Ist das ungewohnt. Es gibt sie seit 1986, aber heuer das erste Mal im Sommer. Cebit im Juni.
Sie sollte ganz neu erfunden werden, um die Firmen wieder zufriedener (besser verdienend) zu machen, um die Besucherzahlen wieder zu steigern, um wieder gemocht zu werden, um wieder für das normale Publikum attraktiver zu werden, um das Herumgeeiere der letzten Jahre (kürzer, teurer, weil bitte nur Fachpublikum, aber bitte dann doch junge! Leute - und Frauen, unbedingt Frauen fürs Image) abzustreifen.
So wurde aus ihr das "Business-Festival für Innovation und Digitalisierung" auf dem es sich nicht mehr um Werbung, Information und Neukunden drehen, sondern darum gehen sollte, ein Erlebnis zu schaffen und statt Kunden eine Community zu formen. Um "die digitalen Entscheider von Heute und Morgen" anzulocken, gab es Riesenrad und Surfwelle, interaktive Drohnen mit pazifistischem Ballett und abendliche Konzerte. Was nicht mehr in dieses Konzept passte waren bei einigen Firmen die Werbegeschenke.
Bei den abendlichen Konzerten klappte das "Locken" gut: Für 15 Euro Abendticket ein mehr als einstündiges Konzert mit Jan Delay, super. Da erlaubten sich auch die "digitalen Entscheider von Gestern" zu kommen und trieben die Besucherzahl in die Höhe.
Apropos Besucherzahl: Etwa 180.000 im letzten Jahr, angebliche 120.000 in diesem Jahr - einschließlich Konzertpublikum. Aber es wäre zu 90 % Fachpublikum gewesen, heißt es stolz, und ein Drittel davon die relevanten Entscheider ... Ja dann.
Ich weiß noch gut, wie um die Jahrtausendwende um die "Normalen" geworben wurde, um jeden potentiellen Kunden, die Kinder und Studenten, um alle in die digitale Welt zu verführen, wieviele Werbegeschenke verteilt wurden, wie wir geschleppt haben, Bälle, Popcorneimer, Gimmicks, wo jeder dagewesen sein musste, mehr als 800.000 Besucher, und Hannover war ein einziger Stau. Und der Eintritt war noch bezahlbar. Jetzt bleiben die großen Firmen weg und mit ihnen die Neuheiten, die die "Normalen" interessieren und gleichzeitig steigt der Preis in Höhen, die die "Normalen" nicht mögen, übrigens auch Behörden und Ämter nicht, die deshalb Besuche nicht genehmigen.
Bis zum letzten Sonntag dachten wir noch, die Cebit 2018 würde ohne uns stattfinden. Sie war noch nie so teuer wie in diesem Jahr. Ein Tag - 100 Euro. Und wir waren nicht bereit, auch nicht mit 50-Prozent-Angeboten, auch nicht aufs Geschäftsbudget, diesen Eintritt zu bezahlen. Dann rettete unser Mobilfunkanbieter mit Freikarten unseren Messebesuch. Wir haben aber satte 11 Euro fürs Parken bezahlt, was an genau derselben Stelle zur Infa im Oktober noch 6 Euro gekostet hat, und fanden das unverschämt.
Aber wir konnten schauen und staunen, konnten über Use cases, neue Features und Contents reden, uns über Influencer-Marketing mit Technology Panel informieren. Und sogar ein zwei drei Werbegeschenke ergattern. Es gab keine Schlangen, kein Gedränge, es war sehr entspannt. Die Füße taten trotzdem weh.
Und jetzt ist Fußball. Mit Ente.