Bereits Ende Juni waren wir im Berggarten in Herrenhausen. Die Herrenhäuser Gärten hatten Infos geschickt, eine Ausstellung gäbe es im vorderen Bereich des Berggartens und die ginge nur bis Anfang Juli, eine Ausstellung mit dem Titel "Forscher-Sammler-Pflanzenjäger - Unterwegs mit Humboldt und Co."
Ich war mega interessiert. Es gibt ein wunderbares Buch über Humboldts Leben und seine Reisen und ich habe jedes Wort darin gelesen: 'Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur' von Andrea Wulf.
Herr von Humboldt könnte am 14. September seinen 250sten Geburtstag feiern - wenn er denn könnte - und vielleicht deshalb wurde die Ausstellung nun bis Ende September verlängert. (Und deshalb kommt jetzt doch noch dieser Post.) Eigentlich hätten sich die Verantwortlichen das auch gleich überlegen können ... Und ich überlege, ob ich noch einmal gehen soll, am 14. September natürlich.
Die Ausstellung besteht aus großen Tafeln, auf denen in Schrift und Bild die Pflanzensammler und -sammlerinnen, ja es gab tatsächlich einige wenige, vergangener Zeiten vorgestellt werden. Historisch begann die Pflanzenjagd mit Ägyptens Pharaonen, die sich Gärten anlegten (das MAK hatte vor einigen Jahren eine hübsche Ausstellung dazu) und mit den Chinesen.
Dann kamen die Europäer, die im Zuge der Entdeckung neuer Welten und Kolonialisierung weite Reisen unternahmen und hofften, noch unbekannte Gewächse zu entdecken. Manche für Ruhm und Ehre (und manche wie Humboldt gaben dafür ihr Vermögen aus), viele - natürlich - vor allem - für kommerziellen Erfolg. Gewürze aus fernen Ländern wurden hoch bezahlt. Und das alte Europa war verrückt danach und nach neuen Pflanzen und brachte so manchen zu Reichtum. Aber das Risiko war hoch.
Und natürlich, aus heutiger Sicht bestohlen sie die anderen Kontinente und plünderten die Länder aus. Und das Schlimme ist, damals dachte sich niemand etwas dabei.
Die Tafeln sind im Berggarten in den Schauhäusern und dem Schmuckhof davor angebracht, in räumlicher Nähe zu Pflanzen, die die beschriebenen Pflanzensammler entdeckt haben. Ihr könnt lesen und dann suchen. Erst im Text den Hinweis auf die Pflanze und dann die Pflanze selber. Oder ihr gönnt euch, so wie ich, für 7 Euronen das Begleitbüchlein mit allen Texten der Tafeln, auch denen, die ihr nicht gefunden habt, und lest bequem in der Sofaecke.
Über Herrn Forster, der den Neuseelandflachs entdeckte. Über Herrn Kaempfer, der Gingko und Maulbeerbäume beschrieb. Über Herrn Thunberg, der über Fächer-Ahorn, Mahonie und Spindelstrauch schrieb. Über Monsieur Plumier, der Begonien, Fuchsien und Magnolien mitbrachte. Über eine Frau, Jeanne Baret, die die Bougainvillea entdeckte. Oder über Herrn von Martius, den "Vater der Palmen".
Und vor allem und wichtig-wichtig-wichtig über Hermann Wendland aus Hannover. Schon Papa Wendland und Opa Wendland waren Botaniker und Hofgärtner in Herrenhausen und er wurde das auch und holte Palmen ("der Meister der Palmen"), Orchideen und die Flamingoblume in die Gewächshäuser und beschrieb und kultivierte als erster die Usambaraveilchen. Sie sind etwas aus der Mode gekommen, aber meine Mutter hatte sie noch auf der Fensterbank.
Und ich denke, eigentlich könnte ich mir eines gönnen. Alle Moden kommen irgendwann wieder.