kanarischen Inseln. Das sind mal eben 4000 Kilometer. 4000 Kilometer Flug eines kleinen Schmetterlings.
Sie können so viel mehr als wir Menschen.
Wer in diesem Sommer nicht da war, das waren die Tagpfauenaugen, das waren der Kleine und der Große Fuchs. Warum?