Ja Kinder, wo wart Ihr denn? Wir hatten ein sehr trauriges Wochenende, denn es war Martinstag, eigentlich sogar zwei Martinstage (am 10. für die Evangelischen Luthers Geburtstag, am 11. Martinstag für die Katholischen), und keiner war da!
Keine singenden Kinder, keine Laternen vor der Haustür, kein Anbieten einer großen, einer sehr großen Schale voller Leckereien und Mandarinchen und Äpfel. Woran lag es? Waren alle noch von Halloween satt? Lag's am Wochenende? Am schlechten Wetter? An uns?
Abends blickten wir traurig auf die volle Schale und dann verteilte ich den Inhalt an unsere Kinder. Die schwelgten in Erinnerungen an vergangene Kindertage mit Beutezügen durch ganze Stadtteile, die Kindergruppe durfte nicht zu groß sein, aber auch nicht zu klein, textsicher musste man sein, wenigstens zwei Martinslieder musste man können. Und Danke sagen. Und die Mutter stand im Hintergrund an der Straßenecke und passte auf alle auf.
Das war das Highlight im grauen November. Und heuer?
Der November 2018 belastet sich nicht nur mit Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag und Buß- und Bett-Tag. Sondern auch mit düsterer Geschichte des Hitler-Deutschlands und dem Kriegsende des 1. Weltkrieges. 100 Jahre ist das her. Und niemand mehr da, den wir fragen können, wie das war, in der eigenen Familie. Nur ein Verwundetenabzeichen, gefunden in einer alten Schachtel im Keller, mahnt uns, dass bei Krieg niemand ungeschoren davonkommt. Ich habe für mein Abitur Kriegsliteratur lesen müssen: Ernst Jünger, Erich Maria Remarque. Schrecklich.
Ein Krieg hat keine Sieger, keine Besiegten, nur Opfer. Und keine Berechtigung.
Und die Menschen in Paris und London feierten, hallo Ihr Ewig-Gestrigen Nazis, keinen Sieg, sondern dass es damals endlich zu Ende war. Für Alle. Auch für meine Familie.