Es sind Sommerferien, es ist Sommer, phantastisches Sommerwetter. Und wir Hannoveraner genießen unser Schützenfest. Es gibt kaum jemanden, der nicht hingeht oder in dieser Zeit in den Urlaub fährt - oder?
Für alle Schützenvereinsmitglieder ist das Schützenfest sowieso ein "Must". Die haben gut zu tun, beim Ausmarsch am ersten Samstag müssen alle schon früh auf. Wir hörten das Tschingterrassa-bum-kling-klong dieses Mal gegen 8 Uhr morgens, aber das kann auch durchaus schon drei Stunden früher sein, wenn die Bruchmeister oder Ehrengäste oder Könige von einer Schützenabordnung abgeholt werden. Denn beim Neuen Rathaus muss der "Zoch" (=Zug) sortiert und aufgestellt werden, das dauert, ehe er um 10 Uhr losgeht: Einmal durch die Innenstadt, eine große Runde, mehrere Kilometer, um dann einige hundert Meter vom Rathaus entfernt auf dem Schützenplatz zu landen. Wenn die Ersten am Schützenplatz ankommen ist bestimmt ein Viertel noch gar nicht losgelaufen. Und die Runde hat es in sich, denn da stehen die Hannoveraner am Rande - oder sitzen beim Weinchen/Bierchen/Kaffee und schauen, Kamelle oder anderes wollen geworfen werden und letztendlich ist ja auch das Fernsehen da und überträgt alles live.
Auch wenn die Könige und -innen schon feststehen: An den Schützenfesttagen muss dann noch alles Mögliche ausgeschossen werden, Schilde und Papagoyen (= Holzpapageien) und Pokale und Ehrenzeichen und überhaupt. In den Festzelten fließt das Bier und die Hannoversche Lüttje Lage (= ein mit Korn gefülltes Schnapsglas wird über das Bierglas geklemmt und beides gleichzeitig getrunken) kleckert auf die Ungeübten. Ein richtiger Schütze hat bis zum Zapfenstreich am Sonntag einen Alkohol-Dauerpegel und entgiftet mindestens bis zum Herbst.
Rund um die Festzelte findet der Rummel statt. Was ich schön fand, war der Autoscooter (wegen der Erinnerungen an erste Freunde), war das Riesenrad (wegen der Magenfreundlichkeit), war der Hau-den-Lukas (wegen der 'kleinen Hexe'). Es gab eine Menge magenunfreundlicher Fahrgeschäfte, eine ganze Menge jeglicher Art von Essen und Eis und sogar Säfte und noch mehr Möglichkeiten Geld zu verspielen, Lose zu ziehen, Dosen zu werfen, zu Angeln, Greifarme zu bedienen und - tatsächlich - auch zu Schießen. An einem der Schießstände habe ich dank der Fähigkeiten meines Mannes drei Rosen bekommen und das war das Beste.
Ich habe viele, viele Besucher gesehen, die begeistert ihre Smartphones zückten, die alle entspannt bummelten, junge Familien mit Kinderwagen, lächelnde Securityleute und Polizei, Trupps von Schützen, den König (mit Krone) in die Mitte genommen, um ihn zum Festzelt zu geleiten, viele junge Frauen mit Kind und Kopftuch, die sich riesig amüsierten über alles und über Väter, die grün im Gesicht aus der "Infinity" kamen. Es war ein gut gelauntes Schützenfest. Und - btw - das Klo am Eingang Gildetor war umsonst.
Das Maskottchen unseres Schützenfestes ist der Ballerkalle, der vor einigen Jahren seine Ballerina dazu bekommen hat. Beide gibt es als Plüschfigur. Entweder man schießt oder angelt sie an einem der Schaustellerstände - dann ist man mit mindestens 10 Euro dabei. Oder man geht in die TouristenInformation und kauft sie für die Hälfte.