Wie man ins Barock kommt? Na ... immer über das Mittelalter. Schon rein geschichtlich.
Aber auch ganz konkret hier in Hannover im MAK (MAK = Museum August Kestner). Denn da waren wir wieder einmal und haben an einem nasskalten Tag zwei schöne Stunden verbracht. Hinein und die große Treppe hinauf, dann geradeaus, die Ausstellung zur Provenienzforschung haben wir erst einmal links liegen gelassen und sind nach rechts gegangen, auch die Münzausstellung haben wir ignoriert. Und landeten bei einigen Highlights des Mittelalters und im Vorraum von "Prachtstücke - Kunst und Kultur der Barockzeit".
Das Mittelalter dauerte bis längstens 1500 n. Chr. und enthielt die Stilepoche der Gotik, das Streben nach Größe, nach Licht, sichtbar in den damals revolutionären Kirchenbauten. Dann kamen etwas Humanismus und etwas Reformation und mit beiden die Renaissance, eine Rückbesinnung auf die Antike. Und danach brach die Neuzeit an und mit ihr ab etwa 1600/1650 der Barock.
"Barock" bezeichnet nicht nur eine bestimmte Art der Literatur, Malerei und Kunst und Architektur. Er bezeichnet auch die Art der Menschen dieser Zeit zu denken, zu fühlen, zu erfahren, zu leben.
Es war eine Zeit der Gegensätze, einige Menschen unermesslich und verschwendend reich, andere unerträglich arm. Manche mit allen Sinnen genießend, manche bewusst asketisch lebend. Spannungsfelder sagt man heute dazu. Glaubensrichtungen stritten miteinander, Luthers Kirche bekam mehr und mehr Anhänger. Die katholische Kirche versuchte die Gläubigen an sich zu binden, mit Prunk, der Jungfrau Maria und sehr spezifischen Jenseitsbildern.
Der Tod war den Menschen nahe, täglich. Er war überall, der 30jährige Krieg wütete mit seinen unbeschreiblichen Gräueln, die Pest grassierte. Hinter allem lauerte Vergehen und Sterben. Vergänglichkeit. Da dekorierte man sein Heim auch schon mal mit geschnitzten Totenschädeln.
So versuchte wer konnte das Hier und Jetzt zu genießen, wo es nur ging. Carpe Diem - Genieße den Tag - dieser beliebte Wellness-Duschbad-Dekorationsslogan - damals lebte ihn wer dazu in der Lage war. Ludwig XIV. zum Beispiel in Versailles. Jeder kleine Fürst und Herzog des 30jährigen Krieges eiferte ihm nach. Üppig und exotisch und teuer und kostbar sollte alles sein. Luxus.
Die Prachtstücke der Ausstellung sind solche Dinge. Mir gefielen besonders die Pokale aus Kokosnuss und Seeschnecke. Und natürlich die schönen Handarbeiten, die nur leider in einem Schubladenschrank versteckt sind. Ein kleiner Hinweis darauf, die Fächer einmal aufzuziehen, wäre schön gewesen. Wir wären fast vorbei gelaufen.
Die Ausstellung "Prachtstücke" zeigt das MAK noch bis zum 7.April 2019.
Vielen Dank an das Museum für die Erlaubnis meine Fotos aus dem Hause hier zeigen zu dürfen.