Die Medien sind im Mondfieber. 50 Jahre nach dem großen Schritt für die Menschheit.
50 Jahre nach Amerikas erstem Schritt auf der Mondoberfläche. Die amerikanische Flagge haben sie dort in den Boden gerammt - allerdings ist sie beim Wieder-Abheben mit der Mondfähre einfach umgefallen.
Von überall schallt es uns entgegen: Apollo 11. Neil Armstrong - Buzz Aldrin - Michael Collins. Mondnostalgie. Das Deutsche Erste Fernsehen ARD hat auf seinem Kanälchen Alpha die abendliche Übertragung und die ganze Nachtsendung von damals noch einmal gebracht. Die Nachtsendung zur nächtlichen Originalzeit, oh ja. Und mit 50 Jahren Abstand muss ich ehrlich sagen, dass früher nicht alles besser war und medientechnischer Multimedia-Fortschritt mit Animationen und besseren Bildern nicht zu verachten ist. Und etwas Lockerheit vor der Kamera.
Damals: Alles Männer, alle im Anzug mit Krawatte, außer zweien im nachempfundenen Raumanzug mit Plexiglaskugel als Helmersatz auf dem Kopf, der Moderator stülpte sie dem schüchternen Raumfahrer-Studenten über, musste sie ihm aber gleich wieder abnehmen, sonst wäre der Ärmste wohl erstickt. Die Landefähre stand nachgebaut als Modellbau-XXL daneben und die Knöpfe durften auch alle gedrückt werden, zur Simulation der Dinge im All einschließlich des sich Hinausquetschens durch die kleine Luke der Fähre - und ein großer Ball, eine Mondnachbildung mit allen Maren und Kratern, stand daneben.
Vor 50 Jahren wurde ich von meinem Vater nachts um 2 Uhr wieder aus dem Bett geholt und aufs Sofa gesetzt. Wir waren gerade bei meiner Großmutter zu Besuch und die Erwachsenen saßen mit süßem Sekt, Likörchen, Salzbrezeln und Mettigel vor dem Fernseher und waren höllisch aufgeregt. Ich fand es langweilig und schlief auf dem Sofa wieder ein. Bis ich gerüttelt wurde: "Jetzt! Jetzt geht er auf den Mond!" Ja, und? Jules Verne war doch schon längst da und Peterchen auf Mondfahrt und Mecki und Jockel flog zum Blauen Stern. (Captain Kirk erkundete schon seit 1966 die unendlichen Weiten - in Deutschland allerdings erst ab 1972 - Raumpatrouille Orion durfte ich nicht schauen - beides zählte also noch nicht.)
Aber so habe ich den Schritt gesehen, den für die Menschheit.
Als ich mir die Wiederholung der Nachtsendung angesehen habe, wäre ich fast wieder eingeschlafen, aber wir haben es aufgezeichnet und können vorspulen (bis zu den 'deftigen' Stellen).
Die damalige Faszination war gigantisch, es ging aber auch um die Macht im All, darum den Russen eins auszuwischen (wie bekloppt), darum, dass ein Deutscher, dessen Vergangenheit erfolgreich von uns und den Amerikanern verdrängt wurde, ein Teil des Erfolgs war. Da war man schon ein bisschen stolz ...
Die Söhne Neil Armstrongs haben pünktlich zum Jubiläum Papas alten Koffer mit Apollo-Souvenirs wiedergefunden und vor ein paar Tagen den Inhalt versteigert. Das hat sich gelohnt. Sogar den
Kindheitsteddy ihres Vaters haben sie in die Versteigerung gegeben. Das hätte ich nie getan, hätte ihn aufbewahrt für kommende Generationen.
Und dann flogen sie mit den Apollos noch ein paarmal zum Mond, aber das war schon 'same procedure as every year' und nur noch halbe Aufregung - und dann nur noch in die Umlaufbahn der Erde und zur ISS. Hier arbeiten viele Länder zusammen, niemand muss sich mehr profilieren, seine 'Marke' setzen - oder doch? Trump will jetzt unbedingt zum Mars, schnell, noch während seiner von ihm fest erwarteten zweiten Amtszeit. Er macht Druck bei der NASA. Und ja, ich finde das gut. Wenn er selber die amerikanische Flagge auf den Mars pflanzt. Die Reise dorthin dauert etwa 15 Monate, 16 Monate Aufenthalt (wegen der elliptischen Bahn der Planeten, bis der Abstand wieder passt, damit die Reise möglichst kurz ist), 15 Monate zurück, das Risiko nicht zurückzukommen ist schön hoch (vor allem wenn aus Zeitmangel auf Sicherheitstests verzichtet wird) ... Besser als der Tower.
Noch einige hübsche Kleinigkeiten der Sendung auf Alpha:
Zuschauer konnten telefonisch Fragen an diverse Fachleute diverser Universitäten stellen (alles Männer, alle im Anzug mit Krawatte und alle müde, nur an den Telefonen saßen Frauen, ausschließlich Frauen, um die Fragen aufzuschreiben).
"Wie spät ist es auf dem Mond, wenn es hier 17.00 Uhr ist?" "Die Astronauten haben eigene Uhren mit." Dann kamen allerdings noch Erläuterungen zum Mondtag und dazu, dass die Zeit im Houston-Kontrollzentrum relevant sei.
"Wie lauten die Adressen der Astronauten?" "Derzeit Raumschiff, aber da stellt die Post nicht zu."
Die Sowjetunion hatte zur selben Zeit eine Luna-Sonde im Mondorbit (Luna sollte noch vor Apollo auf dem Mond landen, ist aber abgestürzt). Es gab eine Information an die NASA mit Daten zur Umlaufbahn Lunas, die aber von einer offiziellen russischen Veröffentlichung abwich. Und der Moderator fragte den live zugeschalteten Korrespondenten im Houston-Kontrollzentrum der NASA: "Was denken die Verantwortlichen bei der Nasa darüber?" "Nichts."
Die Apollokapsel umkreiste mit der angehängten Mondfähre den Mond, dann koppelte die Fähre ab und musste auf der der Erde abgewandten Mondseite ein Bremsmanöver durchführen, das war wegen des Mondschattens weder sicht- noch hörbar. Und der Moderator erklärte den Zuschauern: "Was vor 4 Minuten passiert ist, die Zündung der Bremstriebwerke, ist ja auf der Rückseite passiert. Aber nach dem bisherigen Verlauf des Unternehmens darf man mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit annehmen, dass das stattgefunden hat."
Und mit diesem denkwürdig schönen Spruch wenden wir uns wieder anderen Dingen zu.