In der letzten Woche: Mein Herz sagte "Garten", mein Kopf sagte "Vertrocknetes wegräumen, bevor die ersten Blumen blühen", meine Füße und Hände und überhaupt der Körper sagten "Sturm, fröstelige Kühle, Regenschauer, Drinnen bleiben." Was macht eine sehnsüchtig auf blühende Beete wartende Hannoveranerin in diesem Fall?
Richtig. Sie nimmt die Familie, fährt nach Herrenhausen und wandert durch die drei aneinander gereihten Berggarten-Gewächshäuser: Kakteenland, Tropen, Orchideenparadies. In den letzten Jahren wurden sie alle renoviert, generalüberholt, denn etwas marode seien sie gewesen und nicht auf dem neuesten Stand, sagte die Gartenleitung. Sie wurden übrigens in meinem Geburtsjahr gebaut und stehen unter Denkmalschutz. (Und ich fühle mich gerade sehr alt.)
Im Tropenhaus ist noch bis zum 24. Februar der "Farbenrausch der Tropen" ausgestellt, genau das Richtige für mich. Vielleicht lag es daran, dass die Gärtner gerade gegossen hatten ... eine feuchtschwüle Wärme umhüllte uns und beschlug innert einer Sekunde Brillengläser und Objektive. (Und als wir später wieder hinaus gingen wurde mir richtig kalt.)
Früher gab es einmal eine kleine Windmaschine, mit der man Gläser wieder freipusten konnte, aber die ist wohl dem Renovieren zum Opfer gefallen. Es dauerte, bis wir wieder Sicht hatten. Aber dann war es atemberaubend prächtig.
Der Traum wohl eines jeden Orchideenfreundes, zumindest ich kenne keinen der sie nicht haben möchte: die Vanda. Sie gibt es im Tropenhaus in nicht mehr zählbarer Menge und jede einzelne Blüte ist wunderschön. In Lila, in Rot, in Blau, in Rosa, in Weiß. Prächtig. In Orange. Noch prächtiger.
Dazu blühen andere Schönheiten Südostasiens, Dendrobien in Fülle, Hibiskus.
Und dazu ist das Typische dieser Länder dekoriert, bzw. das was wir dafür halten: bunte Bambusschirme hängen als Mobile von der Gewächshausdecke, eine Rikscha transportiert Orchideen, Messingschalen beherbergen große Blüten, kleine Statuetten stehen auffällig-unauffällig dazwischen. Sam Nok lässt grüßen.
Sam Nok ist in Hannover ein omnipräsentes Geschäft für asiatische Wohnkultur und sehr gefährlich für mein Portemonnaie.
Im großen Wasserbecken schwimmt der riesige Wels seine Kreise und schnappt nur ab und zu an die Wasseroberfläche. Ein Schild warnt davor, die Finger ins Wasser zu stecken, Wels könnte denken, es sei Futter. Und irgendwie warte ich jedesmal darauf, dass es jemand tut. Eins dieser lauten, überaktiven und unbeaufsichtigten Kindergartenkinder, die den feinen geharkten Sand zertrampeln ... Ich habe inzwischen eine sehr schlechte Meinung von den Erzieherinnen der Jetzt-Zeit.
Ich weiß noch genau, was ich meinen Kindern vor 20 Jahren alles gesagt habe: Du darfst nicht auf die Pflanzen treten, du darfst keine Blätter abreißen und keine Blüten, das Wasserspiel ist nicht zum Plantschen da und in den Gängen wird nicht fangen gespielt. Aber da gab es auch noch keine Smartphones, die meine Aufmerksamkeit gefangen genommen hätten. Und wisst Ihr was? Meine Kinder haben sich dran gehalten.