In jedem Frühjahr wieder wird aus dem langweiligen Baum eine weiße Wolke. Leider dauert die Pracht nie lange an, schnell fallen die weißen Blütenblättchen herunter. Besonders schnell, wenn Petrus nach warmen Sonnentagen noch einmal kalte Polarluft mit Schneeflocken schickt. Ja, in unserem Weg blüht die Felsenbirne.
Diese Felsenbirne (lat. Amelancier lamarckii) kommt wie so etliches in unseren Gärten aus Nordamerika. Es gibt auch eine einheimische Art, aber die wächst im Gebirge und nicht so hübsch. Im 18. Jahrhundert fand der Adel es sehr schick, fremde Gehölze in seine Parkanlagen zu pflanzen, Pflanzenjäger zogen durch die fremden Kontinente und alles Exotische boomte. Die Vögel verteilten die Samen in der Natur und so tauchten Felsenbirnen bald überall auch wild auf. Die Vögel lieben die kleinen Früchte. Und im Herbst kommt dann der zweite große Auftritt der Felsenbirne mit rotverfärbtem Laub.
Und während ich die Blütenpracht bewunderte, flog der Graureiher über mich hinweg. Seit einigen Jahren kommt er regelmäßig vorbei, sitzt auf den Hausdächern und schaut in die Gärten. In diesem Jahr scheinen wir auf seiner nachmittäglichen Überflugroute zu liegen. Zu seinem bevorzugten Baum - der großen Weide.
Eine Flügelspannweite von knapp zwei Metern ist ganz schön imposant und die kleinen Meisen verdrückten sich prompt zwischen die Blütenbüschel. Graureiher sind groß, geschätzt einen Meter. Und sie fressen nicht nur Fische und Frösche, sie fressen auch schon mal kleine Vögel und Eier - wenn der Magen vor Hunger zwackt.
Mich beschleicht das Gefühl, dass es ihm Spaß macht gartenarbeitende Frauen mit Tiefflügen zu erschrecken. Unwillkürlich ziehe ich jedesmal den Kopf ein.