Meine Marmelade ist gekocht und einige Gläser haben bereits Beine bekommen und sind in die Haushalte unserer Kinder gewandert. Und ich habe angesichts meines gut gefüllten Vorratsregals gedacht, Fremde könnten meinen, wir ernährten uns nur von Marmelade ...
Dem ist aber nicht so. Denn Frühstücksbrötchen und Marmelade gibt es nur am Wochenende. In der Woche besteht das Frühstück aus Frischkornmüsli. Was das ist?
Für Frischkornmüsli (was so viel besser klingt als Frischkornbrei) schroten wir am Vorabend mit der Getreidemühle ein Schälchen voll Sechskorn-Getreide. Schroten bedeutet, dass kein feines Mehl gemahlen wird, sondern die Getreidestückchen gröber bleiben. Und Sechskorngetreide ist eine Mischung aus keimfähigen Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Buchweizen und Hirse und es gibt sie in Reformhaus und Naturkostläden. Über das Schrot kommt soviel Wasser, dass es gerade so bedeckt ist, und das Ganze dann bis zum Morgen in den Kühlschrank.
Am Morgen hat das Getreide das Wasser aufgesogen und ist weich geworden. Wie weich, ist persönlicher Geschmack und die nötige Wassermenge muss man ausprobieren.
Jeder nimmt sich seine Portion und verfeinert. Das dauert keine 5 Minuten. Geriebener Apfel macht es schön fluffig - oder Apfelmus, für den, der wie ich keine rohen Äpfel essen kann. Etwas Sahne, flüssig oder geschlagen. Oder Yoghurt. Oder beides. Alles an Beeren und kleingeschnittenem Obst, was man mag. Birne und Banane bringen Süße hinein und machen Zucker oder Honig überflüssig. Oben drüber gehobelte Mandeln, geröstete Sonnenblumen- oder Kürbiskerne oder Nüsse. Ein Hauch Zimt.
Das ist der Kickstarter für den Tag, er macht satt bis mindestens zum Mittag und gibt jede Menge Energie.
Frischkornmüsli gibt es bei uns seit den 1980er-Jahren. Damals wohnten wir in Göttingen, die innerdeutsche Grenze war nicht weit und bei Ostwind konnten wir die DDR-Kohleöfen riechen. Erschreckend viele Bekannte hatten Schilddrüsen- oder Hautprobleme, das kannten wir vorher nicht so. Über einen betroffenen Freund kamen die Publikationen Dr. Brukers zu uns und mit ihnen Vollwerternährung und das Frischkornmüsli. Und wir stellten fest: es tut uns gut! Dr. Bruker war damals hoch umstritten und wurde angefeindet und vor Gericht gezerrt, von der Schulmedizin, den Nahrungsmittelkonzernen und der DGE, der Zuckerindustrie, vor allem der Zuckerindustrie. Frischkornmüsli war angeblich giftig, weil sich im eingeweichten Getreide über Nacht - schwups - Schimmelpilze ansiedeln würden. Und wegen Gluten, böse, böse Gluten. (Maximal 1 % der Deutschen soll eine Glutenunverträglichkeit haben, aber es ist Mode und die Industrie macht Umsatz.)
Und heute titelt meine Fernsehzeitung "Die Fit-Formel für den Teller" und bildet Rohkost und Obst ab und schreibt "80 % der häufigsten Krankheiten gelten als ernährungsbedingt" und "50 % der täglichen Ernährung sollten aus Gemüse und Obst bestehen". Und Zucker ist plötzlich ganz hochoffiziell böse und SPAR-Österreich bringt eigene zuckerarme Produkte an die Kunden. Dr. Bruker erlebt das nicht mehr, aber seine Gesellschaft für Gesundheitsberatung GGB sollte vielleicht das Copyright für diese Dinge einfordern.