Toffee bekam ich von meiner englischen Familie geschenkt: "Du magst doch so alte Teddys .... Bevor wir in wegtun ..." Toffee ist Brite. Er wurde so um 1953 herum geboren und ich möchte gar nicht so genau wissen, was er seitdem alles erlebt hat. Irgendwann sind ihm roter Schal und Mütze, so eine mit einem kleinem Bommel, abhanden gekommen, sein Stoffetikett in der Bauchnaht wurde abgeschnitten und das auf der Fußsohle entfernt, die Druckstimme im Bauch ist verstummt. Ich hätte sie gerne englisch brummen gehört.
Seinen Namen habe nicht ich ihm gegeben, sondern er bekam ihn nach einer Figur aus einer Kinderrundfunkserie der BBC, die vor 60/70 Jahren in Great Britain sehr populär war.
Gemacht wurde er von der Firma Chad Valley. Chad Valley hatte sich aus einer im 19. Jahrhundert gegründeten Druckerei entwickelt, die Firma kaufte Teddyfirmen wie Peacock und Wrekin Toys auf und wurde 1938 Teddy-Hoflieferant der Mutter der jetzigen englischen Königin Elizabeth II. Wäre das Label auf der rechten Fußsohle noch da, hätte es dort gestanden: "by appointment toy makers to H.M. Queen Elizabeth the Queen Mother".
Queen Mum soll eine große Teddybärensammlerin gewesen sein, die Sammlung sei aber in Windsor gut verschlossen, sagt man.
1967 schluckte Chad Valley die Firma Chiltern Toys und wurde zum größten Plüschtierhersteller in England. Dann begann der Niedergang, Chad Valley selbst ging durch mehrere Hände, gelangte zum Woolworth-Konzern. Die Namensrechte gehören heute der Supermarktkette Sainsbury's.
Und auch wenn die Katalogmacher der Ladenburger Spielzeugauktionen regelmäßig Plüschiges von "Chuck Valley" ankündigen, nein, Chuck Norris hat damit nichts zu tun. Es muss Chad Valley heißen.
Und nun sitzt Toffee in meiner englischen Ecke, ist sozusagen emigriert worden nach Deutschland, so wie das etliche Briten noch schnell vor dem Brexit
machen, schnell noch umziehen, ehe sich Großbritannien in die EU-Isolation
begibt. Mortimer tröstet ihn mit einer "good cup of toffees".
Mortimer ist gebürtiger Pole, ist aber bereits als Bärenbaby nach England gekommen, wahrscheinlich weil er den Winnie-the-Pooh-Zeichnungen so ähnlich sieht. Er hat dann dort als Nanny gearbeitet, bis ich ihn in London abgeworben und nach Hannover gebracht habe. Hannover hat übrigens eine recht große britische Community. Wahrscheinlich weil wir hier seit der Personalunion mit England einen exzellenten Tee trinken.