Das schöne Oktoberwetter hatte uns nach Herrenhausen in den Berggarten gebracht. Der schmückt sich noch bis zum 28igsten mit der "Florale", mit Kunstobjekten, die im ganzen Garten verteilt stehen/liegen/hängen. Und verleitet Hannovers Familien zu einer Art Schatzsuche. Oder schlicht gesagt, obwohl es ein ganz normaler Arbeitstagdienstag war, war es für Berggartenverhältnisse voll. Na ja, nicht so, dass wir uns gedrängelt hätten, es verläuft sich halt. Der Garten ist ja groß.
Und so begann für uns die Suche nach Kunst.
Wir stolperten als Erstes über Malerpinsel, angebliche 1.600 Stück, die im Rasen steckten, das war das "Cox Kocks Orange". Und wir überlegten lange, ob das nicht auch etwas für unseren
Garten sein könnte. Vielleicht in Lila-Blau-Tönen. Vielleicht im Vorgarten, statt Tulpen. Die Blicke unserer Nachbarn wären eine Herausforderung.
Am Eingang hatten wir einen kleinen Faltplan bekommen, auf dem die Fundstellen der Objekte eingezeichnet sind, mit Kunst- und Künstlernamen. Dass die Erklärungen zu den einzelnen Dingen auf der Rückseite stehen, fanden wir erst später heraus (denn wer faltet einen Flyer beim Bummeln schon komplett auf). Zunächst blieb es daher uns überlassen, zu rätseln ...
Ist das Sperrmüll? Nein, es war "die Farbe als florale Essenz" von Doris Hahlweg. "Einzelne Bildstücke, Farbhäute fügen sich zu einem farbigen Ganzen, eine in den spezifischen Umraum gebaute Malerei", so die Info dazu.
Sehr hübsch und, in kleiner eine Option für den heimischen Garten, die "Stielblüte" in der Heide am Moor von Klaus Madlowski. Und auch der "Schmarotzer" von Frank Brinkmann gefiel uns. Einzige Erklärung dazu: "Kreislauf-Symbol", das nenne ich mal kurz und knapp. Die goldenen Kieselsteine im "Weg zum Paradies" fanden wir nicht, die Künstlerinnen waren davon ausgegangen, dass die Besucher die Steine nach und nach aus dem Kiesweg sammeln würden - Entsorgungsproblem gelöst - und das war wohl schon geschehen.
Vor dem Welfenhaus-Mausoleum ballte sich die Kunst. Da standen "Dinge, die nicht zu sehen sind" (deshalb hier auch nicht) und ein Bilderrahmen von insgesamt Fünfen mit dem Namen "Absichten" (die ähnliches bewirken wie mein Blick durchs Kameraobjektiv), eine schwarze Farnblüte und auch ein ... hmm Dings ... eine kleiner Koffer mit präparierten Eicheln und Tannenzapfen, kleinen Väschen und eine Art zweiarmiger Leuchter mit Stecknadeln besteckt. Stand gar nicht im Faltblatt, war das also Kunst? Oder hatte eine Hexe ihre Zaubertrank-Ausrüstung vergessen? Sah aber gut aus.
Dann standen wir vor etwas, das aussah wie aufgehängte Wäsche. Es heißt "Nightmare" und darüber steht in der Pressemitteilung: "Der öffentliche Garten wird zu einem Nutzgarten mit privatem
Interieur umfunktioniert, das in künstliches Licht getaucht und in einem schwarzen Umfeld auf eine nächtliche Situation weist. Nachts, wenn die Ablenkungen des Tages wegfallen, kann sich ein
alltägliches Kleidungsstück in einen blutigen Torso verwandeln, der auf Leid und Tod verweist und dem geschützten privaten Raum gefährlich nahe rückt." Alles klar? Sowohl mein Mann als auch ich
haben beruflich Frauen mit dem Namen der Künstlerin kennengelernt und wir haben überlegt, ob vielleicht eine von ihnen ... Aber nein.
Das Spannende an moderner Kunst sind die Gedankengänge, die sie auslöst.